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Analyse der Gesprächsrunde vom 09.05.2001

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Analyse der freien Diskussion

2.1. Gesprächsführung

2.2. Meinungsvertretung

2.3. Gestik

3. Geleitete Debatte

3.1. Gesprächsführung

3.2. Meinungsvertretung

3.3. Gestik

4. Schlussteil: Vergleich

5. Literaturverzeichnis

 

1.      Einleitung

“Wenn wir mit Reden auch überzeugen wollen, dann sollte unser Denken in Einklang mit unserem Gefühl unser Sprechen leiten.”[1] Wie schwer dieser Grundsatz aber in der Praxis nun wirklich zu realisieren ist, wird bei einer Analyse der aufgezeichneten Gesprächsrunde vom 9. Mai 2001 deutlich. Artikulationsprobleme treten sowohl in der freien Diskussion (analysiert von Caroline Spätling), als auch in der geleiteten Debatte (analysiert von Janine Oswald) auf.

Zu Beginn sollten hierbei vier Seminarteilnehmer  frei über das Thema “Bücherliste” diskutieren. Um den Gesprächsverlauf sinnvoll analysieren zu können, haben wir das Gespräch transkribiert und auf Füllwörter (z.B. halt, eigentlich, quasi, ja, einfach, mal), Füllsel (Äh, ähm), Ausdrucksweise und die Art der Gesprächsführung untersucht. Ebenso sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es sinnvoller wäre, nur einen Auszug aus der freien Diskussion zu transkribieren, um diesen dann genauer beleuchten zu können. Da auch die Gestik eine wichtige Rolle innerhalb der Kommunikation einnimmt, weil sie sowohl Unsicherheit wiederspiegelt, als auch zur Betonung der Aussage dienen kann, haben wir diese in unsere Erarbeitung mit einbezogen. Erstaunlicherweise war dieser Punkt am schwierigsten zu untersuchen, da die vier Teilnehmer sich in ihrer Gestik sehr zurückhaltend gegeben haben. Trotz dieser Zurückhaltung lassen sich aber dennoch einige Rückschlüsse aus der Körpersprache der Personen ziehen. Bei der geleiteten Debatte sind wir nach der gleichen Methode vorgegangen, wie bei der freien Diskussion.

In der geleiteten Debatte, waren die vier Personen in zwei Gruppen eingeteilt. Zwei Sprecher vertraten die Meinung, dass eine Bücherliste sinnvoll sei und die anderen zwei sollten Argumente gegen die Bücherliste aufführen. Die Debatte war in zwei Bereiche unterteilt: In der ersten Gesprächsrunde, sollte jeder Sprecher seinen Standpunkt zu dem Thema vortragen und dann in dem zweiten Teil das bereits vorgebrachte Argument ihres Kontrahenten widerlegen. Ein Vergleich der Ergebnisse der beiden verschiedenen Gesprächsituationen erschien uns abschließend als sinnvoll, da es auffallende Unterschiede in dem Gesprächsverhalten der Personen gab.

Um die Sprecher zu benennen , haben wir sie der Redeabfolge nach nummeriert. Bei der freien Diskussion ist die Studentin rechts hinten am Tisch Person Eins, Person Zwei der Student vorne links, der Student hinten links ist Person Drei und vorne rechts sitzt Person Vier. In der geleiteten Debatte ist Person Eins die Studentin rechts hinten, Person Zwei ist der Student vorne rechts, der Student hinten links ist Person Drei und Person Vier ist der Student vorne links. Fürsprecher der Bücherliste waren hierbei die Personen Eins und Zwei, Person Drei und Vier bildeten die Gegenpartei. Die Nummerierung hat sich bei der geleiteten Debatte anders ergeben, als in der freien Diskussion, da hier zuerst die beiden Sprecher der Pro-Partei sprechen sollten, danach die  Gegner der Bücherliste. Durch die vorgegebenen Gesprächsformen (freie Diskussion / geleitete Debatte), ergaben sich in der Analyse deutliche Schwerpunktverlagerungen. Während in der freien Diskussion der Hauptakzent auf der Gesprächsführung liegt, die durch die vorgegebenen Standpunkte in der geleiteten Debatte festere Formen hat, nimmt den größten Teil der Untersuchung der geleiteten Debatte die Meinungsvertretung ein.

2.      Analyse der freien Diskussion

2.1.    Gesprächsführung

Mit den Worten: “Also ich denke mal ähm geht schon wieder los mit “ähm”, ich glaube nicht dass das Ganze gelesen werden muss \”[2], leitet “Person Eins” (weiblich) ihre Meinungsäußerung in der freien Diskussion über die Bedeutung der Bücherliste ein. Schon an diesem ersten Satz lässt sich einiges erkennen, bzw. deuten. Das Füllwort “also” dient ihr hierbei als Auftakt zu ihrer Sichtweisendarlegung und lässt vermuten, dass sie selbst noch nicht genau weiß, was sie eigentlich zu dem vorgegebenen Thema zu sagen hat, da ihr keine Vorbereitungszeit zugestanden wurde. Eine Zielwirksame Vorbereitung auf ein Thema, ist jedoch von Nöten, um in einer Gesprächsrunde zu überzeugen und seine Meinung sicher vertreten zu können.[3]  Sicherlich ist der Beginn eines Satzes mit “also” auch ein Zeichen von Unsicherheit, die darauf zurückzuführen ist, dass sie die erste der vier Personen ist, die etwas zu dem Thema “Bücherliste” äußern soll, sich somit nicht an der Aussage einer anderen Person orientieren kann und keine Zeit vorhanden ist, um sich zu akklimatisieren. Person Eins versucht ihren Satz mit der Darlegung ihrer Gedanken zu beginnen: “Also ich denke mal”[4], stolpert dann aber schon über ihre eigenen Gedanken und schiebt ein “ähm” ein, was ihr kurz Zeit geben könnte, ihre Meinung innerlich zu strukturieren. Das ist hier jedoch nicht der Fall. Sie verfängt sich in ihrem eigenen “ähm”, da sie sofort die Verbindung zu dem Thema des Seminars zieht in dem sie sich befindet und somit ihr “ähm” als störend empfindet. Dies lässt den Rückschluss zu, dass sie sich noch nicht wirklich mit  dem zu diskutierenden Thema auseinandersetzt, sondern sich in erster Linie selbst unter den Aspekten der Anwendung von Füllwörtern betrachtet. Da sie sich selbst auf ihren sprachlichen “Stolperer” rückbezieht, fällt den Zuhörern dieser erst wirklich auf. Jedoch hat dieser Einstieg und die “Eigenkritik” auch zur Folge, dass sie über sich selbst lächeln muss. “Es [das Lächeln] stellt eine machtvolle soziale Reaktion dar, die zahlreiche bedeutsame Funktionen erfüllt und die Fähigkeit fördert, mit anderen Menschen auszukommen.”[5]  In diesem Falle entschuldigt sich die Person mit dem Lächeln vielleicht für ihren “Fehler” und nimmt der Atmosphäre innerhalb der Gesprächsrunde ein wenig die anfängliche Anspannung. Zudem zeigt sie sich auf diese Weise ihren Zuhörern als Mensch, der über sich selbst lachen kann und verringert somit ein wenig die Distanz zwischen sich und ihrem Auditorium. Das sogenannte Denk-Sprechen, also das Phänomen sich während des Redens über ein Thema Gedanken darüber zu machen, was man als nächstes sagen  will, regt die eigene Kreativität an und erleichtert dem Redner die Meinungsfindung.[6] Dieses Denk-Sprechen scheint sich auch bei Person Eins wiederzufinden und zwar zum Beispiel in folgendem, von mir transkribierten Gesprächsausschnitt: “Es gibt da ja verschiedene Gattungen und diese bestimmten Gattungen / oder aus verschiedenen Gattungen / müssen auch einige Sachen gelesen werden \”[7] Hier sucht die Sprecherin den Einstieg in die Thematik über den Begriff der Gattungen, um sich dann weiter zu überlegen, dass man ein paar dieser Bücher  schon kennen sollte. Aber auch ihre Unsicherheit über ihre eigene Meinungsbildung zu dem vorgegebenen Thema wird hier abermals deutlich.  Immer wieder beginnt sie den Satz von vorne, definiert das Wort “Gattung” zweimal neu, bis sie weiß, was sie darauf folgend sagen soll. Diese “Formulierungssuche” tritt bei Person Eins in ihrem darauffolgenden Satz direkt noch einmal auf: “oder diese ^bestimmten Autoren / einfach berühmte Autoren für Deutschland  / ähm sehr ähm \\ von großer Bedeutung Autoren / die sollte man vielleicht lesen \”[8] Hier lässt sich ganz deutlich erkennen, dass sie nach einem Namen eines berühmten Autoren sucht, während sie spricht und sie, um keine Pause aufkommen zu lassen, den Satzanfang immer wieder umkonstruiert. Den gleichen Zweck erfüllen die zwei lückenfüllenden ähms, nach denen sie zum ersten Mal  eine kurze Denkpause macht, um sich zu sammeln, was aber auch keinen wirklichen Erfolg mit sich bringt. Normalerweise dient eine Pause dem Sprecher dazu, seine Gedanken zu ordnen, oder aber dazu, ein wichtiges Argument rhetorisch zu unterstreichen.[9]  Bei Person Eins unterstreicht die Pause jedoch nur die Suche nach guten Argumenten, da sie zudem auch noch nach zweimaligem “Ähm-Gebrauch” auftritt und keine neue, prägnante Erkenntnis zur Folge hat. Die Relativierung ihrer Aussage durch “vielleicht” lässt die Ansicht der Person nicht sehr überzeugend wirken und erscheint dem Zuhörer wie ein unbedachter Ratschlag. Sie selbst ist sich ihrer Meinung auch noch nicht sicher. “Wer sich hinter vagen Formulierungen oder Allgemeinplätzen zu verbergen versucht, wird selten auf positive Resonanz stoßen.”[10] , schreibt Helmut Hohmann hierzu. Kommt eine solche Relativierung jedoch nicht zu häufig vor, so fällt sie meiner Meinung nach nicht zu Gewicht und wird von den Zuhörern nicht wahrgenommen. Füllwörter geben der Sprache auch einen gewissen “Klang”, da sie dazu dienen, Sätze auszuschmücken. Positiv zu bemerken, ist  die folgende Ich-Aussage, in der sie ganz deutlich macht, dass sie ihre persönliche Meinung wiedergibt und sich somit den Zuhörern näher bringt[11]: “Ich finde  viele Sachen die da mitunter auch / von denen ^ich auch zugebe nie was gehört habe\\”[12] , sagt sie. Dieser Satz wirkt sehr offen und lässt die Sprecherin äußerst menschlich erscheinen, da sie selbst ein Defizit eingesteht. Dies wird durch ihre besondere Betonung des Personalpronomens “ich” nur noch extremer verstärkt. Eine angemessene Betonung und das Hervorheben bestimmter Gedanken, führt zu einer besseren Verständlichkeit und damit zu einer höheren Aussagekraft des Gesagten.[13] Nach ihrer kurzen Pause, die die Sprecherin diesmal eindeutig zu einer  Gedankensammlung verwendet hat, da sie im Folgenden wesentlich flüssiger spricht und ihre Gedanken zu Ende formuliert, wird deutlich, dass sie sich so langsam in das Thema eingearbeitet hat und nun weiß, an welchem Beispiel sie ihre Meinung festmachen kann. Hierzu wählt sie ihr vertraute Orte, wie die Schule und die Universität und nimmt dem Thema damit die Abstraktion: “Und deswegen könnte man auch sagen / es gibt bestimmte Sachen die man wirklich gelesen haben ^muss / und andere die eher vielleicht weniger wichtig sind die man mit der Klasse / also wenn man es jetzt auf die Schule bezieht / mit der Klasse besprechen sollte oder mit den Studenten selbst auch besprechen sollte \”[14] Das Füllwort “wirklich” dient hierbei zur Unterstreichung der Prägnanz, bestimmte Bücher gelesen haben zu müssen und weniger dazu, Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Den gleichen Effekt erzielt Person Eins auch durch die Betonung des Adverbs “muss”. Die Relativierung ihrer Aussage mit dem Füllwort “vielleicht” weist eine gewisse Unsicherheit auf, bestimmten Werken ihre Bedeutung abzusprechen und diese namentlich zu benennen. “Also wenn man es jetzt auf die Schule bezieht”, ist ein erklärender Einschub der Sprecherin und somit hat das Füllwort “also” eine beschreibende Funktion. Es soll den Bezug und ihren Gedankengang erläutern und den Zuhörer auf die dargestellte Situation einstellen. Ihren Schlusssatz leitet Person Eins mit einem weiteren “also” ein, da ihr kurzzeitig ein neuer Gedanke gekommen ist: “Also äh auch vom Interesse einfach abhängig sind \”,[15] sagt sie abschließend. Das verwendete “äh” dient dazu, kurzzeitig Zeit zu gewinnen, den neuen Einfall zu Formulieren und  eine Pause zu vermeiden.

Person Zwei (männlich) leitet ihre Meinung schon mit einem “ähm” ein, was darauf zurückzuführen sein könnte, dass sie nicht damit gerechnet hat, nun schon ihren Beitrag zu dem Thema: ”Bücherliste” leisten zu müssen. Das “ähm” gibt ihm kurz Zeit, sich auf die Situation einzustellen und seine Gedanken zu sortieren. Sein einleitender Satz wirkt, obwohl man meinen könnte, dass er, während der Ausführung von Person Eins, ein wenig Zeit gehabt hat, um seine eigenen Gedanken zu strukturieren und sich eine sinnvolle Antwort zu überlegen, sehr vage und unsicher: “Ähm ja das seh ich ich ungefähr genauso/”[16], sagt er und wählt somit den Weg, sich seiner Vorrednerin anzuschließen, sich damit den Einstieg zu erleichtern. Der kurze “Stotterer” (ich ich) klingt in dem Zusammenhang mit dem Füllwort “ungefähr” sehr unsicher und gibt dem Sprecher Zeit sich kurz auf seine Aussage zu besinnen. Auch den nächsten Satz beginnt Person Zwei mit einem lückenfüllenden “Äh”, was wiederum sehr unsicher und unvorbereitet wirkt. Er scheint die ganze Zeit über nach Formulierungen zu suchen und sich während des Redens erst zu überlegen, was er eigentlich zu dem Thema zu sagen hat, vermeidet anfangs jedoch eine Pause, die ihm bei der Gedankenfindung helfen könnte.[17] Seine Äußerungen sind sehr unkonkret und vage: “Äh das is halt also / mir sagen auch super viele Sachen hier in dieser Liste ^überhaupt nicht zu \\”[18].  Er versucht sich wiederum an Person Eins zu orientieren, um einen Einstieg in die Thematik zu erzielen. Das Füllwort “halt” in Kombination mit “also” sagt in sich nichts aus, hilft aber, Zeit zu gewinnen. Nach diesem “Lückenfüller” beendet er seinen Anfangsgedanken nicht, sondern wechselt die Perspektive und spricht über seinen eigenen Eindruck. Anstatt generell das Thema zu erläutern, bringt er es auf eine persönliche Ebene, die ihm dabei hilft, seinen Standpunkt zu finden.  “Ein guter Redner will nicht verführen, sondern mit seinen Argumenten überzeugen. Für den Aufbau einer Rede ist es deshalb wichtig, die Materie zu kennen, über die man spricht. Nur so lassen sich Phrasen vermeiden.”[19] Da die Gesprächsteilnehmer des Kurses sich zuvor noch nicht eingehender mit dem Thema beschäftigen konnten, fällt es ihm auch sichtlich schwer, gute Argumente für, bzw. gegen die Bücherliste aufzuführen, so dass es sicherlich auch sinnvoll ist, das Thema aus der eigenen Perspektive heraus zu beleuchten. Das Füllwort “super” benutz der Sprecher hierbei, um ganz deutlich zu machen, dass er viele der vorgestellten Bücher selbst auch nicht für überzeugend hält. Ebenso erfüllt auch die starke Betonung des “überhaupt nicht” die Aufgabe der Verdeutlichung seiner Abneigung bestimmter Werke gegenüber. Um seine Aussage zu unterstreichen und um sie anschaulicher zu machen, bedient er sich einer kurzen Pause, in der er sich einen Autoren aus der vorliegenden Bücherliste heraussucht. Diese Pause sehe ich daher als äußerst sinnvoll an, da sie seine Meinung verdeutlicht und greifbarer macht: “Zum Beispiel Laroche oder so was \”[20], sagt er. Die unpräzise Formulierung “oder so was” hätte der Sprecher hierbei umgehen können, indem er sich die Zeit für einen zweiten Blick auf angeführte Autoren hätte nehmen können. Vermutlich wollte er jedoch keine Pause aufkommen lassen, geht dabei aber die Gefahr ein, seinem Beispiel die Bedeutung zu nehmen, da Laroche somit als ein wenig wahllos gewählt erscheint. Nachdem er nun seine persönliche Meinung dargelegt hat, überbrückt er seine weiterführende Gedankenfindung mit einem “äh”, um das Thema  auf eine allgemeinere Ebene zu lenken: “Äh aber das Problem an dieser Liste ist einfach / dass ähm zum Beispiel diese Liste mit dem Jahre 19 \\ 50 aufhört oder sowas /”[21], sagt er. Durch den hier zu beobachtenden Denk-Sprech-Vorgang, kommt es zum dem Einschub des “ähms”, da sich Person Zwei während des Redens  erst klar darüber wird, was er tatsächlich als Problem der Liste sieht und dieses zu verbalisieren versucht. Die Pause innerhalb der zu nennenden Jahreszahl entsteht hierbei dadurch, dass er sich erst noch einmal vergewissern muß, um welche Zahl es sich denn nun handelt.  Gut ist es jedoch, eine Behauptung anhand einer Zahl zu belegen, um das Argument präziser und anschaulicher werden zu lassen.[22] Das umgangsprachliche Füllwort “sowas” ist nicht gerade präzise formuliert und soll wohl darauf hinweisen, dass die zeitliche Begrenzung der Liste nur eines der Probleme ist, die der Bücherkanon in sich trägt: “Also dass unsre Zeit  / also die wir jetzt leben damit über / eigentlich gar nix anfangen kann / weil unsere Literatur von Leuten ist die seit Jahrtausenden tot sind \”[23] , begründet er seine Ansicht weiter. “Also” dient ihm hierbei als erklärender Einstieg in seine Ausführung über die Zeitbegrenzung. Ohne seinen Satz zu beenden verwendet er abermals ein “also”, um noch expliziter zu definieren. Aber auch diesen Ansatz bricht er ab, verwendet an Stelle des zuerst angedachten “überhaupt nichts” ein “eigentlich”, vielleicht um seine Meinung damit ein wenig zu relativieren, vielleicht aber auch, um sich während des Umformulierens Gedanken über das Endziel seiner Aussage zu machen. “Es schadet nicht, wenn sie beim Sprechen Sätze nicht zu Ende führen, wenn sie ein Wort wiederholen, wenn sie einen Satz zweimal beginnen.”[24], schreibt Albert Thiele dazu. Zwar bezieht er sich hierbei auf das Halten einer Rede, seine Äußerung ist aber sicherlich auch auf die Meinungsvertretung innerhalb einer Gesprächsrunde übertragbar. Ob er allerdings eine solche “Anhäufung” von Wiederholungen und abgebrochenen Sätzen damit meint, sei dahingestellt. Sehr zielsicher und geradlinig wirkt diese Art zu Formulieren nicht. Um aber eine lineare Argumentation, die das Gesagte verständlicher werden lässt, aufzubauen, bedarf es wohl einer Vorbereitungszeit auf das zu diskutierende Thema.[25]  Auffallend bei Person Zwei ist, dass sie sich in der freien Diskussion sehr stark der Umgangssprache bedient: “oder sowas” (2 Mal), “unsre”, oder “gar nix”, kommen in ihrer Ausführung vor. Auch Endungen verschluckt er hin und wieder: “seh”, “is”. “Ein Redner der undeutlich spricht, Silben oder Wörter verschluckt, falsch betont, zu leise oder zu schnell redet, überfordert als Sender (Redner) zwangsläufig seine Empfänger (Zuhörer).”[26], meint Helmut Hohmann zu dieser Problematik. Da aber jeder Kommilitone  Umgangssprache versteht und der gesprochene Text nicht sehr lang war, ist bei diesem Beispiel die “Überforderung” der Zuhörer eher gering,  beeinträchtigt unter Umständen jedoch die Überzeugungskraft des Redners.[27]

An dieser Stelle ergreift  Person Drei (männlich) das Wort und stimmt ihrem Vorredner zu: “Ja das ist das generelle Problem vom Kanon /”[28] , sagt er und klingt mit dieser klaren Anmerkung, ohne Füllwörter und “Holperer” zuerst einmal sehr sicher, da er einen direkten Bezug zu der Thematik und seinem Vorredner aufbaut, aber schon in seiner weiteren Ausführung gerät er in ein Stottern: “Dass man wenn man über einen Kanon spricht  / oder oder obs obs n Kanon geben sollte /”[29]. Hierbei kommt es durch zu schnelle Gedankengänge  zu einem kurzen Stottern, da Person Drei ihrer allgemeinen Aussage (Daß man, wenn man über einen Kanon spricht) noch schnell einen erläuternden Satz (oder oder obs obs n Kanon geben sollte) folgen lässt und damit den roten Faden verliert.  Das wiederholte “oder” könnte dem Sprecher dazu dienen, sich kurzzeitig zu sammeln, jedoch folgt hier direkt ein weiteres “Stottern”, das wirkt, als habe er seine Denk-Sprech-Vorgänge noch nicht unter Kontrolle und als sei er sehr nervös, voll verschiedener Gedanken über das zu diskutierende Thema. Er scheint vieles zu sagen zu haben und möchte dieses sicherlich auch in einer guten Gestaltung von Form und Inhalt zum Ausdruck bringen,[30] was ihm aber durch sein unstrukturiertes Reden nicht sauber gelingt. Im Weiteren versucht Person Drei den Kanon ein wenig zu erläutern: “weil’s ja immer auch so ne Art Zensur is \ auch dass man sagt / so den sollt ihr bitte gelesen haben \”[31]. Hier bedient er sich, wie auch Person Zwei, der Umgangssprache, verschluckt Endungen und wirkt somit ein wenig inkompetent, vor allem in dem Zusammenhang mit seiner ziellosen Verbalisierung. Jedoch darf man nicht außer Acht lassen, dass es sich um eine Diskussion in einem kleinen Kreis handelt und sie nicht vor einem großen und mächtigen Auditorium verläuft. Somit fällt diese undeutliche Artikulation bei seinen Ausführungen nicht so stark zu Gewicht.   Nach dieser allgemeinen Darlegung über den Kanon, gerät der Sprecher abermals in ein “Gedankenloch” und überbrückt dieses mit einem “äh”: “äh dann wird äh er / wie will mans wieder kontrollieren \”[32] Durch das zweimalige, kurz aufeinander folgende “äh”, wird deutlich, dass er seinen Gedanken noch nicht greifbar hat, er an Stelle einer Pause seine Ideensuche mit  Füllsel überbrückt, anstatt eine Pause zu machen, um sich zu sammeln.[33] Dass der Sprecher seine Gedanken nicht innerlich geordnet hat, wird auch durch seinen abgebrochenen und neuformulierten Satz sehr deutlich. Es scheint, als kämen ihm immer wieder neue Gedanken, die seine ersten Überlegungen überlagern und er sie somit abbricht. Um seine Ansicht über das Kontrollieren zu verdeutlichen, leitet er seine Erklärung mit einem “also” ein: “also wie \\ wie sagst du \\ ähm wie sagst du am Ende des Studiums das habt ihr bitte gelesen \”[34]. Hierbei entstehen zwei recht schnell aufeinander folgende Pausen, die ihm dazu dienen, seine Gedanken zu ordnen und zu verbalisieren. Er beginnt seinen Denkansatz zweimal neu, wodurch das “wie” wiederholt wird und das “ähm” entsteht. Um aber eine gelungene Argumentation darzulegen, muß sich der Sprecher sicher und kompetent geben, bzw. sein.[35] Durch ein gehäuftes Abbrechen der Gedanken, häufiges Füllsel und schnell nacheinander auftretende Pausen ist dies aber nicht gewährleistet. Der nächste Satz beginnt bei Sprecher Drei ebenfalls mit einem “ähm”: “ähm äh ohne das geht’s nich also das is auch immer \\ das is zum Beispiel ne Sache die \\”[36], sagt er. Auch hier fällt deutlich auf, dass er nach Formulierungen sucht, zum Einen durch die Füllwörter “ähm” und “äh”, zum Anderen durch seine eingeschobenen Pausen. Grundsätzlich schadet es nicht, Wörter zu wiederholen oder einen Satz zweimal zu beginnen, trotzdem sollte der Inhalt klar gegliedert und verständlich sein.[37] Und auch sein nächster, erläuternder Satz beginnt wiederum mit einem “äh”: “äh Sartre oder so was so extrem Literatur die dann vielleicht auch heute stört / die werden aus dem Kanon rausgefiltert \”[38]  Konkrete Beispiele anzuführen und mit Namen zu belegen, ist im Grunde ein gutes Mittel, um Behauptungen zu untermauern und glaubwürdiger zu gestalten. Bei Sprecher Drei wird dieser positive Effekt jedoch dadurch zerstört, dass er den genannten Autoren nicht im Raume stehen lässt, sondern ein “oder so was” anfügt und das Ganze damit relativiert. Seine Ausführungen wirken insgesamt, durch das gehäufte Füllsel, die Pausen, die Umgangssprache und den Abbruch angefangener Gedanken, nicht sehr kompetent und selbstsicher und erschweren es dem Zuhörer, den Ausführungen zu folgen. “Eine verwaschene, undeutliche Aussprache kann nicht überzeugen; sie legt die Assoziation nahe, dass der zugrundeliegende Gedanke selbst unklar und wenig durchdacht ist.”[39]

Nach dieser Stellungnahme von Person Drei zu dem Thema “Bücherliste”, ergreift Person zwei abermals das Wort: “Also der / dieser Kanon wird ja auch gemacht von Leuten die  ^jetzt leben \ die auch wissen was  ^jetzt  ^geht und was jetzt äh auf dem Markt ist mehr oder weniger und da sollte ich irgendwie schon n bisschen mehr Feingefühl ^haben für Gegenwartsliteratur und nicht nur für das \\”[40] . Hier wird ganz deutlich, dass Person Zwei nun schon ein wenig Zeit hatte, sich an das vorgegebene Thema zu gewöhnen und sich im Laufe des Gesprächs eine klarere Meinung gebildet hat. Er verwendet wesentlich weniger Füllwörter und spricht viel strukturierter. Es scheint, als wisse er diesmal genau, was er sagen will, da er  seinen Gesprächsbeitrag ein wenig planen konnte, so dass seine Argumente wesentlich überzeugender erscheinen, als zuvor.[41]  Um seine Aussagen zu bekräftigen betont er einige Worte (jetzt, geht, haben) stärker, was dem Zuhörer das Verstehen erleichtert und das Gesagte anschaulicher werden lässt.[42] Das Füllwort “ja” dient ihm dazu, etwas zu sagen, was er eigentlich als schon bekannt voraussetzt. In diesem Fall, dass der Kanon von  kompetenten Menschen aufgestellt wird. Sein “äh” kommt wohl dadurch zu Stande, dass ihm so schnell kein weiteres Argument einfällt, er somit kurz Zeit benötigt, um seinen Satz zu beenden. Genau wie bei seinem ersten Beitrag verwendet er relativierende Floskeln, diesmal in Form von: “mehr oder weniger”, was nicht sehr überzeugend wirkt, vielleicht aber auch bedeuten soll, dass er nicht ganz von der Sachverständnis der Menschen, die den Kanon aufstellen überzeugt ist und diese in Frage stellt. Diese These würde auch zu seiner darauf folgenden Kritik passen, in der er das Feingefühl dieser Menschen kritisiert. Das Füllwort “irgendwie” ist hierbei nicht von Nöten, wirkt zudem ein wenig unsicher und schwächt das angebrachte Argument ab. Aus diesem Grunde sollten Stereotype Füllwörter, um wirkungsvoll  argumentieren zu können, möglichst vermieden werden.[43] Nach einer kurzen Gedankenpause, wird ihm bewusst, dass seine Aussage wohl zu einseitig war und somit lenkt er ein wenig ein: “klar es ^gibt natürlich / dass n Faust gelesen werden muss oder \\ Emilia Galotti oder sowas was man auch eigentlich schon in der Schule so  ^durchgemacht hat  \\”[44], ergänzt er seine Aussagen. Die Pause entsteht hierbei dadurch, dass er nach einem zweiten Namen sucht, um seine Aussage anschaulicher werden zu lassen. Aber anstatt sich mit diesen beiden Schriftstellern zufrieden zu geben und sie für sich sprechen zu lassen, geht er abermals dazu über, das Gesagte durch ein drangehängtes “oder sowas” zu entkräften und nimmt sich somit selbst ein wenig die Überzeugung. Sprecher zwei will damit aber sicher auch zeigen, dass er nur zwei von vielen Beispielen genannt hat. Die Betonung auf “durchmacht” untermauert den theatralischen Ansatz in dieser Formulierung und wirkt ein wenig ironisch. Sprecher zwei neigt offensichtlich dazu, eigene Meinungsäußerungen kritisch zu beleuchten, da er abschließend eingesteht, dass solche Literatur auch von Bedeutung ist und zu einer Allgemeinbildung unweigerlich dazugehören. Er erläutert dies folgendermaßen: “dass das irgendwie zur Grund äh zur Allgemeinbildung gehört ist klar / aber das is halt auch im Bezug auf die Sache nicht beachtet worden / eben halt charakteristisch sind für unsere Zeit \”[45] Das Füllwort “äh” tritt hierbei auf, da er kurz Zeit braucht, um das richtige Wort, also die “Allgemeinbildung”, zu finden, da er zuerst von “Grundausbildung” sprechen wollte, ihm dabei aber aufgefallen ist, dass diese Vokabel falsch gewählt ist. Auffallend ist das Auftreten des Füllworts “halt”, das zweimal schnell nacheinander folgt und dem Sprecher selbst dazu dient, für sich klare Zusammenhänge, auch für die Gesprächsrunde erkennbar zu machen. 

Nun erst meldet sich der letzte Diskussionspartner (männlich) zu Wort: Wenn ich mir die Liste anschaue, muss ich sie /  ja jetzt mehr fragen / weil sie ja mit diesem Fach vertraut sind äh /. Mit diesen Worten richtet er sich an Person Drei. Das Füllwort “ja” hat hierbei die Aufgabe, zu betonen, dass es für ihn ganz klar ist, dass Person Drei ihm die Fragen zu dem vorliegenden Kanon erklären kann. Das “Äh” entsteht hierbei dadurch, dass Person Vier nach einer Formulierung für seine Frage sucht, nachdem er geklärt hat, an wen sich diese richtet. Person Drei wirft ein:  stimmt /ja , ein, um diese Feststellung zu bestätigen. Durch diesen Einwurf wird Redner Vier in seinem Denkprozess unterbrochen und gerät in Verzug: “mich interessiert es ja \\ ja wie auch immer /”[46] , sagt er. Zuerst will er seine Gedanken zu Ende Formulieren, dann aber registriert er den Einwurf von Person Drei, macht eine Pause und geht kurz auf ihn ein (ja wie auch immer), um schließlich seine Frage zu dem Thema Bücherliste zu Ende zu formulieren. Seine Frage ist eine reine Informationsfrage, da er darauf hofft, sein Wissensdefizit vom Befragten ausgeglichen zu bekommen[47]: “ich kann nicht mal ^erkennen wie diese Gruppenbildung zustande gekommen ist / was der Unterschied zwischen Gruppe Eins und Zehn ist \”[48] . Die Betonung auf “erkennen” unterstreicht hierbei seine Hilflosigkeit und verdeutlicht sein Bedürfnis nach Erklärung. Person drei versucht daraufhin den Aufbau der Liste zu definieren: “Das is zeitlich geordnet glaub ich \ also Gruppe Eins fängt an mit \\ äh so sehr in der Altgermanistik Gryphius irgendwas / ich weiß nich \ fast noch nach m Mittelalter glaub ich anfängt \ bis eben halt diese 1960 1970 teilweise das is so ne zeitliche Abfolge \”[49] Hier fällt wieder seine stark umgangssprachliche Formulierungsweise, die zusammen mit dem eingeschobenen “glaub ich” nicht sehr kompetent wirkt, auf. Seine Pause gibt ihm kurz Zeit, sich selbst einen Überblick über die Thematik zu verschaffen, obwohl er sich selbst auch nicht sicher ist. Person vier reagiert mit einem: Ja / hätt ich vielleicht sehen sollen \  und signalisiert ihm damit, dass sie den Erklärungen folgen konnte und ihm zugehört hat. Nun wird Person vier konkreter in ihrer Fragestellung: “Und wenn sie diese Kritik üben an der Liste / dass das für ihre Generation diese Liste nicht ganz so relevant ist weil diese Autoren / ich nehm halt / sagen wir Goethe \\ was hätten ^sie denn gerne hier drin /”[50] Das Füllwort “halt” gibt Sprecher vier Zeit dazu, sich einen passenden Namen aus der Liste herauszusuchen, dessen tragende Bedeutung durch die nachfolgende Pause verstärkt wird.[51] Die Betonung des “sie” wirkt ein wenig wie ein persönlicher Angriff, welche in einer Diskussion jedoch zu vermeiden sind.[52] Person Drei kann darauf keine konkrete Antwort geben: “Bin mir auch ich bin mir auch nich sicher \”[53], sagt er einleitend, wobei diese Unsicherheit auch in seinem “Stolperer” ersichtlich wird. Person Vier fällt ihm in das Wort: Ein \\ zwei, sagt er und möchte konkrete Angaben von Sprecher Drei hören. Er lässt seinem Gegenüber nicht die Zeit, zu Ende zu formulieren, obwohl dies ein wichtiger Grundsatz des aktiven Zuhörens darstellt.[54]  Person drei übergeht diesen Einwand und führt seine Darlegung ohne Unterbrechung weiter aus: “Die wir heute lesen ähm die direkt einzuordnen / es sind ja auch hier so dreißig Jahre dazwischen teilweise wo eben Bücher erstmal \\ ähm äh oder die Bücher die Zeit die sie brauchen \\ äh \\ um eingeordnet zu werden dass sie dann \\ äh \\ quasi erst nach diesen dreißig Jahren \\ erst klar wird ob diese Bücher äh diesen Stellenwert haben / denn die Tradition setzt aktuelle Bücher die wir unbedingt drin haben würden die aber sehr persönlich oder favorisiert werden müssen \  das sind halt so die Bücher weil \\ ähm \\ eben die / weiß nich wie mans nennt diese diese Literaturschicht da rein haben will \\ ähm \\ ja \”[55]

In dieser Meinungsäußerung fällt die Unsicherheit des Sprechers sehr stark auf. Er verwendet unzählige Füllsel, vor allem das Häufige “äh” und “ähm” fallen auf und er  beginnt seine Sätze immer wieder von Neuem, ohne seine Gedanken zu Ende zu bringen. Auch die recht hohe Anzahl der Pausen lässt darauf schließen, dass er selbst über das was er sagen möchte nachdenken muss. Abschließend macht er zwischen einem “äh” eine Pause und beendet seine Argumentation mit einem “ja”, was fast so wirkt, als müsse er sich selbst in seiner Aussage bestätigen.

Person Eins kommt ihm in dieser Situation zu Hilfe: “Ich bin auch der Meinung dass es ziemlich schwierig ist / sich in die ähm \\ wenn man diese alte Literatur liest / als also unsere Generation / dass sie sich ziemlich schwer da ^rein versetzen kann \”[56] , erklärt sie. Das “ähm” erfolgt hierbei  dadurch, dass sie kurz Zeit braucht, um ihre Gedanken zu ordnen, was sie auch durch eine kurze Pause schafft, nach der sie den Satz komplett neu beginnt.  Ihr “Holperer” (als also) entsteht durch die Tatsache, dass ihr kurzzeitig einfällt, dass es für ihre Erläuterung wichtig ist, zu betonen, dass sie von ihrer Generation spricht. Die Betonung auf “rein” unterstreicht ihre Aussage an dieser Stelle und veranschaulicht die Problematik, die sich der heutigen Generation  gegenüberstellt. Weiter führt sie aus: “Sie weiß nicht was in dieser Zeit abgelaufen ist und es ist ziemlich schwierig das nachzufühlen nachzuempfinden um wirklich diese Literatur zu verstehen und deswegen / bin ich auch der Meinung / dass auch neue Literatur einfach dazu \\ kommen  ^sollte oder einfach diese Vergleiche gemacht werden sollten /”[57] . Sprecherin Eins verwendet in diesem Teil sehr wenig Füllwörter und macht auch nur eine Pause, die ihr zu einer Wortfindung verhilft.  Diese flüssige Äußerung hängt sicherlich damit zusammen, dass sich die Rednerin auf ihren Gesprächsbeitrag vorbereiten konnte, während sich die Anderen unterhalten haben, und sie sich auf ihren Zuhörer einstellen konnte.[58] Mit der Formulierung “Bin ich auch der Meinung” macht sie ihren Besitzanspruch für ihre Wahrnehmung deutlich und zeigt damit ganz klar, dass sie nur für sich selbst spricht, anderen ihre Meinung nicht aufzwingt.[59] Und genau dadurch, dass sie einfach ihre Meinung darlegt und für sich spricht, gelingt es ihr, ohne große Unterbrechung einen zielgerichteten Beitrag zu der Diskussion zu leisten. Da in ihren letzten Aussagen, bis auf den letzten Satz, keine großen Auffälligkeiten, ausgenommen einiger Pausen und Betonungen, die aber zu schon erläuterten Zwecken dienen, festzustellen sind, gehe ich nun nur auf diesen letzten Satz ein: “... weil irgendwann mal wird das so eine Fülle von Literatur sein / dass das kein Mensch mehr \\ äh durchblickt oder ähm durchblicken kann \”[60] , beendet sie ihre Ausführung zu dem Thema “Bücherliste”. Es wirkt, als wolle sie nun ihren Schluss einleiten, da ihre Konzentration nachzulassen scheint, sie das erste mal Füllsel verwendet und eine Pause dazu verwendet, um ihre letzten Worte neu zu formulieren.

2.2.    Meinungsvertretung

Nachdem nun die Diskussion auf Füllwörter und Pausen, also die “Art des Sprechens” untersucht ist, erscheint es mir sicherlich auch Interessant, zu analysieren, wie nun die einzelnen Gesprächsteilnehmer ihre Meinung darlegen, wie sie sie begründen. Um dies festzustellen, werde ich nur auf längere Beiträge eingehen, an denen die Struktur auch gut festzumachen ist. “Dialektisches und rhetorisches Können reicht allein nicht aus, um zu überzeugen. Hinzukommen sollte die gewissenhafte Vorbereitung auf das Thema.”[61] Aber genau diese Vorbereitungszeit war den Rednern in dem Seminar nicht vergönnt, so dass zu erwarten ist, dass ihre Argumentation nicht immer nachvollziehbar und strukturiert ist. Sprecherin Eins beginnt ihre Argumentation mit einer klaren Aussage, ohne Umschweife sagt sie, dass nicht alle aufgeführten Bücher gelesen werden müssen und baut auf diesem Anfangsstatement ihre weiteren Gedanken auf, indem sie sagt, dass es sehr bedeutende Werke gibt, die man durchaus lesen sollte, andere jedoch weniger wichtig seien. Somit differenziert sie ihre Aussage und beleuchtet ihren Standpunkt aus verschiedenen Perspektiven, was ein wichtiger Bestandteil guter Argumentation ist.[62] Um ihre Aussage zu veranschaulichen, wählt sie die Schule, bzw. die Universität als Ort an dem die Werke gelesen werden sollten. Dieses, jedem Zuhörer vertraute Beispiel, macht ihre Meinung greifbarer und lässt so das Gesagte besser nachvollziehen.[63] In ihrem letzten Satz erwähnt sie noch, dass es von dem Interesse des Einzelnen abhänge, ob man ein Buch lesen müsse, oder nicht. Es gibt bei ihrer Ausführung also durchaus, sieht man von abgebrochenen Sätzen, oder Umformulierungen ab, eine recht zielgerichtete Argumentation, da sie ihren Anfangsgedanken erläuternd darlegt.[64]

Person Zwei schließt sich seiner Vorrednerin an, um seine Meinung dann weiter zu erläutern. Er sagt ganz klar, dass ihm auch manche Bücher überhaupt nicht zusagen und belegt diese Äußerung mit einem Beispiel (Laroche). Danach geht er auf die allgemeine Problematik der Liste ein, die seiner Meinung nach zu früh endet und “unsere” Generation somit mit einer Zeit konfrontiert ist, die schon zu lange zurückliegt. Er verwendet in seiner Ausführung nur geläufige Wörter und erleichtert so das Verstehen des Gesagten [65] Durch seine häufige Umformulierung, unkonkrete Angaben und das in hohem Maße auftretende Füllsel, wirkt diese, betrachtet man nur die Kernaussagen doch recht strukturierte Aussage, jedoch nicht sehr überzeugend. Sprecher Zwei wirkt dadurch unsicher und verschleiert seinen Standpunkt ein wenig. In einer Argumentation ist es jedoch wichtig, sich selbst als kompetent und überzeugend darzustellen, um seine Meinung dem Hörer gegenüber zu verdeutlichen und annehmbar zu gestalten.[66]

Person Drei spricht in dem Vergleich zu ihren beiden Vorredner sehr unstrukturiert und formuliert Gedanken nicht zu Ende. Er beginnt damit, sich seinen Vorrednern anzuschließen, macht jedoch durch immer wieder neu formulierte Gedanken, die seinen begonnenen Ansatz abbrechen oder überlagern, seinen Standpunkt nicht klar. Zuerst möchte er auf das generelle Problem einer Besprechung über bzw. die Existenz des Kanons eingehen, definiert dann jedoch den Begriff des Kanons, indem er den Aspekt der Zensur einbringt, verfängt sich in Äußerungen über die Frage, wie man kontrollieren soll, ob jemand die aufgegebenen Werke gelesen hat und was der Kanon für das Studium bedeutet, um dann festzustellen, dass Sartre z. B. aus dem Kanon rausgefiltert wird. Genauso unstrukturiert, wie dieser Versuch der Inhaltswiedergabe seiner Äußerungen, klingt sein Beitrag auch für den Zuhörer. Hinzu kommt noch das häufige Auftreten von Füllsel, was dem Verständnis nicht gerade zu Gute kommt. Hätte er mehr Zeit für seine Vorbereitung auf das Thema gehabt, wäre er sicherlich in der Lage gewesen, seine Argumentation schrittweise und damit nachvollziehbar zu entwickeln, was den Gesprächspartnern die Aufnahme und Verarbeitung des Gesagten erleichtert hätte.[67] Ein paar  prägnante Kernsätze, auf das Wichtigste beschränkt, wären hierbei sicherlich besser gewesen. “Kürzen sie lieber den Inhalt ihrer Rede und sorgen sie dafür, dass das was sie sagen, verstanden werden kann.”[68], schreibt Helmut Hohmann dazu. Positiv anzumerken ist sicherlich, dass Person Vier verschiedene Aspekte und Gedanken der Problematik “Bücherliste” anspricht und wohl viel zu dem Thema zu sagen hat, seine Gedanken aber leider nicht ausformuliert und  damit die Verständlichkeit einschränkt.

Person Zwei meldet sich mit einem neuen Gesichtspunkt zu Wort, da er einleitend erklärt, dass Menschen die jetzt leben den Kanon aufstellen und diese auch in der Lage sein müssten, zu wissen, was für die heutige Zeit von Bedeutung ist. Einlenkend gesteht er auch alten, bekannten Werken Bedeutung zu und macht diese an Beispielen fest. (Emilia Galotti, Faust. Er argumentiert also zweiseitig, in dem er sowohl seinen Standpunkt für neuere Literatur vertritt, als auch alter Literatur Anerkennung zukommen lässt. Dieses zweiseitige Argumentieren und die Vorwegnahme mögliche Einwände, ist ein wesentlich Bestandteil guter Argumentation.[69] Schade ist hierbei nur, dass er sich sehr stark der Umgangssprache bedient und somit den positiven Eindruck stark vermindert.

Person Vier wendet sich direkt an Person Drei und begründet auch, warum er seine Frage gerade an sie stellt. (Person Drei sei mit dem Fach vertraut) Klar formuliert er sein Problem, präzisiert es anhand eines konkreten Beispiels, ohne auszuschweifen. “Die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen, ermöglicht den gezielten Abbau persönlicher Informationsdefizite besonders im Gespräch mit Spezialisten anderer Fachgebiete.”[70]  Dadurch, dass er nur eine konkrete Frage stellt und diese knapp und leicht verständlich formuliert, fällt es dem Gegenüber normalerweise leichter, sich daraufhin zu äußern.[71] Seine Frage wirkt wohl durchdacht und sehr interessiert.

Person Drei fällt es trotzdem nicht leicht, eine Erklärung zu formulieren. Sie versucht den Einstieg über den Begriff der zeitlichen Abfolge, was sie aber sehr ausführlich und unübersichtlich verbalisiert. Nur um zu sagen, dass es zeitlich geordnet ist, im Mittelalter anfängt und um 1960 herum endet, braucht er mehrer Denkanläufe und formuliert häufig neu. Diese unpräzise Ausführung wirkt sehr unsicher und unstrukturiert und damit wenig überzeugend.

Person Vier stellt daraufhin eine Einstellungsfrage, möchte die persönliche Meinung seines Gegenübers erfahren.[72] Hierbei baut er seine Fragestellung ein wenig provokant auf, indem er Goethe als Beispiel für veraltete Literatur anführt, um damit den Standpunkt von Person Drei, der besagt, dass die Bücherliste zu früh endet und damit nur alte, nicht aber neue Literatur beinhaltet, in eine Art Rechtfertigungszwang. Durch sein konsequentes Weiterfragen, bringt er seinen Gesprächspartner in Beweisnot.[73] Verstärkt wird das Ganze noch durch seine Bitte nach ein, zwei Beispielen für neuere Literatur, die nach Meinung von Person Drei auf der Bücherliste erscheinen sollten. Meiner Meinung nach beherrscht Person Vier rhetorische Fragestellung sehr gut und weiß somit gekonnt, sich Informationen zu beschaffen und auf eine versteckte Art und Weise sein Gegenüber aus der Reserve zu locken.

Person Drei scheint mit dieser Frage überfordert zu sein, da er völlig unstrukturiert zu reden beginnt und sich dabei sogar selbst widerspricht. Nun auf einmal erklärt er, dass Bücher erst zirka dreißig Jahre brauchen, um eingeordnet werden zu können, was aber bedeuten würde, dass sie dann schon nicht mehr als aktuell zu bezeichnen wären. Dadurch lenkt er ein wenig ein und weicht von seinem ursprünglichen Gedanken ab. Es scheint, als könne er nicht wirklich auf die Frage antworten und als habe er keine strukturierte und überdachte Meinung. Seine gesamten Ausführungen sind äußerst konfus und damit nicht sehr aussagekräftig.

Person Eins greift zusammenfassend die von den anderen dargelegten Argumentationen noch einmal auf und bringt sie in einen geordneteren Zusammenhang. Zuerst erklärt sie, vielleicht ein wenig zu ausführlich, dass die heutige Generation nicht in der Lage sei, sich in alte Literatur hineinzudenken und deshalb neue Literatur auf jeden Fall auch in dem Kanon berücksichtigt werden solle. Dann stellt  sie, indem sie sagt, dass die neue Literatur dann auch mit der alten verglichen werden könne, einen Bezug zu der alten Literatur her und erwähnt diesbezüglich die hohe Bedeutung dieser Werke. Abschließend betont sie noch einmal die Wichtigkeit eines aktualitätsbezogenen Bücher Lesens und wirft die Problematik der Fülle von Literatur auf, die zwangsläufig entstehen würde. Aber hier gibt sie selbst einen Lösungsansatz, indem sie vorschlägt, dass folgende Generationen den Einstieg in die Literatur ein paar Jahre nach vorne verlagern. Insgesamt hat ihre Argumentation also einen zusammenfassenden Charakter. Es fällt auf, dass sie Zeit hatte, sich während der laufenden Diskussion Gedanken zu machen und sie aufmerksam zugehört haben muss, da sie alle Aspekte abschleißend miteinander vereint und kaum Probleme hat, sich zu verbalisieren. Ihre Meinung klingt wohl überdacht und geordnet. Füllsel tritt hierbei nicht mehr auf, sie klingt überlegt und spricht deutlich, was  es dem Zuhörer erleichtert, den Informationen zu folgen.[74] Vielleicht hätte sie ihre Argumente noch etwas zugespitzter und kürzer formulieren können, da dadurch die Kernaussagen besser in dem Gedächtnis verankert werden können. Insgesamt jedoch, redet sie hier, in ihrem zweiten Beitrag, wesentlich sicherer und scheint vorher geplant zu haben, was sie zu sagen hat, ein wichtiger Grundsatz für eine wirkungsvolle Sprachmeldung.[75]

2.3.    Gestik

Zu der Gestik in der von mir zu analysierenden freien Diskussion fällt allgemein auf, dass die Gesprächsteilnehmer überwiegend suchende Gesten einsetzen, um ihre Gedankengänge  in “Schwung zu bringen” und nach neuen Formulierungen zu suchen. Person Eins hält anfangs ihr Blatt in beiden Händen, was ein Zeichen der Unsicherheit ist, da sie etwas braucht, um sich daran festzuhalten. Bei der Betonung der Wörter “bestimmte Gattungen”, die sie auch verbal unterstreicht, schlägt ihre linke Hand leicht aus und verdeutlicht damit noch stärker die Bedeutung ihrer Aussage. “Setzen sie Gestik und Mimik ein, um das Gesagte zu unterstreichen.”[76], sagt Albert Thiele zu diesem rhetorischen Mittel. Aus eben genanntem Grund “schlackert” sie auch bei den Worten “große Bedeutung” und “bestimmte Sachen”, “rein versetzen kann”, “klar” mit der linken Hand. Sehr auffallende Gesten treten hier jedoch ansonsten nicht auf. Eine “hochstufende, abgehackte Handbewegung” dient ihr zur visuellen Darlegung und Unterstützung des Wortes “hochgearbeitet”. Person Eins bedient sich jedoch die ganze Zeit über einer suchenden Gestik in Form von kleinen, kreisförmigen Bewegungen der linken Hand, die ein wenig fahrig wirken und somit besser vermieden werden sollten, auch wenn sie ihr bei der Meinungsfindung unter Umständen hilfreich sind.

Person Zwei lässt zu Anfang seine Arme hängen, so dass sie sich nicht im Blickfeld seiner Zuhörer befinden. Es ist jedoch wichtig, dass die Hände bei einer Argumentation für die Beteiligten zu sehen sind.[77] Als er erklärt, dass ihm auch viele Dinge auf der Liste nicht zusagen, macht er eine Bewegung mit der rechten Hand in Richtung Blatt und verdeutlicht damit das Thema seiner Ausführung. In dem Moment allerdings, wo er seine Darlegung der Problematik, die Liste betreffend, verdeutlicht, lehnt er sich gelassen auf seinem Stuhl zurück. Diese Körperhaltung wirkt recht entspannt und sicher, was aber eigentlich im Kontrast zu seiner unpräzisen und unsicheren Ausdrucksweise steht. Auch er bedient sich des Öfteren einer “suchenden Geste” und zwar in Form einer fächelnden Bewegung der rechten Hand.

Person Drei ist kontinuierlich in Bewegung, allerdings verwendet sie größtenteils äußerst vorsichtige, kleine Handbewegungen. “Die kleine Gestik wirkt oft kleinlich und ängstlich”[78], schreibt Albert Thiele hierzu, was auch die Art und Weise, wie er seine Sätze strukturiert, bestätigt  Nur einmal unterstreicht er seine Aussage ein wenig kräftiger, indem er die Hand kurzzeitig nach vorne schnellen lässt. (“die sollt ihr bitte gelesen haben”)  Bei der Erklärung über die zeitliche Abfolge der Bücherliste liegt seine linke Hand auf dem vorliegenden Blatt und demonstriert damit den Gesprächsgegenstand. Diese Geste wirkt recht ruhig und gefasst. Insgesamt ist bei Person Drei wohl zu bemerken, dass seine kleinen, ständigen Bewegungen der Wortfindung dienen und als Verlegenheitsgesten gewertet werden können.

Person Vier deutet bei den Worten “weil sie ja” auf Person Drei und unterstreicht damit, dass er seine Aussage konkret an diese Person richtet. In Situationen, in denen er direkt über Dinge spricht, die auf der vorliegenden Bücherliste zu finden sind, oder mit dieser in direktem Bezug stehen, weist er mit seiner rechten Hand auf das Papier. (z. B. “wie diese Gruppenbildung zustande kommt”). Er betont das Wort “Kritik” durch eine sich “öffnende Hand”, was einen besonderen Akzent verleiht. Bei seiner Forderung nach konkreten Autorennamen, die nach Ansicht von Person Drei auf die Bücherliste sollten, schießt seine rechte Hand geradezu nach vorn und wirkt dadurch beinahe schon bedrohlich. Seine gesamte Haltung  drückt Spannung und Erwartung aus, da er sich nach seinem Einwurf (“Ein, zwei) zurücklehnt und die Arme verschränkt. Ein Zeichen von Ablehnung und kritischer Begutachtung. Es wirkt, als traue er Person Drei keine fundierte Antwort zu, da er sich gleichzeitig auch ein wenig zur Seite dreht.

3.      Geleitete Debatte

3.1.    Gesprächsführung

Die geleitete Debatte lässt sich nach Horst Schuh und Wolfgang Watzke[79] als “Streitgespräch” oder “Pro- und Kontra-Diskussion” definieren. Das Gespräch führen vier Personen, von denen zwei die Pro Partei und zwei die Kontra Partei vertreten. Die Gesprächseröffnung übernimmt die erste Person der Pro-Partei.

Diese Person (P1) muß ihrer Meinung Ausdruck verleihen, ohne, dass sie sich auf ein bereits vorgegebenes Argument beziehen kann. Diese Tatsache lässt die Sprecherin anfangs noch unsicher erscheinen. Sie bezieht sich daher auf etwas, was sie selbst zuvor in der freien Debatte bereits gesagt hat: “Wie schon eben gesagt bin ich eben der Meinung dass man ein bestimmtes Grundwissen haben muß”[80]. Die Unsicherheit in ihrer Gespächseröffnung schlägt sich deutlich in der Wortwahl nieder. Sie benutzt sehr viele Füllwörter. Zum Beispiel: “Wie schon eben gesagt bin ich eben der Meinung”, “man muß ja dann schon”, “dann weiß man ja gar nicht”, “es ist einfach ein Teil”, “das gehört einfach dazu”[81].

Die Sprecherin nutzt diese Füllwörter, um die Bildung von Pausen zu vermeiden. Trotz ihrer Unsicherheit kommt es in dieser Wortmeldung nur an einer Stelle zu einer kurzen Pause im Redefluß: “es ist einfach ein Teil // das zum Allgemeinwissen gehört”[82]. Aufgrund der großen Anzahl der Füllwörter ist die Person rhetorisch nicht überzeugend. Albert Thiele weist auf diesen Punkt bei den von ihm vorgeschlagenen “Regeln zur wirkungsvollen Argumentation” hin. Da schreibt er: “Tragen sie Ihre Argumente rhetorisch wirkungsvoll vor: -Vermeiden Sie Füllsel (öh, öh...) und stereotype Redewendungen/Füllwörter”[83].

Bei der zweiten Runde der Argumentation erscheint die Person viel sicherer. Sie hat nun ein Argument, auf das sie eingehen kann. Bei der Entkräftigung des vorgegebenen Arguments ist ihre Sprache fließender. Sie benutzt kaum noch Füllwörter. An den Stellen, wo noch Füllwörter auftauchen, haben diese auch eine andere Funktion als in der ersten Wortmeldung. Hier werden sie zur Betonung ihrer Sichtweise verwendet und nicht zur Überspielung von Unsicherheit: “(...) gibt es einfach bestimmte Sachen die einfach dazugehören (...)”[84].

Die Sicherheit der Sprecherin zeigt sich auch in ihrem Sprechtempo. In ihrer ersten Wortmeldung spricht sie 32 Sekunden und verwendet in dieser Zeit 98 Wörter. In der zweiten Wortmeldung redet sie nur zwei Sekunden länger, benutzt aber 114 Wörter.

Bei der Sprecherin fällt positiv auf, dass sie kaum “ähs” oder vergleichbare Füllsel verwendet. In jeder Wortmeldung gibt es nur je eine Stelle, wo ein “äh” auftaucht: “(...) und ähm diese Autoren (...)”, “(...) nicht das einzige/ ähm / es kommt (...)”[85]. Diese “ähs” werden auch nur verwendet, wenn die Sprecherin überlegen muß, wie es in ihrer Argumentation weitergeht. Im ersten Fall kommt das “äh” direkt nach der Gesprächseröffnung, bevor sie mit ihrer eigentlichen Argumentation beginnt. Im zweiten Fall, wo es auch mit einer kurzen Redepause verbunden ist, erscheint es an einer Stelle, wo sie mit einem Punkt der Argumentation fertig ist und zum nächsten weitergehen will, den Übergang aber nicht direkt findet.

Die zweite Person (P2) ist der zweite Sprecher der Pro Partei. Für ihn ist es wesentlich leichter, als für die erste Sprecherin, mit seiner Rede zu beginnen, da er sich auf das vorher gesagte beziehen kann: “Ich habe im Grunde nicht viel hinzuzufügen / als Beispiel führ ich den Faust an (...)”[86]. Der Sprecher wirkt von Anfang an sicher. Er hatte Zeit sich während der ersten Argumentation zu überlegen, wie er seine Dafürsprache halten soll. Daher ist er in der Lage souverän seine Rede zu halten. Diese Sicherheit zeigt sich in der Tatsache, dass er kaum Füllwörter verwendet. In der ersten Wortmeldung gibt es lediglich drei Stellen, wo solche Wörter auftauchen: “ (...) wenn sie mal öffentlich sprechen müssen werden sie gerne mal mit einem Zitat (...)”, “ (...) aus denen andere Bücher wieder resultieren (...)”[87]. Bei ihm dienen diese Füllwörter auch nicht zur Überspielung von Unsicherheit, sondern sie sollen die Aussage nochmal unterstreichen.

Auch in seiner zweiten Wortmeldung verzichtet er weitgehend auf Füllwörter. Es gibt wieder nur zwei Stellen an denen er welche verwendet: “ (...) und hier haben wir ja ein eingebrachtes Argument (...)”, “und êrbittert möchte ich mich natürlich noch dagegen erwehren (...)”[88]. An dieser Stelle lassen sich die Füllwörter dadurch erklären, dass sich der Sprecher in Rage redet. Er bleibt an diesem Punkt nicht mehr objektiv, was aber in einer Argumentation nicht von Nachteil ist. Anton Thiele weist darauf speziell in seinen “Regeln zur wirkungsvollen Argumentation” hin. Er schreibt: “-Zeigen Sie emotionalen Ausdruck und Engagement vor allem bei wichtigen Ideen und Argumenten. Ihr Gesprächspartner muß spüren, dass Sie hinter dem stehen, was Sie sagen.”[89]

Auch bei diesem Sprecher fällt positiv auf, dass er kaum “ähs” benutzt. In seiner ersten Wortmeldung kommt kein einziges “äh” vor. In der zweiten nur eins: “ (...) sie haben Dürrenmatt also äh wenn das nicht (...)”[90]. Auch dieses “äh” lässt sich, wie auch die Füllwörter, durch die emotionale Erregung in der zweiten Ausführung erklären.

Die dritte Person (P3) ist der erste Sprecher der Kontra-Partei. Auch er ist, wie zuvor die Sprecherin P1 der Pro-Partei, zuerst leicht verunsichert. Zwar hatte er Zeit, sich seine Argumentation zu überlegen, er bleibt jedoch zu Beginn zurückhaltend, ändert seine Meinung dann aber sehr schnell und scheint hinter seinem Gesagten zu stehen: “Also ich würd ganz eindeutig sagen (...)”[91]. Der Widerspruch von dem Konditional bei “würd” und dann dem Adjektiv “eindeutig” zeigen, dass er noch nicht ganz sicher ist, wie stark er seine Meinung vertreten soll. Zuerst möchte er durch die vorsichtige Formulierung seine Argumentation “weniger angreifbar machen” machen, wie es Albert Thiele[92] nennt, indem er eine “einschränkende Redewendung”[93] verwendet, doch durch das “eindeutig” nimmt sich der Sprecher diese Möglichkeit wieder.

Was bei diesem Sprecher ganz besonders auffällt ist, dass er bei vielen Wörtern die Endungen verschluckt: “(...) ich würd.(...)”, “(...)das is (...)”, “(...) stört nich (...)”[94]. Durch diese unsaubere Aussprache nimmt er sich viel von seiner Überzeugungskraft in der Argumentation. Albert Thiele weist auf die Gefährlichkeit einer undeutlichen Aussprache ausdrücklich hin. Er schreibt: “-Eine verwaschene, undeutliche Aussprache kann nicht überzeugen; sie legt die Assoziation nahe, dass der zugrundeliegende Gedanke selbst unklar und wenig durchdacht ist.”[95].

Was bei diesem Sprecher noch besonders stark auffällt ist, dass er sehr viele “ähs” benutzt. In seiner ersten Wortmeldung spricht er 45 Sekunden und verwendet elf “ähs” in dieser Zeit. Dadurch wirkt er konfus. Er hat auch nach einem “äh” oft einen Bruch in seiner Argumentation und redet dann über etwas anderes weiter, als vor dem “äh”: “(...) ich bin also der Meinung ähm dass ein Kanon eindeutig äh was wann den Menschen aufgelegt wird was er zu lesen habe”[96]. Der Sprecher macht mehrere Fehler auf einmal, wodurch er dann nicht mehr überzeugend wirkt. Horst Schuh und Wolfgang Watzke bringen diese Fehler in dem Kapitel “Bewußtes Reden”[97] auf den Punkt: “Um sich anderen mitzuteilen, muß der Redner Mittel beherrschen, die ihn befähigen, verständlich zu sprechen und seine Rede klar zu gliedern. Dazu gehört besonders, daß der Redner weiß, wie er einen Gedanken, ein Argument aufbaut und mittels welcher Stilmittel er seine Sätze gestaltet.”[98]

Auch in seiner zweiten Wortmeldung, bei der er das Argument der Pro-Partei entkräftigen soll, ist er nicht sicherer. In 50 Sekunden Redezeit verwendet er immernoch acht “ähs” und auch die Brüche im Gedankengang sind noch da.

Der vierte Sprecher (P4) ist der zweite Redner der Kontra-Partei. Seine erste Rede ist die Kürzeste von allen. Er spricht nur 27 Sekunden, verwendet aber in dieser Zeit vier “ähs” und zahlreiche Füllwörter. Auffällig bei ihm ist, dass er die “ähs” als Einstieg in seine Argumentationen nutzt: “Ähm ja mein Argument knüpft daran an (...)”, “Äh zu ihm ne und zwar (...)”[99].

Die Füllwörter, die er benutzt, dienen der Abschwächung. Er ist sich etwas unsicher und versucht mit ihrer Hilfe seine Rede weniger angreifbar zu machen: “(...) eh ja also es fängt zu früh an(...)”, “(...) endet auch zu früh äh halt ab 1980 quasi die ^Jahre die uns geprägt haben (...)”, “(...) deswegen hat diese Literaturlist eigentlich für mein bisheriges Leben keine Auswirkungen (...)”[100].

Außerdem neigt der Sprecher, genau wie die Person 3, dazu, unsauber zu sprechen. “(...) und isch hab wie gesagt (...)”, “(...)das s Leute gibt (...)”, “(...) das is n toller Mensch (...)”[101]. Der Redner lässt sich hier zu einer sehr umgangssprachlichen Form hinreißen, wodurch der Eindruck entstehen kann, dass er die Debatte nicht ganz ernst nimmt. Er nimmt sich die Überzeugungskraft seiner Argumentation. Auch Helmut Hohmann sieht eine klare und deutliche Aussprache als wichtige Voraussetzung für eine überzeugende Rede an. Er schreibt: “Bemühen Sie sich um eine klare Ausdrucksweise. Natürlich können Sie alle Vokale (Selbstlaute), alle Umlaute und Doppellaute und Konsonanten (Mitlaute) auch mit zusammengebissenen Zähnen sprechen. Ob Sie dann jemand versteht, das ist eine andere Frage.”[102]

Bei der zweiten Wortmeldung der Person hört man, dass der Sprecher viel sicherer spricht. Er redet 34 Sekunden und benutzt nur zweimal zu Beginn ein “äh”: “Äh zu ihm ne und zwar du meinst ja das zum Beispiel viele Zitate daraus kommen oder äh zum Beispiel auch zum Beispiel Goethe Goethes Faust (...)”[103]. Außerdem kommt es noch zu einer Wiederholung, danach hat er seine Gedanken strukturiert. Er hat den “roten Faden” gefunden und spricht viel fließender, als in der ersten Wortmeldung. Hinzu kommt noch, dass er auch schneller spricht, als im ersten Teil. In den 34 Sekunden, die er jetzt spricht, benutzt er 102 Wörter. In der ersten Rede hatte er in 27 Sekunden nur 68 Wörter.

Positiv fällt bei allen vier Personen auf, dass sie intuitiv einige wichtige Regeln zur wirkungsvollen Argumentation berücksichtigen. Alle haben auf verwirrende Fremdwörter verzichtet, außerdem haben alle in einem angenehmen Tempo gesprochen, dem leicht zu folgen ist, wichtige Punkte sind meist auch noch einmal wiederholt worden. Damit sind bereits drei von Albert Thieles Regeln zur Argumentation[104] befolgt worden. Was von allen noch mehr beachetet werden müsste sind die Punkte: “-verständlich formulieren; -Pausen bewußt einsetzen, um dem Zuhörer “Aha” –Erlebnisse zu verschaffen; -Die Argumentation schrittweise (d.h. nachvollziehbar) entwickeln. Weniger ist häufig mehr!”[105]

3.2.    Meinungsvertretung

Die Sprecherin P1 beginnt ihre Fürsprache für die Bücherliste mit einer These: “Wie schon eben gesagt bin ich eben der Meinung dass man ein bestimmtes Grundwissen haben muss (...)”[106]. Im weiteren Verlauf sagt sie, was ihrer Meinung nach zu diesem Grundwissen gehört, in diesem Fall das Kennen der Werke der Autoren, die auf der Bücherliste stehen: “(...) diese Autoren sind für dieses Land von großer Bedeutung und oft wird auch / daraus zitiert (...)”[107]. Danach begründet die Sprecherin, warum es wichtig ist diese Autoren zu kennen: “(...) und man muß ja dann schon wissen ^wo das jetzt ^herkommmt (...)”[108]. Bis zu diesem Punkt hat die Sprecherin einen “roten Faden” in ihrer Argumentation. Sie leitet ihren Standpunkt ein, sagt was ihrer Meinung dazugehört und führt eine Begründung an.

An dieser Stelle gehen ihr dann aber die guten Argumente aus. Sie beginnt sich in der Argumentation im Kreis zu drehen und wiederholt sich nur noch: “(...) und / das/ sind Sachen aus bestimmten Büchern die zitiert werden und wenn man die nicht vorher gelesen hat dann weiß man ja gar nicht worüber ^spricht der Mensch und deswegen es ist einfach ein Teil // das zum Allgemeinwissen gehört das gehört einfach ^dazu deswegen find ich dass diese Autoren nicht in Vergessenheit geraten sollten”[109]. Zwar ist es richtig in einer freien Rede wichtige Details zu wiederholen, jedoch nicht so, wie an dieser Stelle. Albert Thiele schreibt in seinen “Regeln zur wirkungsvollen Argumentation”: “-Wiederholen Sie wichtige Argumente in einem anderen Zusammenhang. Auf diese Weise merkt sich der Gesprächspartner die entscheidenden Aspekte (...) besser.”[110]. In dieser Argumentation werden die Argumente der Sprecherin in keinem neuen Zusammenhang wiederholt, wodurch sie nicht an Überzeugung gewinnt, sondern auf der Stelle tritt. Nach Horst Schuh und Wolfang Watzke hätte die Sprecherin sich an dieser Stelle besser an die Regel der “transparenten Sätze” halten sollen. Die besagt: “Transparente Sätze, möglichst linear, wie ein Pfeil geformt und wie ein Pfeil das Ziel auf dem kürzesten Weg verfolgend. Im Durchschnitt, aber keineswegs regelmäßig, sind kurze Sätze verständlicher als lange und Hauptsätze günstiger als Nebensätze.”[111]

Der Sprecher P2 vertritt die Pro-Partei, indem er sich der Meinung von P1 anschließt und dann ein konkretes Beispiel anführt: “(...) als Beispiel führ ich den Faust an der Faust ist eine solche ^Fundgrube von Zitaten und wenn sie mal öffentlich sprechen müssen werden sie gerne mal mit einem Zitat beginnen oder enden oder zur Auflockerung oder verwenden die Bibel ist noch ein bißchen besser (...)”[112]. Durch dieses konkrete Beispiel macht er sein Argument anschaulich. Der Sprecher nutzt hier eine Regel Albert Thieles, die er wie folgt formuliert: “-Suchen Sie eindrucksvolle und möglichst vertraute Bilder und Beispiele, um Ihre Argumente zu veranschaulichen. Plastische Beispiele und Fälle wecken die Aufmerksamkeit und haften länger im Gedächtnis des Zuhörers.”[113].

Zum Abschluß seiner ersten Argumentation wiederholt er in einem anderen Zusammenhang noch einmal das Argument von der Sprecherin P1: “(...) manche dieser Bücher haben ganz große ^Folgen aus denen andere Bücher wieder resultieren die man gar nicht verstehen kann wenn man die Vorgeschichte nicht kennt (...)”[114]. Der Sprecher endet mit einer persönlichen Meinung an die sich eine Aufforderung anschließt: “(...) ich finde diese Liste eine Bereicherung und ich denke da stimmen sie mir zu”[115].

Der Sprecher P3, der erste Sprecher der Kontra-Partei, stellt zu Beginn seiner Argumentation eine These auf: “(...) der Kanon ist äh wieder mal ne Bestätigung dass sich hier herrschende Klasse etablieren will is wird ganz viel ausgelassen(...)”[116]. Er fährt fort, indem er konkrete Beispiele für fehlende Literatur anführt: “(...) zum Beispiel äh was vielen peinlich is äh zum Beispiel die ganze erotische Literatur wird ausgeschlossen wird nicht aufgenommen äh das schwierige Thema der dritten Reichs Literatur was oft für äh auch für Deutsche die das richtig lesen sollten wird komplett ausgeschlossen (...)”[117].

Danach führt er ein neues Argument gegen die Bücherliste ein: “(...) ich bin also der Meinung ähm das ein Kanon eindeutig äh was dann den Menschen aufgelegt wird was er zu lesen habe äh das is hier keinerlei Abweichung geduldet werden (...)”[118]. Zum Abschluß wiederholt der Sprecher noch einmal seine beiden wichtigsten Aspekte: “(...) das stört mich so ein bissel so ähm viele Bereiche ausgeschlossen werden das hier ne Beschneidung der freien Leserschaft eintritt”[119]. Nach Albert Thiele hat der Sprecher inhaltlich seine Argumentation richtig aufgebaut. Thiele schreibt in den “Regeln sachlicher Argumentation” zur Durführung brauche man: “Gesprächseröffnung; Argumentation (...); Abschluß”[120].

Ausserdem fällt auf, dass der Sprecher fast nie in ganzen Sätzen redet, doch nach Albert Thiele tut das der Wirkung der Argumentation keinen Abruch. Er schreibt: “Eine Rede ist kein Aufsatz. Es schadet nicht, wenn Sie beim Sprechen Sätze nicht zu Ende führen, wenn sie ein Wort wiederholen, wenn Sie einen Satz zweimal beginnen. Zuhörer verzeihen kleine Schwächen. Perfektionismus kann die zwischenmenschliche Distanz zu den Zuhörern oder zum Gesprächpartner vergrößern.”[121] Der Sprecher hat seine Argumentation gut aufgebaut.

Der zweite Redner der Kontra-Partei (P4) führt das Argument des Vorredners weiter aus und führt ein weiteres Beispiel an: “ Ähm ja mein Argument knüpft daran an und isch ^hab wie gesagt wie gesagt also fehlt mir da so die Gegenwarts eh ja es fängt zu früh an es endet auch zu früh äh halt ab 1980 (...)”[122]. Danach bringt er eine Begründung ein, warum seiner Meinung nach die Liste zu früh endet: “(...) quasi die Jahre die uns geprägt haben denn in denen wir großgeworden sind fallen weg (...)”[123]. Um noch anschaulicher zu machen, warum das für ihn ein wirkungsvolles Argument ist, bezieht er die Liste auf sich persönlich: “(...) deswegen hat diese Literaturliste eigentlich für mein bisheriges Leben ^keine Auswirkungen ausgelöst reicht einfach nicht”[124]. Der Sprecher macht sich an dieser Stelle zu Nutzen, dass eine Argumentation persönliche Aspekte enthalten darf, um zu überzeugen. Thiele schreibt sogar: “-Ihre Argumentation darf nicht zu rational, nicht zu “kopflastig” sein.”[125]. Außerdem schreibt er im gleichen Kapitel: “Wichtige Beweismittel/Argumente sind: Ihre eigene Erfahrung und Betroffenheit”[126]. Dieser Kontra-Sprecher hat sein Argument daher in einer guten Form und überzeugend ausgedrückt.

In der zweiten Runde des Streitgesprächs beginnt der Sprecher P4. Er soll nun das Argument von Sprecher P2 entkräftigen.

Er beginnt, indem er kurz wiederholt, was die Kernaussage von P2 war: “Äh zu ihm ne und zwar du meintest ja das  zum Beispiel viele Zitate  daraus kommen oder äh zum Beispiel auch zum Beispiel Goethe Goethes Faust oder aus der Bibel (...)”[127]. Der Sprecher macht damit klar, worauf er sich bei seiner Gegenargumentation beziehen will und nutzt die Wiederholung gleichzeitig als Einleitung für seine Rede. Als nächstes macht er deutlich, dass er nicht der gleichen Meinung wie P2 ist: “(...) ich denke aber dass es Leute die lesen sich diese Liste durch lesen die Literatur dazu machen sich aber gar keine Gedanken dazu (...)”[128]. Im nächsten Schritt erklärt der Sprecher, was das seiner Meinung nach für Folgen hat: “(...) merken sich die wichtigsten Zitate / zitieren die in Öffentlichkeit und machen sich wichtig damit und jeder denkt super der hat den Goethe gelesen das is n toller Mênsch aber ob das wirklich so ist da macht sich keiner Gedanken drüber.”[129] Der Sprecher hat hier wieder ein Argument überzeugend vorgetragen, indem er seine Meinung an einem konkreten Beispiel verdeutlicht hat.

Außerdem ist seine Argumentation gut aufgebaut mit einer kurzen Einleitung (die Wiederholung des zu wiederlegenden Aspektes), einer eigenen These (“Leute denken nicht drüber nach, zitieren nur) und einer Schlußthese (“ob das wirklich ist da macht sich keiner Gedanken drüber”[130]). Der Sprecher hat alle Punkte bedacht, die nach Helmut Hohmann einen erfolgreichen Redner ausmachen. Hohmann schreibt: “Gerade in unserer Zeit, die ja eine wahre Inflation des Wortes erlebt, sind diejenigen Redner erfogreich, die klar, übersichtlich, verständlich und in prägnanter Form ihre Meinung oder ihren Standpunkt, ihr Wissen oder ihre Gedanken zu formulieren und auszudrücken vermögen.”[131]

Der Sprecher P3 soll in seiner nächsten Argumentation eigentlich das Agument von P1 widerlegen. Er beginnt, indem er erklärt, dass er sich auf beide Pro-Sprecher beziehen möchte: “Ähm also da ihr beiden ähnlich argumentiert habt (...)”[132]. Danach kommt es zu einem ersten Bruch in der Ausführung des Sprechers: “(...) find ich das äh bedeutsam dass man hier/ auch für deutsche Autoren die wichtig für dieses Land ist nur äh wird auch hier komplett ausgeschlossen / was dein Argument ist (...)”[133]. Der Sprecher scheint sich noch nicht sicher zu sein, wie er die Argumente der Gegenpartei widerlegen möchte. Er hat keine klare Gedankenführung, das hat zur Folge, dass seine Argumentation keinen “roten Faden” hat. Er spricht in abgehackten Sätzen, die nicht zu verstehen sind, der Zuhörer kann nicht verstehen, worauf der Sprecher hinaus will.

Der Sprecher kommt dann aber doch in einen besseren Redefluß: “(...) was gibt's für Autoren aus anderen Ländern die für und wichtig sind was wird äh was gibt's an außländischer Literatur ähm die für den Deutschen / für die deutsche Bewußtseinsbildung wichtig ist (...)”[134]. Er kann aber keine überzeugenden, neuen Aspekte in seine Argumentation einbringen und flüchtet sich in eine provozierende Aussage, die er zwar abschwächt, aber dennoch in die Runde wirft: “(...) insofern is dies n Kanon der äh ja ich möcht jetzt nicht sagen faschistische Züge trägt (...)”[135].

Im weiteren Verlauf seiner Argumentation wiederholt der Sprecher noch mehrmals, warum seiner Meinung nach der Kanon “faschistische Züge” trägt, bringt aber keine neuen Aspekte mehr ein, sondern sagt nur mit anderen Worten, was er schon zu Beginn seiner Argumentation gesagt hat: “(...) es wird hier alles eindeutig ähm sehr sehr alles sehr deutsch gehalten um und alles Transportierte äh transportiert sich sehr über die wie du eben sagtest bedeutenden Autoren äh die uns immer wieder regieren und die habt ihr schön zu lesen dass hier also kein durch den Kanon kein Dialog über Literatur entsteht”[136].

Der Sprecher hat in dieser Argumentation den Fehler gemacht, sich nicht vor Beginn seines Beitrages zu überlegen, was er sagen möchte. Dies ist nach Helmut Hohmann wichtig um zu überzeugen. Er schreibt: “Wenn wir also im Sinne des Kommunikationsprozesses rednerisch überzeugen wollen, dann ist es wichtig, daß wir unsere Rede - oder unseren Gesprächsbeitrag - auf den Empfänger, den Zuhörer also, vorab planen und vorbereiten. Munteres Drauflosreden führt selten zum Ergebnis.”[137]

Die Sprecherin P1 nimmt in ihrem nächsten Gesprächsbeitrag bezug auf das Argument von P3 und versucht dieses zu entkräftigen. Sie leitet ihre Argumentation ein, indem sie sagt, worauf sie sich bezieht: “Du hattest eben angesprochen diese freie Leserschaft (...)”[138]. Sie fährt fort, indem sie P3 in gewissen Dingen zustimmt: “(...) find ich auch schön und gut (..)”[139]. Danach beginnt ihre eigentliche Argumentation. Sie führt neue Aspekte ein, um die Argumente von P4 zu widerlegen: “(...) aber ich denke geben und nehmen ^dieser freien Leserschaft neben dieser Literatur die man / selbst lesen möchte und Sachen die einfach erarbeitet werden ^müssen gibt es einfach bestimmte Sachen die einfach dazugehören und dazu kommt die freie Leserschaft aber die freie Leserschaft ist nicht das êinzige (...)”[140].

Die Sprecherin hat allerdings nur ein einziges Argument, nämlich dass es Sachen gibt die man bearbeiten muß, ob man will oder nicht. Im weiteren Verlauf ihrer Rede kommt nichts Neues mehr hinzu. Sie wiederholt sich, betont damit den für sie sehr wichtigen Aspekt, dreht sich aber, wie schon in ihrem ersten Gesprächsbeitrag des Streitgesprächs, im Kreis: “(...) es gehört viel mehr dazu find ich als nur Bereiche die man sich selbst aussuchen möchte oder über die man erfahren möchte es gibt Sachen die macht man gern und es gibt Sachen die gehören dazu die müssen gemacht werden und das ist mit Literatur nun mit Literatur genauso”[141]. Die Sprecherin hätte beachten sollen, dass es wichtig ist, mehrere Aspekte zur Begründung ihrer Meinung anzuführen. Dies erwähnt auch Albert Thiele in seinen “Regeln zur wirkungsvollen Argumentation”: “-Argumentieren Sie differenziert, d.h. Mit den verschiedenen Aspekten des betreffenden Themas oder Problems.”[142]

Der Sprecher P2 will in seinem Gesprächsbeitrag die Argumentation von P4 widerlegen. Er leitet seine Argumentation ein, indem er wiederholt, was P4 als Grundthese gesagt hat: “Leute die so vorgehen wie sie das geschildert haben ( P4 fällt ins Wort) Leute die überlegen in dem Sinn wie sie es beschrieben haben nämlich um daraus zu zitieren und ihre Bildung zu produzieren (...)”[143]. Im weiteren Verlauf begeht der Sprecher den Fehler, dass er nicht mehr sachlich argumentiert. Er sagt seine persönliche Meinung, stellt somit eine Behauptung auf, begründet diese aber nicht, sondern geht zu einem neuen Punkt über: “(...) Leuten die überlegen in dem Sinne wie sie es beschrieben haben nämlich um daraus zu zitieren und ihre Bildung zu produzieren gehören die Bücher ersatzlos weggenommen / was sie noch gar nicht diskutiert haben in dem ganzen Zusammenhang war wieviel Vergnügen aus der Literatur kommen kann (...)”[144]. Der Sprecher widerlegt mit dieser Aussage das Argument von P4 nicht, denn “wer behauptet ist grundsätzlich beweispflichtig”[145].

Der Sprecher geht nun zu einem neuen Punkt über und macht P4 auch ein gewisses Zugeständnis, doch dann wird er wieder sehr emotional, das hat zur Folge, dass er nicht mehr sachlich argumentiert: “(...) was sie ^überhaupt nicht diskutiert haben in dem Zusammenhang war wieviel Vergnügen aus Literatur kommen kann und dann entfallen für mich solche Fragen was ist Pflicht und was ist nicht Pflicht man ^kann natürlich drüber reden ob mans verkürzt und hier haben wir ja ein Argument wo bleibt die außländische Literatur und êrbittert möchte ich mich dagegen erwehren zu sagen das ist faschistoid das brauchen sie nur reinzuschauen da haben sie (reuspert sich) Heinrich Mann sie haben (unverständlich) sie haben Brecht und Brecht sie haben Dürrenmatt also äh wenn das nicht ne das ist nicht nationalistisch ich höre auf weil sonst reg ich mich auf.”[146] Der Sprecher gibt hier ein gutes Beispiel für die These von Helmut Hohmann. Der sagt: “Sprechen vollzieht sich aber nicht nur im kognitiven, also verstandesmäßigen Bereich des Menschen, sondern zu einem großen Teil auch im affektiven, d.h. im Gefühlsbereich.”[147] Zwar sollte eine Rede nicht zu “kopflastig”[148], man muß aber trotz des emotionalen Engagements noch in der Lage sein, seine Behauptungen zu beweisen.

3.3.    Gestik

Bei der Analyse der Gestik von P1 fällt auf, dass sie im ersten Gesprächsbeitrag nur einmal eine kleine Geste einsetzt, im zweiten Gesprächsbeitrag gar keine. Die Sprecherin sitzt die ganze Zeit über entspannt angelehnt und hat die Hände auf dem Schoß gefaltet. Sie blickt die meiste Zeit über auf die Bücherliste.

Die Geste im ersten Gesprächsbeitrag dient der Betonung des Gesprochenen. Sie betont zwar auch mit der Stimme: “(...) oft wird auch daraus ^zitiert (...)”[149], nimmt die Hände bei “^zitiert” aber noch zur Hilfe, indem sie die Hände, mit zusammengefalteten Fingern, wie ein Spitzdach, hebt. Damit wählt sie eine natürliche Geste, die Albert Thiele als positiv bewertet. Er schreibt als Praxishilfe zur Gestik: “Wählen Sie eine natürliche Grundposition für ihre Hände. Günstig: in Hüfthöhe, im sogenannten “neutralen Bereich”. Verschiedene Alternativen sind möglich: - Hände leicht verschränken; geöffnetes oder geschlossenes Spitzdach;”[150].

Im zweiten Redebeitrag ist keine Gestik erkennbar, die Sprecherin sitzt jedoch nicht ganz still, sondern nickt fast kontinuierlich leicht mit dem Kopf, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

Der Sprecher P2 wirkt insgesamt sehr unruhig. Bei beiden Gesprächsbeiträgen hat er viel Bewegung im gesamten Körper. Er beugt den Oberkörper vor und zurück, rutscht auf seinem Stuhl herum und macht kontinuierlich Gesten.

Im ersten Gespächsbeitrag dienen die Gesten der Unterstreichung des Gesagten. Zu Beginn weist er mit geöffneten Händen auf den Tisch, während er sagt: “(...) als Beispiel (...)”[151]. Er präsentiert somit sein Beispiel. An einer anderen Stelle spricht er über: “(...) beginnen oder enden oder zur Auflockerung verwenden (...)”[152], dabei macht er eine abwägende Geste mit beiden Händen. Außerdem weist er immer mit der rechten Hand auf die vor ihm liegende Liste, wenn er über sie spricht.

Im zweiten Gesprächsbeitrag werden seine Gesten und Körperbewegungen noch stärker. Dies lässt sich durch seine emotional erregte Haltung erklären. Albert Thiele schreibt: “Die Gestik gilt als wichtiger Seismograph für das Ausmaß an innerer Beteiligung und Engagements des Redners. Sie muß sinnentsprechend eingesetzt werden und zusammen mit Argumentation und Mimik eine Einheit bilden.”[153] Besonders deutlich wird dies am Schluß der Rede, wo er sehr verärgert ist.: “(...) das brauchen sie nur reinschauen rechter Zeigefinger tippt auf die Liste da haben sie (räuspert sich) Heinrich Mann sie haben (unverständlich) sie haben Brecht und Brecht sie haben Dürrenmatt also äh große fragende Geste mit beiden Händen, Arme sind bis auf Schulterhöhe gehoben wenn das nicht ne das tippt mit rechter Hand auf die Liste ist nicht nationalistisch ich höre auf dreht sich mit dem Oberkörper von seinem Kontrahenten ab, macht mit beiden Händen eine große abwehrende Geste sonst reg ich mich auf”[154].

Person 3 sitzt während sie spricht die ganze Zeit nach vorne gebeugt, die Unterarme liegen auf dem Tisch. Bei ihm ist auch fast kontinuierlich Gestik vorhanden, jedoch nicht so prägnant wie bei P2. Er macht durchgehend kleine Gesten, nur mit den Händen, die Unterarme bleiben auf dm Tisch liegen. Bei ihm dient die Gestik nicht der Unterstreichung, er nimmt sie als Hilfe im Redefluß zu bleiben. Es lassen sich keine genauen Stellen ausmachen, bei denen die Gestik in der ersten Rede bewußt eingesetzt wird. Die Hände bleiben die ganze Zeit kreisförmig über der Bücherliste in Bewegung.

Im zweiten Gesprächsbeitrag ist das stellenweise anders. Zu Beginn macht er eine große Geste zu den beiden Kontrahenten der Pro-Partei, als er sagt: “Ähm also da ihr beiden ähnlich argumentiert (...)”[155]. Er weist also mit der Geste auf die Sprecher hin, auf die er sich bezieht. An einer anderen Stelle setzt er die Gestik ein, um das, was er sagt abzuschwächen: “(...) ich möcht jetzt nicht sagen abschwächendes winken mit beiden Händen auf dem Tisch, wobei die Unterarme auf dem Tisch bleiben faschistische Züge (...)”[156]. An einer anderen Stelle benutzt er den erhobenen Zeigefinger, um zu verdeutlichen, dass er jemanden zitiert, der etwas vorschreibt: “(...) und die habt iht schön zu lesen rechter Arm erhoben, Zeigefinger geht hin und her, Oberlehrerhaft (...)”[157].

Auffällig ist bei der Person, dass die Gestik in dem Redebeitrag gezielter eingesetzt wird, in dem er weniger strukturiert spricht.

Bei der vierten Person (P4) wird kaum Gestik verwendet. Er sitzt mit vorgebeugtem Oberkörper am Tisch und hält sich fast die ganze Zeit an den Armen fest. Er guckt immer nach unten auf die Liste und nie in die Runde, was ihn unsicher erscheinen lässt. Für Albert Thiele gehört der Augenkontakt mit zu einer überzeugenden Argumentation. Er schreibt: “Die Fähigkeit zum Augenkontakt wird häufig in Verbindung gebracht mit innerer Stärke, Festigkeit und Dominanz. Fehlender Augenkontakt schmälert die Überzeugungskraft der Argumentation.”[158]

Die wenigen Gesten, die die Person macht, dienen hauptsächlich der Betonung: “(...) halt ab 1980 quasi löst kurz die rechte Hand und weist nach vorn die Jahre (...) und äh deswegen die rechte Hand weist auf die List hat diese Liste (...)zum Beispiel viele Zitate löst den rechten Arm, präsentierende Geste daraus kommen (...) aber ob betonende Geste mit rechter Hand der das wirklich ist (...)”[159].

An einer Stelle benutzt er die Gestik, um eine Pause zu überbrücken: “(...) merken sich die wig die wichtigsten Zitate / rechte Hand macht eine suchende Geste, beim sobald er wieder beginnt zu sprechen hält er sich wieder am Arm fest zitieren die in Öffentlichkeit(...)”[160].

Insgesamt erweckt der Redner den Eindruck, dass er eine möglichst kleine Angriffsfläche bieten möchte, weil seine Körperhaltung so gebückt ist, er sich an meist sich selbst festhält und den anderen Rednern nicht in die Augen schaut.

4.      Schlussteil: Vergleich

Vergleicht man die verschiedenen Gesprächsformen der freien Diskussion und der geleiteten Debatte miteinander, so fällt grundsätzlich erst einmal auf, dass die Personen in der freien Diskussion wesentlich verunsicherter wirken. Diese Unsicherheit spiegelt sich in dem regen Gebrauch von Füllwörtern, wie z. B. also, ja, quasi, wieder. Zudem ist die Anzahl des Füllsels “äh” und “ähm” auffallend häufiger, als in der geleiteten Debatte. Zu vermuten wäre hier, dass durch die vorgegebene Meinung in der zweiten Gesprächsform, den Personen die Argumentation sicherer gelingt, da sie sich an einem “Leitfaden” orientieren können und somit wissen, worauf sie hinaus wollen. In der freien Diskussion müssen sie sich erst eine eigene Meinung bilden, was ihnen jedoch schwer zu fallen scheint, da sie keine Vorbereitungszeit auf das Gespräch hatten.  Sie sind somit dazu gezwungen, ihre Gedanken während des Sprechvorgangs zu entwickeln, wodurch die Struktur der Argumentation extrem beeinträchtigt wird. Das Gespräch kommt “schleppend” in Gang und zeichnet sich durch ständige Wiederholungen und abgebrochene Sätze aus. In der geleiteten Debatte kommt es im Gegensatz dazu, nur sehr selten zu unvollständigen Sätzen. Die Argumentation ist klarer durchdacht und wird fließender verbalisiert. Die Sprecher verfolgen mit ihren Aussagen ein konkretes Ziel (den Kontrahenten von ihrer Meinung zu überzeugen) und sind somit besser dazu in der Lage ihre Gedanken in Worte zu fassen. Ihre Aussagen werden in der zweiten Runde der geführten Debatte noch souveräner vorgetragen, da sie dort auf die Argumentationen der Gegenpartei antworten können. Es scheint daher der Fall zu sein, dass es den Sprechern immer leichter fällt gut strukturiert und ohne viel Füllsel zu reden, je mehr Vorgaben sie haben, auf die sie sich beziehen können. “Um sich anderen mitzuteilen, muss der Redner Mittel beherrschen, die ihn befähigen,  verständlich zu sprechen und seine Rede klar zu gliedern. Dazu gehört besonders, dass der Redner weiß, wie er einen Gedanken, eine Argument aufbaut und mit welchen Stilmitteln er seine Sätze gestaltet.”[161], sagen Horst Schuh und Wolfgang Watzke zur Führung einer guten Argumentation. Um diese Punkte aber ausreichend erfüllen zu können bedarf es einer Gesprächsplanung, die den vier Beteiligten jedoch in der freien Diskussion zunächst verwehrt blieb.

Die dazu gewonnene Sicherheit der Redner in der geleiteten Debatte schlägt sich auch in der von ihnen verwendeten Gestik nieder. Die Gestik wird hier größtenteils zu der Betonung des Gesagten eingesetzt und dient nicht mehr fast ausschließlich der Gedankenfindung, wie es noch in der freien Diskussion der Fall gewesen ist. Die Gestik tritt fast nur noch an prägnanten Stellen auf, wobei Person Eins sogar völlig auf diese verzichtet. In der freien Diskussion benötigte sie die Bewegungen noch, um ihre Unsicherheit zu überspielen (festhalten an der Bücherliste), in der Debatte, sitzt sie entspannt, zurückgelehnt auf ihrem Stuhl und strahlt somit eine gewisse Souveränität aus. Bei Person Eins fiel das veränderte Sprachverhalten am deutlichsten auf. Sie gliederte sauber , sprach flüssig und verwendete überhaupt kein Füllsel mehr. Es war eindeutig zu erkennen, dass sich Person Eins während der freien Diskussion ihre Meinung zu dem Thema bilden konnte und ihre letzte Ausführung dadurch sehr sicher klang. Abschließend lässt sich sagen, dass alle Sprecher in der geleiteten Debatte viel selbstsicherer erschienen , als in der freien Diskussion.

 

5.      Literaturverzeichnis

Delhees, Karl H.: Soziale Kommunikation: Psychologische Grundlagen für das Miteinander in der modernen Gesellschaft, Opladen, 1994

Hohmann, Helmut: Sprechen und Überzeugen, 2. Auflage, München 1981

Miller, Sherod; Nunally, Elam; Wackmann, Daniel; Saline, Carol: Sage, was du denkst: Vertrauen schaffen und gewinnen durch Offenheit in Partnerschaft, Familie und Beruf, Landsberg am Lech 1983

Landau, Terry: Von Angesicht zu Angesicht: Was Gesichter verraten und was sie verbergen, aus dem Engl. Übers. von Brigitte Dittami, Heidelberg, 1993

Schuh, Horst und Watzke, Wolfgang: Erfolgreich Reden und Argumentieren – Grundkurs Rhetorik, 2. Auflage, München 199

Thiele, Albert: Die Kunst zu überzeugen: faire und unfaire Dialektik, 3. Auflage, Düsseldorf 1994

 



[1] Hohmann, Helmut: “Sprechen und überzeugen”, München 1981, S. 23.

[2] Transkription

[3] Thiele, Albert: Die Kunst zu überzeugen: faire und unfaire Dialektik, 3. überarb. Aufl., Düsseldorf 1994, S. 16.

[4] Transkription

[5] Landau, Terry: Von Angesicht zu Angesicht: Was Gesichter verraten und was sie verbergen, aus dem Engl. Übers. von Brigitte Dittami, Heidelberg, 1993,  S.156.

[6] Thiele, Albert, S. 19ff.

[7] Transkription

[8] Transkription

[9] Thiele, Albert, S.67

[10] Hohmann, Helmut: Sprechen und Überzeugen, München 1981, S. 18.

[11] Miller, Sherod; W. Nunally, Elam; B. Wackmann, Daniel; Saline, Carol: Sage, was du denkst: Vertrauen schaffen und gewinnen durch Offenheit in Partnerschaft, Familie und Beruf, Landsberg am Lech 1983, S.109.

[12] Transkription

[13] Hohmann, Helmut, S. 19.

[14] Transkription

[15] Transkription

[16] Transkription

[17] Thiele, Dr. Albert, S. 67.

[18] Transkription

[19]  Hohmann, Helmut, S. 22.

[20] Transkription

[21] Transkription

[22] Thiele, Albert, S. 26.

[23] Transkription

[24] Thiele, Albert, S. 63.

[25] Schuh, Horst; Watzke, Wolfgang, S. 24.

[26] Hohmann, Helmut, S. 18.

[27] Thiele, Albert, S. 69.

[28] Transkription

[29] Transkription

[30] Delhees, Karl H. : Soziale Kommunikation: Psychologische Grundlagen für das Miteinander in der modernen Gesellschaft, Opladen, 1994, S. 225.

[31] Transkription

[32] Transkription

[33] Thiele, Albert, S. 29.

[34] Transkription

[35] Thiele, Albert, S. 14.

[36] Transkription

[37] Thiele, Albert, S. 63.

[38] Transkription

[39] Thiele, Albert, S. 70.

[40] Transkription

[41] Hohmann, Helmut, S. 19.

[42] Hohmann, Helmut, S. 19.

[43] Thiele, Albert, S. 29.

[44] Transkription

[45] Transkription

[46] Transkription

[47] Thiele, Albert, S. 40

[48] Transkription

[49] Transkription

[50] Transkription

[51] Thiele, Albert, S. 39.

[52] Hohmann, Helmut, S. 24.

[53] Transkription

[54] Thiele, Albert, S.49.

[55] Transkription

[56] Transkription

[57] Transkription

[58] Hohmann, Helmut, S. 18.

[59] Miller, Sherod; Nunnally Elam W., Wackmann, Daniel B.; Saline, Carol, S. 109.

[60] Transkription

[61] Thiele, Albert, S. 16.

[62] Thiele, Albert, S. 27.

[63] Thiele, Albert, S. 28.

[64] Schuh, Horst; Watzke, Wolfgang, S. 24.

[65] Schuh, Horst; Watzke, Wolfgang, S. 24.

[66] Thiele, Albert, S. 14.

[67] Thiele, Albert, S. 28.

[68] Hohmann Helmut, S. 18.

[69] Thiele, Albert, S. 28.

[70] Thiele, Albert, S. 39.

[71] Thiele, Albert, S. 43.

[72] Thiele, Albert, S. 40.

[73] Thiele, Albert, S. 39.

[74] Thiele, Albert, S. 29.

[75] Hohmann, Helmut, S. 19.

[76] Thiele, Albert, S. 119.

[77] Thiele, Albert, S. 65.

[78] Thiele, Albert, S. 65.

[79]“Erfolgreich Reden und Argumentieren - Grundkurs Rhetorik”; Horst Schuh, Wolfang Watzke; 2. neubearbeitete Auflage 1994,S. 52

[80]Transkription der Gesprächsrunde vom 9.5.2001

[81]Transkription

[82]Transkription

[83]Albert Thiele: “Die Kunst zu überzeugen”, 3. überarbeitete Auflage Düsseldorf 1994, S. 29

[84]Transkription

[85]Transkription

[86]Transkription

[87]Transkription

[88]Transkription

[89]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen” S.29

[90]Transkription

[91]Transkription

[92]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 27

[93]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 27

[94]Transkription

[95]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 70

[96]Transkription

[97]Ebd. “Erfolgreich Reden und Argumentieren-Grundkurs Rhetorik”, S. 16

[98]Ebd. “Erfolgreich Reden und Argumentieren-Grundkurs Rhetorik”, S. 16

[99]Transkription

[100]Transkription

[101]Transkription

[102]Helmut Hohmann “Sprechen und überzeugen”, München 1981

[103]Transkription

[104]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 28

[105]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 28

[106]Transkription

[107]Transkription

[108]Transkription

[109]Transkription

[110]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 28

[111]Ebd. “Erfolgreich Reden und Argumentieren-Grundkurs Rhetorik”, S.24

[112]Transkription

[113]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 28

[114]Transkription

[115]Transkription

[116]Transkription

[117]Transkription

[118]Transkription

[119]Transkription

[120]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen” S. 25

[121]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen” S. 63

[122]Transkription

[123]Transkription

[124]Transkription

[125]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 27

[126]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S.26

[127]Transkription

[128]Transkription

[129]Transkription

[130]Transkription

[131]Ebd. “Sprechen und überzeugen”. S. 20

[132]Transkription

[133]Transkription

[134]Transkription

[135]Transkription

[136]Transkription

[137]Ebd. “Sprechen und überzeugen”, S. 19

[138]Transkription

[139]Transkription

[140]Transkription

[141]Transkription

[142]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 27

[143]Transkription

[144]Transkription

[145]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 26

[146]Transkription

[147]Ebd. “Sprechen und überzeugen”, S. 20

[148]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 27

[149]Transkription

[150]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 64/65

[151]Transkription

[152]Transkription

[153]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S.65

[154]Transkription

[155]Transkription

[156]Transkription

[157]Transkription

[158]Ebd. “Die Kunst zu überzeugen”, S. 66

[159]Transkription

[160]Transkription

[161] Schuh, Horst; Watzke, Wolfgang, S. 16.