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Um die
Wirkung verschiedener Sprechweisen zu erkennen, wird hier der gleiche
Text von verschiedenen Sprecher/innen in jeweils 29 unterschiedlichen
Variationen gesprochen. Dabei handelt es sich einzelne Sätze, wie sie
bei einem Bewerbungsgespräch verwendet werden:
Guten
Tag! Mein Name ist Martin/Martina Schulte. Ich interessiere mich für
diese Stelle. Ich bin sicher, dass sie genau meinen Neigungen und Fähigkeiten
entspricht. -- Ja, das habe ich bereits getan. -- Nein, das ist mir
unbekannt. -- Warum interessiert Sie das? -- Ich könnte mir gut
vorstellen, auch solche Tätigkeiten zu übernehmen. -- Danke und auf
Wiedersehen.
Je
nach dem, wie dieser Text gesprochen wird, hat man nicht nur den
Eindruck, es handele sich um eine andere Person, sondern auch, dass die
Person sich jeweils um eine andere Stelle bewirbt. Damit die
Unterschiede durch die Veränderungen bei den einzelnen sprecherischen
Teilaspekten besonders deutlich werden, sollte man immer zunächst nur
die Aufnahmen eines Sprechers bzw. einer Sprecherin vergleichen. Denn
der Vergleich von Aufnahmen unterschiedlicher Stimmen kann von den Veränderungen
in den einzelnen Teilaspekten ablenken.
Besonders
deutliche Gegensätze zeigen sich beim Vergleich einzelner Sprechweisen,
z. B. des verhauchten (akustische Struktur Nr. 13; Aufnahmen 13, 42, 71)
mit dem harten (akustische Struktur Nr. 16; Aufnahmen 16, 45, 74) und
gepressten Stimmklang (akustische Struktur Nr. 17; Aufnahmen 17, 46, 75)
oder auch zwischen häufigen Tiefschlüssen (akustische Struktur Nr. 28;
Aufnahmen 28, 57, 86) und Schwebe- bzw. Hochschlüssen in der Melodieführung
(akustische Struktur Nr. 29; Aufnahmen 29, 58, 87). Bei der Artikulation
sind besonders auffällig der nasale Klang (akustische Struktur Nr. 1;
Aufnahmen 1, 30, 59), die Sigmatismen (akustische Struktur Nr. 2;
Aufnahmen 2, 31, 60 und akustische Struktur Nr. 3; Aufnahmen 3, 32, 61)
und die zurückverlagerte (akustische Struktur Nr. 5; Aufnahmen 5, 34,
63) und die verbissene Aussprache (akustische Struktur Nr. 6; Aufnahmen
6, 35, 64). Ungeübte Hörer/innen sollten mit solchen deutlich zu
unterscheidenden Beispielen beginnen, ihre Hörfähigkeiten in diesem
Bereich zu trainieren.
Die
Aufnahmen (Tracks) 1–29 werden von Sandra Marx gesprochen, 30–58 von
Frank Enders und 59–87 von Dr. Marita Pabst-Weinschenk.
Aufgenommen
wurden die Hörbeispiele im Mai 2004 im Multimediazentrum der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit freundlicher Unterstützung
von Bettina Ritter und Gerold Schmolke.
Übersicht über die
Aufnahmen
Track
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Dauer
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Akustische Struktur (Aussprache – Stimmklang –
Sprechausdruck)
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Wirkungstendenzen
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01
30
59
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0:37
0:28
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1) nasaler Klang
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vornehm
(französisch), distanziert bis überheblich, von oben herab,
bildungsbürgerlich, konservativ
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02
31
60
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0:30
0:26
0:26
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2)
s-Auffälligkeiten (addentaler oder interdentaler Sigmatismus,
»Lispeln«)
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naiv-kindlich,
weckt Beschützer-Instinkt; aber auch listig, wenn es scharf
klingt
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03
32
61
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0:26
0:27
0:30
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3) lateraler Sigmatismus (»Hölzeln«)
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unscharf,
nicht prägnant, ungenau
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04
33
62
|
0:26
0:25
0:26
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4) undeutliche Aussprache (»Nuscheln«) beruht auf zu geringen
Mimik-Bewegungen (»Pokerface«) und geht oft mit insgesamt zu
geringer Körpersprache einher; fördert auch oft nasalen Klang
|
nicht
klar, mundfaul, wenig interessiert, fahrig, gleichgültig,
weniger kompetent
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05
34
63
|
0:30
0:26
0:27
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5) zurückverlagerte Artikulation, kann auch zu nasalem Klang führen
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wenig
offen, etwas verbergen; mit Ruhrpott-Slang auch typisch hemdsärmelig
(Arbeitermilieu)
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06
35
64
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0:33
0:26
0:24
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6) verbissene Aussprache (zu geringe Kieferöffnung), auch oft
mit nasalem Klang
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etwas
verbergen, nicht offen, Inhalte wirken schwieriger,
anstrengender
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07
36
65
|
0:28
0:26
0:21
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7) vorherrschend Auf-Zu-Bewegungen (a-setting), manchmal mit sehr
melodiösem Sprechen; bei dynamischem Sprechen wird oft auch
knarrend gesprochen
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kindliches
Plappern, naiv
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08
37
66
|
0:27
0:25
0:25
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8) vorherrschend Lippen-Breitspannung (i-setting) führt meistens
zu einem weichen Stimmeinsatz
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überfreundlich,
weniger ernstzunehmend
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09
38
67
|
0:30
0:27
0:24
|
9) vorherrschend Lippen-Vorstülpung (u-setting)
|
etwas
spitz, ängstlich
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10
39
68
|
0:21
0:22
0:16
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10) zu kurzer Vokalgriff (alle Vokale klingen zwar richtig, aber
zu kurz), zu schnelles Sprechtempo
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gehetzt,
unstetig, oberflächlich
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11
40
69
|
0:40
0:26
0:26
|
11) starke Behauchung der Plosive, führt manchmal auch zu einem
insgesamt verhauchten Sprechen
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leicht
theatralisch
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12
41
70
|
0:37
0:28
0:31
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12) hyperkorrekte Aussprache, dabei wird meistens recht langsam
gesprochen
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gelehrt,
überheblich, pingelig genau, kleinlich
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13
42
71
|
0:40
0:27
0:31
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13) verhauchter Stimmklang, auch oft langsames Sprechen
|
leidend,
seufzend, aber auch geheimnisvoll und erotisch
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14
43
72
|
0:30
0:25
0.30
|
14) weicher Stimmeinsatz
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sensibel,
gefühlsbetont
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15
44
73
|
0:28
0:24
0:27
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15) fester Stimmeinsatz
|
sicher,
bestimmt, kompetent
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16
45
74
|
0:30
0:25
0:25
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16) harter Stimmeinsatz (»Knarren«)
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gezwungen,
verklemmt, intellektuell, verkopft, nicht flexibel
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17
46
75
|
0:33
0:26
0:24
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17) gepresster Stimmklang (verstärkter Atemdruck, vaukale Enge)
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zu
willensbetont, rhapsodisch (stark auf Zuhörer einwirken
wollen), zwanghaft bis gequält
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18
47
76
|
0:27
0:25
0:29
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18) erhöhte Sprechstimmlage (Kopfstimme)
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sich
klein machen, nicht bestimmt, nicht überzeugend, unsicher
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19
48
77
|
0:29
0:27
0:29
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19) leises Sprechen, führt auch zu schwachen Betonungen
|
Zurückhaltend,
wenig bestimmt, unsicher
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20
49
78
|
0:27
0:24
0:78
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20) lautes Sprechen, zumeist auch mit deutlichen Betonungen
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dominant,
dynamisch, aber auch unsensibel
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21
50
79
|
0:35
0:26
0:29
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21) überstarke Betonungen
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dynamisch,
willensbezogen, dominant, belehrend, oberlehrerhaft; wie
schlechte Politiker
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22
51
80
|
0:30
0:25
0:25
|
22) schwache Betonungen, oft verbunden mit leisem und
undeutlichem Sprechen
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lasch,
undynamisch, langweilig, unwichtig
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23
52
81
|
0:35
0:24
0:24
|
23) gleichförmiges Betonungsmuster, entsteht oft bei zu vielen
Hoch- und Schwebeschlüssen, kann auch mit hörbarer Atmung (Stoßseufzern)
und Mundgeräuschen auftreten
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24
53
82
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0:18
0:21
0:15
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24) schnelles Sprechtempo (zu hohe Artikulationsgeschwindigkeit,
zu wenig und/ oder zu kurze Pausen)
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lebendig,
quirlig, aber auch gehetzt, unsicher (schnell fertig werden
wollen), sich nicht trauen, mehr Zeit zu beanspruchen
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25
54
83
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0:59
0:33
0:53
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25) langsames Sprechtempo (zu langsame
Artikulationsgeschwindigkeit, zu viele und/ oder zu lange
Pausen), tritt zumeist mit schwachen Betonungen und deutlicher
Aussprache auf
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gewichtig,
man nimmt sich Zeit, aber auch langweilig, geistig nicht rege,
unflexibel, schlecht vorbereitet
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26
55
84
|
0:56
0:41
0:30
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26) viele gefüllte Pausen (Füll-Laute, Füllwörter)
|
wenig
kompetent, unsicher, nicht kommunikativ
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27
56
85
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0:36
0:26
0:21
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27) große Tonhöhenunterschiede in der Sprechmelodie
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emotional,
gefühlsbetont; bei hoher Stimmlage und gewisser Lautstärke
auch hysterisch-kreischend
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28
57
86
|
0:36
0:27
0:29
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28) häufige Tiefschlüsse, fallende Kadenzen, tritt oft mit
lautem Sprechen und deutlichen Betonungen auf
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bestimmt,
überzeugt, klar strukturiert, einfach verständlich
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29
58
87
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0:27
0:28
0:26
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29) häufige Schwebe- oder Hochschlüsse, progrediente Kadenzen,
treten oft bei leisem Sprechen und erhöhter Sprechstimmlage auf
|
freundlich,
fragend, wenig bestimmt, reihendes Sprechen, Zuhörer kann nicht
alle Infos behalten und verarbeiten; fühlt sich »tot« geredet
und ertrinkt im Redestrom ohne akustische Punkte.
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