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Tipps zur Vorbereitung auf einen mündlichen Vortrag

 (Vgl. auch: Studienreformkommission des Germanistischen Seminars der HHUD: Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten der Studierenden. In: Studienführer Germanistik. Das Germanistikstudium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Hg. vom Studienreformprojekt Germanistik und der Fachschaft Germanistik an der HHUD. Düsseldorf 1998, 1. Lfg, A 4.1, S. 9-12)

Vorbemerkung:

Inhalt und Dauer eines Seminarvortrags sollten mit dem Dozenten oder der Dozentin abgesprochen werden. In der Regel beträgt die Dauer eines Seminarvortrages ca. 10 bis 20 Minuten pro Sprecher/in. Ein Referat ist ein mündlicher Vortrag und wird anders konzipiert als eine Hausarbeit. Gesamtaufbau und Sprachstil sollten einfach und verständlich sein, damit die Zuhörer/innen alles gut verfolgen und auf Anhieb verstehen können.

Verständlichkeit ist immer abhängig von der Vorbildung der Zuhörer/innen. Aber auch wissenschaftliche Vorträge sollten nicht umständlicher und komplizierter formuliert werden als unbedingt notwendig. Überprüfen Sie die Verständlichkeit:

 

Möglichst einfach sprechen:

  • kurze Sätze

  •  wenig Fremdwörter (zu viele Fremdwörter sind oft Imponiergehabe)

  • ·notwendige Fremdwörter und Fachbegriffe erklären, also keine Phrasen dreschen

  • wenig Floskeln und Füllwörter verwenden

  • anschaulich und konkret sprechen, damit Zuhörer sich alles besser vorstellen können

  • viel mit Verben formulieren, keine unnötig umständlichen Hauptwort-Konstruktionen

 

Möglichst übersichtlich gliedern:

  • Absätze/Pausen machen

  • die Gliederung zu Beginn Ihres Vortrags ankündigen

  • logisch, alles in der richtigen Reihenfolge aufbauen

 

So kurz wie möglich sprechen:

  • auf die wesentlichen Punkte begrenzen

  • aber kein Telegrammstil

  • Damit die Zuhörer sich an den Inhalt erinnern, ist wichtig, daß Sie wesentliche Punkte bei längeren Reden wiederholen.

  • Nebengedanken und persönliche Erklärungen weglassen

 

Hörerfreundlich formulieren und zum Mitdenken anregen durch:

  • direkte Anrede, nicht nur einmal am Anfang

  • Formulierungen aus der Perspektive der Hörer (Sie/Ihr/Du)

  • lebensnahe, auch heitere Beispiele

  • Erzählungen mit wörtlicher Rede statt nüchterner Berichte

  • rhetorische Fragen als Zwischenüberschriften“

(Pabst-Weinschenk: Gut argumentiert ist halb gewonnen: Diskutieren lernen. In: Kruse, Otto (Hg.): Handbuch Studieren. Von der Einschreibung bis zum Examen. Frankfurt/M.: Campus 1998, 224-237, 225)

Ferner sollten Sie Vorträge stützen durch

  • Visualisierungen wichtiger Schritte (Folien, Tafelbild, Dias, Filme etc.)

  • Thesenpapier (als Handout zu Beginn, als Zusammenfassung zwischendurch oder zum Schluss)

Mündliche Vorträge sollte man üben, und zwar immer unter Berücksichtigung der Zeitvorgabe.

Folgende Checkliste zur Selbstkontrolle wird empfohlen, aber bitte Vorsicht: Nicht wie das eigene schlechte Gewissen neben sich stehen und sich selbst ständig beim Reden zuschauen. Denn das erzeugt Stress und blockiert. Besser ist es, den Vortrag  aufzunehmen oder einem Bekannten vorzutragen, der anschließend konstruktiv kritisiert (siehe unten!).

Haltung und Gestik:

  • Wie ist mein Auftreten?

  • Ist meine Körperhaltung offen?

  • Lasse ich meine natürliche Sprechgestik zu oder unterdrücke ich meinen Bewegungsdrang, so dass unmotivierte und störende Ableitungsbewegungen entstehen?

Sprech- und Atemtechnik:

  • Spreche ich deutlich, langsam und laut genug?

  • Mache ich genug Pausen (z.B. Absätze hörbar machen)?

  • Senke ich die Stimme am Satzende ab (Kadenzen als akustische Satzschlusszeichen)?

  • Atme ich ruhig durch und halte nicht in den Pausen die Luft an?

  • Klingt meine Stimme voll und nicht zu gepresst?

Hörerbezug:

  • Halte ich Blickkontakt mit meinen Zuhörer/innen? (Alle Teilnehmer/innen im Blickfeld haben, orientierungslosen „Scheibenwischerblick“ vermeiden, gezielt einige Personen für kurze Momente anschauen!)

  • Denke ich an den Kenntnisstand der Zuhörer/innen? (Nicht zu viel Wissen voraussetzen!)

  • Zeige ich Engagement und wecke Interesse bei den Zuhörer/innen? (Z.B. durch rhetorische Fragen als Zwischenüberschriften, direkte Anreden und anschauliche Beispiele!)

  • Achte ich auf einfachen Satzbau und Konkretheit des Inhalts? (Kurze Sätze, wenig Fremdwörter, keine unnötigen Wiederholungen, Zitate mündlich mit „Zitat“ bzw. „Zitat Ende“ kennzeichnen!)

  • Lasse ich Raum für Zwischenfragen?

Beginn und Schluss:

  • Wie ist mein Einstieg? (Einleitung gut überlegen, nicht direkt losreden, sondern erst mit Blickkontakt die Aufmerksamkeit der Zuhörer/innen sammeln, ausatmen und dann das Thema selbstbewusst und positiv vorstellen!)

  • Habe ich einen guten Schluss/Abgang? (Der erste Eindruck ist entscheidend für die Motivation der Zuhörer/innen, der letzte Eindruck bleibt besonders in Erinnerung, also einen guten Schlusssatz planen, nicht unvermittelt abbrechen und die Flucht antreten!)

Die Besprechung des Seminarvortrags kann unmittelbar danach oder in einer eigenen Seminarrunde geschehen. Dazu kann ein vorbereiteter Feedback-Bogen benutzt werden. Die Referent/innen sollten die hierfür notwendige Beurteilungszeit vorher einplanen. Für alle Beteiligten (für die Referent/innen, die Studierenden im Plenum und auch für die Dozierenden) ist konstruktive Kritik zu den genannten Kriterien geboten. Alle sollen die mündlichen Leistungen nicht pauschal bewerten, sondern möglichst genaue Beobachtungen mitteilen; nicht nur negative, sondern auch positive Punkte nennen, und zwar diese zuerst. Nach Möglichkeit sollten insgesamt genauso viele positive wie negative Punkte genannt werden; weiterhin sollte die Kritik in „Ich“-Sätzen formuliert werden statt mit „man“ oder „das“ (nach TZI, Methode der Themenzentrierten Interaktion im Sinne von R. Cohn).

Literatur-Empfehlung:

 Pabst-Weinschenk, Marita: Reden im Studium. Ein Trainingsprogramm. Frankfurt/M.: Cornelsen Scriptor 1995