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Analyse von Verona Feldbuschs Sprechverhalten

 

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Anmoderationen

3. Interview

3.1. Ja

3.2. Also

3.3. Ähm

4. Spontanes Sprechen

4.1. Sos-Kinderdorf

4.2. Patenkind

4.3. Werbung

5. Schluß

6. Anhang

6.1. Riesenrad

6.2. Internetanschluß

6.3. Interview erster Teil

6.4. Interview zweiter Teil

6.5. Interview dritter Teil

6.6. Sos-Kinderdörfer

6.7. Patenkind

6.8. Werbung

7. Verzeichnis der Transkriptionszeichen

8. Bibliographie

 

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit möchte ich mich mit dem Auftreten von Partikeln, insbesondere des ähm, und den Ursachen ihres Gebrauchs in verschiedenen Sprechsituationen beschäftigen. Um eine klarere Evidenz für die Auswirkung der Sprechsituation und der Sprechumstände auf das Vorkommen von Füllwörtern und Partikeln liefern zu können, scheint es mir günstig, den Ausgangspunkt nicht in den verschiedenen Sprechsituationen zu sehen und hier unterschiedliche Sprecher zu vergleichen, da es dabei eine Vielzahl von Faktoren zu berücksichtigen gäbe, die im Rahmen dieser Arbeit nicht die ihnen zustehende Beachtung finden könnten. Daher habe ich meine Arbeit auf eine einzige Sprecherin konzentriert, deren Redeverhalten ich exemplarisch in drei verschiedenen Sprechsituationen vorstellen möchte, um so durch die vergleichende Studie der Diskrepanzen Schlüsse auf die Ursachen und Wirkung ziehen zu können.

Bei den Kriterien, die mich zu der Wahl meiner Untersuchungsperson veranlaßt haben, handelt es sich zu einem um die Voraussetzung, daß überhaupt eine Änderung in Quantität wie auch Qualität der verwendetet Füllwörter unter verschiedenen Umständen zu beobachten ist. Zum anderen war es mir wichtig, mir vorab ein umfassendes Bild vom Sprechverhalten der Person machen zu können, da die in der folgenden Arbeit angeführten Beispiele natürlich nur einen exemplarischen Wert haben können und damit adäquate Repräsentanten sein sollten. Es schien mir aus diesen Erwägungen heraus günstig, eine prominente Person mit viel Medienpräsenz zu wählen: Verona Feldbusch.

Bei dem von mir ausgesuchten Material handelt es sich zu einem um Mitschnitte aus der Sendung Veronas Welt und zum anderen um eine Dokumentation von Veronas Besuch in einem spanischen SOS Kinderdorf.

Um ein vollständiges Bild zu zeigen werde ich meine Arbeit mit der Transkription zweier kurzer Sequenzen beginnen, in denen die Sprecherin einen auswendig gelernten Text aufsagt, um im zweiten Teil eine Interviewsituation zu betrachten, in der beide Gesprächspartner zwar eine konzeptuelle Vorstellung von dem Verlauf des Interviews haben, jedoch recht oft spontan sprechen müssen. Zum Schluß werde ich mich mit einer relativ freien Sprechsituation beschäftigen, in der Verona Feldbusch persönliche Statements abgeben soll.

2. Anmoderationen

Bei den beiden ersten Ausschnitte handelt es sich um Anmoderationen in der Sendung Veronas Welt. Verona Feldbusch spricht hier vorgegebene Texte auswendig oder zumindest mit Hilfe eines Teleprompters. Da es sich dabei um kurze Texte handelt finden wir in beiden Beispielen keine Füllwörter. Jedoch ist m.E. die Betrachtung dieser Sprechsituation trotzdem substantiell für die weiteren Erwägungen. Diese Wiedergabe von memorierten Informationen gewährt interpretativen Einblick in die Strukturierung der Sinn- oder Gedankenabschnitte.

Wie bereits erwähnt, finden wir hier keine Füllwörter jedoch ist bemerkenswert, daß dem Zuhörer trotzdem nicht das Gefühl eines flüssig gesprochenen Textes vermittelt wird. Dieser Eindruck ist meiner Meinung nach auf die Atemtechnik der Sprecherin zurückzuführen. Das Gesprochene wird von Verona mit einer Art von Zäsur versehen, die durch regelmäßiges, stark hörbares Luftholen entsteht. Das Ein- und Ausatmen wird hier nicht mit dem Sprechen verbunden, die Sprecherin holt vielmehr tief Luft und verwendet diesen Luftstrom um den nächsten Abschnitt regelrecht hervorzustoßen, was natürlich zur Folge hat, daß sie für die nächste Einheit wiederum tief Einatmen muß. Diese Beobachtung ist insofern interessant, da sie hier das Gesprochene in regelmäßige, auch sinnvolle und größtenteils der Interpunktion entsprechende Sinneinheiten unterteilt, woraus sich m.E. folgern läßt, daß das Erlernen eines Textes inklusive eben dieser Atempausen erfolgt. Dies erscheint mir relevant, da sie im weiteren Verlauf meiner Arbeit auf das freie Sprechen - also Äußerungen, die nicht vor dem Verbalisieren in klare Einheiten unterteilt, sondern im Prozeß des Sprechens entwickelt werden - übertragen und in Zusammenhang mit der Verwendung des Füllwortes ähm gebracht werden können.

3. Interview

Bei der zweiten Sprechsituation, mit der ich mich beschäftigt habe, handelt es sich um ein Interview, das Verona Feldbusch mit Dana Schweiger (Ehefrau von Til Schweiger) geführt hat. Das Interview ist, den Werbepausen entsprechend, dreigeteilt. Veronas Gesprächspartnerin ist die Mitbegründerin und Mitinhaberin der Firma Bellybutton, die Produkte rund um Mutter und Kind herstellt. Dana Schweiger spricht gebrochen Deutsch mit englischem Akzent, ihre Wortbeiträge sollen hier aber keine weitere Beachtung finden, sie sind nur aufgeführt, um den Kontext herzustellen.

Das Interview findet in einem der Bellybutton-Läden statt, den Verona Feldbusch mit einem künstlichen Schwangerschaftsbauch betritt.

Die Interviewsituation ist, im Bezug auf Partikel und Füllwörter ergiebiger und aufschlußreicher als die zuvor betrachteten Anmoderationen. Da das Hauptaugenmerk meiner Arbeit jedoch auf dem Gebrauch der Partikel ähm liegen soll möchte ich mich im Folgenden auf nur zwei von den statistisch am häufigsten auftretenden Modalpartikeln beschränken. Bei diesen Partikeln handelt es sich neben ähm um ja und also. Beide treten als Partikel in nahezu identischer und auffallender Häufigkeit auf.

3.1. Ja

Betrachtet man das häufige Auftreten der genannten Partikel im Interview, ist ihr Vorkommen als redeeinleitendes Mittel recht selten. Auffällig häufig finden wir es im dritten Teil des Interviews, in dem es darum geht, eine persönlich Frage zu beantworten. Hier werden ja und insbesondere also nicht so sehr eingesetzt, um sich den Redebeitrag zu sichern bevor Redeinhalt oder Formulierung feststehen[1], sondern als Verzögerung bei der die Sprecherin Zeit zur Formulierung finden kann. 

 

1. D: Ich hab eine ganz wichtige frage auf dich. Ich wollte

wissen ganz genau du ein Kind bekommen willst – Uund wer der Vater wird?

V: Also¸wann ich ein Kind bekomme und wer der Vater wird?

Also eines kann ich ja schon mal beantworten... (LACHT)

D: Hast du ein gute Vater ausgesucht bis jetzt?

V: Ja hab ich also mit Franjo der ist tadellos (BEIDE

LACHEN) und den-den-den behalt ich auch. ÛUnd ähm wann? ÛAlso ich denke- Jaa,  jetzt-ich find das eigentlich ganz schön so

 

Bezieht man in die Betrachtung dieses Abschnitts auch die anderen Partikel wie die Kombination und-ähm, ja als Bekräftigung wie auch die Wortwiederholung den-den-den mit ein, verstärkt das den Eindruck der Unsicherheit der Sprecherin. Diese hohe Konzentration an Partikeln findet ihre Entsprechung in der Körpersprache. Im Gegensatz zu den Anmoderationen zeigt Verona hier eine starke Aktivität. Der Blick ist häufig gesenkt, die Sprecherin versucht die Antwort zu verzögern, indem sie die Aufmerksamkeit auf ihren Bauch und damit von ihrer Mimik weg lenkt. Insgesamt entsteht der Anschein von Unbehagen und einer gewissen Peinlichkeit, die durch verstärkte körperliche Aktivität überspielt werden sollen.

Im übrigen finden wir ja als Träger einer Bestätigungs- oder Bekräftigungsfunktion. Verona setzt diese Modalpartikel hinter faktische Aussagen und verwendet sie im Sinne von ”wie uns (allgemein) bekannt ist”

 

2. V: ÛVon dir weiß ich ja das du sehr viel machst und ähm

Bellybutton das ist ja sag ich mal ein-ein Verein von

jungen Müttern, von FrauenÛ, Frauenpower¶Ûwie seid ihr

eigentlich auf die Idee gekommen und wieviel Frauen seid ihr

 

Andererseits erfüllt ja, wie alle Modalpartikel des Deutschen, die Funktion einer subjektiven Einschätzung des Geschehens und unterstreicht damit den persönlichen Charakter des Gesprochenen von Seiten des Sprechers. Diese Partikel dient nicht der objektiven Beschreibung der Situation oder des Gesagten.[2]

 

3. V: Wie machst du das denn also du selber das glaubt man ja kaum du hast drei Kinder - Ûähm ich hab mal Photos gesehen superhübsche Kinder¶Û Til Schweiger

ist ja dein Mann¶Û aber du hast ja auch diese Firma also

das ist ja schon sehr viel also ...

 

4. V: ... fing ich ja goldich ich hab ja hier so‘ne Hose von

Bellybutton an ...

 

Die Funktion, die ja als Partikel bei Verona in dieser Redesituation erfüllt, läßt sich also hauptsächlich auf die Bekräftigung der eigenen Aussage und das Hervorheben der Subjektivität des Gesagten einschränken. Es wird aber in Situationen, in denen die Sprecherin einer unangenehmen Sprechsituation ausgesetzt ist, in der sie wie in dem oben angeführten Beispiel Fakten aus ihrem Privatleben preisgeben muß, auch als Mittel zur Verzögerung des Sprechaktes gebraucht.

3.2. Also

Also läßt sich in drei Funktionsgruppen einteilen, die Zsuzanna Iványi wie folgt definiert:

 

Es kann als koordinierende Konjunktion konsekutiver Satz- oder Satzgliedverbindung eine Folge oder Folgerung ausdrücken, als Partikel hat es die Funktion, Vorausgegangenes zusammenzufassen. In beiden Fällen hat es einen Bezugsausdruck, einen Gedanken, der fortgeführt oder zusammengefaßt werden soll. Als bekräftigenden Partikel steht es am Anfang von gefühlsbetonten Aussagen und Ausrufen und übt eine verstärkende Wirkung aus.[3]

 

 

1. V: Nee, ich glaub so wie du ...

D: Ja

V: ... also ich würd‘ den ganzen Tag mit Obst

hinterherrennen...

D: (LACHT) und Gemüse

 

2. V: Genau! Nee, also ich glaub auch, daß ich mir da schon

viel Gedanken machen würde deswegen möchte ich auch mehrere

haben...

 

Neben dieser Funktion und der unter 2.1. erwähnten kann also, insbesondere wenn es direkt hinter einem Problemindikator wie dem ähm steht, einen anderen Zweck erfüllen. In diesem Fall wird also, so Iványi, als eine Art Lückenfüller oder Reparaturanzeichen, das auf kurze Gedächtnislücken hindeutet die ‚repariert‘ werden, gebraucht[4].

 

3. V: ... das heiß bei Bellybutton gibt es ähm schöne sch ähm

also Mode für Schwangere, für Babies¶Û und eben diese ganzen Produkte von Puder Babyöl und Ja Ûdu hast drei eigene Kinder glaubstu du möchst noch mal eins ham?

 

Die Lückenfüllerfunktion läßt sich an dem oben angeführten Beispiel besonders gut beobachten. Der Abschnitt scheint als eine Art Werbeblock für die Firma Bellybutton geplant worden zu sein und es obliegt Verona, die Produktpalette zu erläutern. Jedoch scheint die Sprecherin Probleme zu haben, sich den Text ins Gedächtnis zu rufen, worauf das erste ähm hindeutet. Nach diesem Pausenfüller ist sie gezwungen, weiterzusprechen, was zur Folge hat, daß sie ein Wort einsetzt, das allem Anschein nach weder das gesuchte, noch eins ist, das sie auf die Spur des weiteren Textes bringt. Sie setzt, anscheinend in Ermangelung einer Alternative, erneut an, bricht aber nach dem ersten Laut ab und setzt eine dreiteilige Reparaturstruktur ein[5]. Ähm wird als Pausenfüller verwendet, das folgende also stellt den Reparaturindikator und Mode für Schwangere den Reparaturausdruck dar.[6]

3.3. Ähm

Neben den beiden zuvor besprochenen Modalpartikel ist ähm die am häufigsten vorkommende. Im Vergleich kommt auf jedes siebenunddreißigste Wort, in dem gesamten Interview, ein also, auf jedes neununddreißigste Wort ein ja, und auf jedes sechsundfünfzigste Wort ein ähm.[7]

Im Gegensatz zu ja und also gebraucht die Sprecherin ähm in der Interviewsituation überhaupt nicht als redeeinleitende Partikel. Es taucht vielmehr in auffallender Regelmäßigkeit nach den ersten vier oder fünf Wörtern auf, oder aber zwischen dem Ende einer und dem Anfang einer neuen Sinneinheit.

 

1. V: Adoptieren, das find ich hört sich wirklich superschön

an. Ähm wie ist das mit Till also ich hab ihn ja mal kennengelerntebei den Dreharbeiten und ich finde er ist sehr nett\° Hat viel Phantasie und ist ja auch so ein bißchen verrückt. Wie ist er denn mit den Kindern?

 

2. V: ÛVon dir weiß ich ja das du sehr viel machst und ähm

Bellybutton das ist ja sag ich mal ein-ein Verein von

jungen Müttern, von FrauenÛ, Frauenpower¶Ûwie seid ihr

eigentlich auf die Idee gekommen und wieviel Frauen seid ihr

 

Am ersten Beispiel kann man erkennen, daß die Sprecherin ähm an eine Stelle plaziert, an der ein inhaltlicher Bruch oder Themenwechsel stattfindet. Verona nimmt mit dem ersten Satz die vorhergehende Aussage ihrer Interviewpartnerin zwar auf, schafft es jedoch nicht, einen Übergang zu ihrer nächsten Frage zu finden. Die Partikel fungiert hier als Zäsur aber auch gesprächsverzögernd. Verona senkt dabei den Blick und fährt dann mit der nächsten Frage fort.

Beim zweiten Beispiel bringt die Sprecherin den Einleitungssatzt flüssig heraus, läßt dann aber ein und-ähm folgen. Dabei senkt sie wiederum den Blick und läßt ihn suchend wandern. Hier tritt die Füllpartikel auf, um "Sprechpausen zu überbrücken und bestimmte kognitive Prozesse des Sprechens [...] anzuzeigen.”[8] Diese Form ist die häufigste in der vorliegenden Sprechsituation, ähm füllt eine Redepause, die entstehen würde, da die Sprecherin einen Augenblick braucht, um sich ihren ‘Text‘ ins Gedächtnis zu rufen.

Gegen die Annahme hingegen, daß die Sprecherin dieses ähm als Füllwort verwendet, um einen Gedanken zu entwickeln oder die passende Formulierung zu finden, spricht zu einem die Position dieser Partikel; wie bereits erwähnt, tritt sie meistens nach dem ersten Satz auf und das Sprechtempo wird danach nicht verlangsamt. Verona sucht nicht nach Worten, sie verwendet ähm, um eine kurze Verzögerung zu erwirken in der sie sich auf den weiteren Verlauf konzentriert. Diese Annahme bestätigt sich auch in Beispiel 3. unter 2.2. Hier findet der Wortsuchprozeß nicht im Sinne der Suche nach einer passenden Formulierung statt, sonder als ein Ins-Gedächtnis-Rufen eines auswendig gelernten Ausdrucks.

 

Insgesamt wird durch die vielfache Wiederholung insbesondere der oben besprochenen Partikel aber auch durch die Art ihrer Verwendung ein Eindruck von starker Unsicherheit vermittelt. Diese durch den häufigen Gebrauch von Füllwörtern transportierte Unsicherheit ist zwar auch auf der Ebene der Spachkompetenz zu suchen, spiegelt aber m.E. häufig eine Konzentrationsschwäche im inhaltlichen Bereich wieder.

4. Spontanes Sprechen

Die folgende Beispiele sind, nach meiner Beobachtung, für das Sprachverhalten Verona Feldbuschs am aufschlußreichsten. Hierbei handelt es sich um persönliche Statements, die Verona bezüglich ihres Aufenthalts in einem spanischen SOS-Kinderdorf gegeben hat.

 

In der ersten Sprechsituation können wir eine drastische Umverlagerung im Bezug auf die Quantität und Qualität der benutzten Modalpartikel feststellen. Im Vergleich verwendet Verona die Spitzenreiter unter den Modalpartikeln aus der Interviewsituation, ja und also, im freien Interview im Schnitt nach jedem fünfzigsten Wort; im Interview mit Dana Schweiger kommen beide Partikel zusammengenommen nach jedem neunzehnten Wort vor. Dagegen steigt der Anteil der eingefügten ähms von jedem sechsundfünfzigsten Wort im Interview auf etwa jedes sechsundzwanzigste Wort in allen drei Beispielen für freies Sprechen zusammen. Zwar ist in den drei Interviews auch eine große Anzahl von Modalpartikeln vertreten, jedoch ist hier keine Partikel vorhanden, die durchgehend durch regelmäßiges, charakteristisches oder häufiges Vorkommen auffällt. Aus diesem Grund möchte ich mich bei dieser Sprechsituation hauptsächlich auf die Partikel ähm konzentrieren und die übrigen Modalpartikel nur im Zusammenhang oder bei besonderer Relevanz Erwähnung finden lassen.

4.1. Sos-Kinderdorf

1. Was größer geworden ist, ist eigentlich die – Ûdie Aktion zu helfen. Ich-ich ähm möchte ich-ich red‘ dann manchmal mit mir selber und denk dann soo – Jaa, wenn du nach Hause

fährst ähm vergiß es nicht was du erlebt hast. Vergiß das

nicht was du gesehen hast.

 

Das erste ähm das in diesem Statement vorkommt befindet sich relativ weit am Anfang. Bereits im ersten Satz kommt eine Wortwiederholung (die-die) vor, die auf eine Wortsuchprozess hindeutet. Der zweite Satz soll anscheinend mit Ich beginnen, ist aber noch nicht weiter ausgearbeitet. Verona wiederholt das Ich zwei Mal, setzt ein ähm als Pausenfüller ein und versucht den Satz mit möchte weiterzuführen. Anscheinend kann sie den Gedanken jedoch nicht weiterentwickeln und bricht ab. Sie beginnt noch mal von vorne, ebenfalls mit dem wiederholten ich. Die Sprecherin scheint hier keinen vorgeformten Gedanken zum Ausdruck bringen zu wollen. Sie beginnt zu sprechen und macht sich erst dann Gedanken um den inhaltlichen Teil. Dafür spricht m.E. auch die Tatsache, daß der erste Satzanfang nicht der ihm folgenden Aussagen zuzuordnen werden kann. Das folgende ähm ist ebenfalls als Überbrückung einer Redepause anzusehen, allerdings scheint hier ein gedankliches Konzept von der Aussage zu bestehen und es handelt sich hier eher um eine Konzentrationsschwäche.

 

Der folgende Abschnitt ist eine Kette von Sätzen, die ausschließlich mit und oder aber eingeleitet werden.

 

2. Und ich kenn ja meine Geschichte und ich bin ja

schon lange mit den SOS Kinder-Ûdo- dörfern verbunden ähm

und-ähm das waren kleine Schritte die immer größer geworden

sind. ÛAber-ähm ich weiß eh nicht man arbeitet meistens so

hart an seiner eigenen Kariere, was ja auch gut ist. ÛUuund-ähm was einem Spaß bringt, was einem Erfolg bringt,

Anerkennung bringt und das-das braucht natürlich auch‘n

Mensch um-ähm auch glücklich zu sein. Aber-äh man kann ja

auch manchma sein Ehrgeiz verlagern in eine neue Geschichte.

 

Die meisten ähms in diesem Absatz sind auf die Angst vor einer Pause zurückzuführen. Die Sprecherin setzt statt einer Stimmsenkung und einer kurzen Pause am Ende eines Satzes direkt mit einer Konjunktion wieder zu Sprechen an. Die Konjunktion ist direkt mit dem Partikel verbunden und stellt sich als Einheit dar, die einerseits die einzelnen Sprechabschnitte verbindet und andererseits eine Verzögerung schafft, die es der Sprecherin erlaubt, sich auf das Folgende zu besinnen. Diese Sprechtaktik erweckt einen hektischen Eindruck beim Zuhörer. Der Mangel an Sinnabschnitten oder der Interpunktion entsprechenden Sprechpausen und die dafür eingesetzte Konjunktion-Partikel-Verbindung läßt den Satz endlos erscheinen.

 

Im letzten Abschnitt finden sich in Relation zum Vorangegangenen merklich weniger ähms. Verona spricht hier recht flüssig und zusammenhängend. Der Abschnitt wird mit der Partikel also eingeleitet und mit der Floskel ich sach mal weitergeführt. Die Sprecherin legt viel Wert darauf, die folgende Aussage als eine subjektive zu kennzeichnen.

Bei den beiden eingefügten ähms, die der restliche Abschnitt birgt, handelt es sich um Füllwörter, die eine Wortfindungsschwirigkeit anzeigen. Sie stehen, im Gegensatz zu dem vorhergehendem Abschnitt, mitten in der Aussage resp.im Satz.

 

3. warum kann man nicht ma ähm etwas anderes in der Form nach Hause bringen und so beobachte ich mich, daß ich sag ich liebe meinen Job als Modoratorin. Ich liebe Deutschland so wie es ist soo- so mit all dem Höhen und Tiefennn, mit den Zeitungen die einen mal loben und mal wieder köpfen wollen. ÛDa-da-da gehör ich irgendwie hin. ÛAber ich möchte halt auch meine Energie nutzen Ûum in Zukunft auch weiter ähm mir Mühe zu geben solche Projekte auf die Beine zu stelle.

4.2. Patenkind

In diesem Interview lernt Verona Feldbusch ihr Patenkind kennen, das zu diesem Anlaß eingeflogen worden ist

 

Hier finden wir dasselbe Phänomen wie im vorhergehenden. Verona setzt zum Sprechen an, scheint sich aber bis zum zweiten also nicht im klaren drüber zu sein, was sie eigentlich antworten will. Aber auch in den folgenden Sätzen findet keine kontinuierliche Entwicklung eines Gedankens statt, Verona reiht vielmehr einzelne Gedanken aneinander und verbindet diese mit einer und-ähm Kombination, ohne jedoch einen wirklichen inhaltlichen Zusammenhang herzustellen.

 

 

 

 

1. Jaa, also das ist ähm wie gesagt also so in

Deutschland da meint man hat‘n Patenkind, und man-man freut

sich und ÛÄhm - man weiß, daß man jeden Monat Geld

hinschickt und-ähm hofft das einfach zu glauben was man

vorher gelesen hat, daß-daß die Kinder Ähm ne-Ve ähm gute

Verpflegung, daß sie zur Schule kommen, daß sie Û ‘ne Mutter

haben, zu Hause haben und so.

 

In diesem Abschnitt kommen zwei Wortwiederholungen vor, besonders bei der zweiten wird deutlich, wie die Sprecherin ihren Gedanken entwickelt. Die Ausgangssituation für ihre Aussage ist keineswegs ein inhaltlich vorgeformter Gedanke. Sie sagt: ”[...]hofft das einfach zu glauben was man vorher gelesen hat[...]” und steht nun vor dem Problem, sagen zu müssen, was sie gelesen hat. An dieser Stelle sucht Verona nicht die passende Formulierung; sie gestaltet vielmehr ihre Aussage von Wort zu Wort, allem Anschein nach ohne ein inhaltliches Konzept. Durch diesen Prozeß kommt es zu den Wortwiederholungen, die der Sprecherin die Möglichkeit geben, sich die weitere Aussage zu überlegen. An dieser Stelle ist zu erkennen, daß Verona auf einen fortführenden Gedanken gekommen ist, "[...] die Kinder eine gute Verpflegung [...]", jedoch hat sie hier ein Problem mit der verbalen Verwirklichung dieses Gedankens. Nach ”die Kinder” folgt das Füllwort ähm, sie scheint allerdings kein Wortfindungs-, sondern eher ein Gedächtnisproblem zu haben und versucht dann, das Objekt direkt folgen zu lassen. Sie setzt zu dem Wort an, merkt, daß etwas fehlt und gebraucht wiederum ähm, um sich auf das fehlende Prädikat zu besinnen. Aus dieser Beobachtung läßt sich m.E. nach schließen, daß in der Transformation eines Gedankens in die verbale Form das Subjekt und Objekt die Funktion von prägnanten Eckpfeilern für die Sprecherin einnehmen.[9]

 

Wie beim vorhergehenden Beispiel kommt auch im Folgenden ein Abschnitt mit auffallend vielen ähms vor,  jedoch einer in dem die Partikel nicht störend oder irritierend wirkt, sonder eher als ”Indizien lockeren Sprachgebrauchs”[10] angesehen werden können. Diese Indizien sind lt. Roger Mackeldey auf die folgenden Gründe zurückzuführen:

 

[...] mangelnden Gelegenheit zur hinreichenden Vorplanung der Äußerung, vom Zwang zu simultan und damit notwendig sukzessive verlaufender Gedankenentfaltung und Spracherzeugung [und]von der damit verbundenen eingeschränkten Kontrolle der sprachlichen Form und [dem] asoziativen Charakter des Sprechens.”[11]

 

Anhand der bisherigen Beobachtungen nehme ich an, daß das Fehle des Füllworts ähm in dem folgenden Abschnitt zu einem mit der Tatsache zusammenhängt, daß die Sprecherin sich von dem Interviewer hinter der Kamera zu dem Kind wendet und damit einen direkten Bezugspunkt hat(der auch von ihrer eigenen Person ablenkt) und zweitens, was mir wichtiger erscheint, formuliert sie hier einen inhaltlich bereits vorgeformten Gedanken.Indikatoren für diese These sind die korrekte Satzstellung, der Mangel an Wiederholungen und ein für spontanes, natürliches Sprechen normaler Anteil von Modalpartikeln.

Im letzten Teil des Interviews können wir dann, vor allem im Vergleich zum bis jetzt Besprochenen, ein sehr hohes Aufkommen von ähms beobachten.

 

ÛUnd-ähm aber man freut sich und-ähm dadurch, daß man weiß, daß es das Patenkind ist werd ich jetzt auch anders ähm nach Deutschland zurückgehen. Also das ist für mich mehr geworden.

 

Nach dem vorhergehenden Abschnitt scheint Frau Feldbusch hier wieder weiterzusprechen, ohne einen wirklichen Gedanken zu verfolgen. Sie verbindet die vorhergehende Aussage mittels und-ähm ohne expliziten Zusammenhang mit der neuen. Sie  setzt an, da sie aber kein Konzept für ihre Äußerung hat, folgt kurz darauf ein weiteres verbindendes und-ähm. Danach scheint Verona aber den Gedankenfaden aufgenommen zu haben und spricht bis auf ein letztes Füllwort im vorletzten Satz, das auf eine Wortfindungsschwierigkeit hindeutet, ohne ähm zu Ende.

An dem Wechsel zwischen Abschnitten, die mit der Partikel ähm durchsetzt sind, und füllwortfreien kann man besonders gut beobachten, wie es insbesondere zu der Kombination von Konjunktionen und Füllwort bei Verona kommt.

4.3. Werbung

Bei meinem letzten Beispiel handelt es sich ebenfalls um das abschließende Statement Veronas in der Dokumentation.

Im Gegensatz zu den vorhergehenden Beispielen in diesem Kapitel finden wir hier nur eine einzige Kombination von Konjunktion und Partikel.

 

1. Und wenn man ma überlegt, daß man für sechzig Mark im Monat¶Ûeiiin Kind hier im SOS Kinderdorf ähm ganz groß unterstützen kann. ÛUnd-ähm das sind-ist ein Dauerauftrag.

 

Jedoch können wir an dieser Stelle von einer Sprechsituation ausgehen, in der die Sprecherin nicht wie in den vorhergehenden in Ermangelung eines Konzeptes ein Bindewort und das verzögernde ähm einsetzt. Es handelt sich hier vielmehr um eine Situation, wie wir sie bereits in dem Interview mit Dana Schweiger beobachten konnten. Die Sprecherin hat ein Konzept, die Aussage ist inhaltlich festgelegt, sie benötigt ein Füllwort, um die Pause zu füllen, die entsteht, während sie sich die geplante Aussage wieder ins Gedächtnis ruft.

 

Trotz des verhältnismäßig geringen Vorkommens der Konjunktion-Partikel-Kombination ist dieses abschließende Statement bei weitem am stärksten mit dem Füllwort ähm durchzogen. Grade hier läßt sich, neben den bereits besprochenen Aspekten, die zum vermehrten Auftreten von Füllwörtern führende, die große Rolle des Mangels an Konzentration feststellen bzw. auch ein Sprechverhalten, das auf eine"[...] mangelnde formale Selbstkontrolle des Sprechers zurückzuführen [ist]."[12]

 

2. Dassis schon irgendwo drinne und das möchte ich halt, wenn ich jetzt wieder nach ähm Deutschland komm auch den Leuten so ein bißchen vermitteln.

 

Die meisten in diesem Statement vorkommenden ähms sind zwar auch, wie bei den vorhergehenden Beispielen, redeverzögernde Maßnahmen, die eingesetzt werden, um einen Sprechaufschub zu erwirken, der für die Gedankenentwicklung benötigt wird. Jedoch fehlen hier die in den vorhergehenden Kapiteln als so charakteristisch hervorgetretenen Merkmale, die auf einen Wortsuchprozeß hindeuten, wie Wortwiederholungen und ein rasches Aufeinanderfolgen von mehreren Füllwörtern oder Modalpartikeln.

Die inhaltliche Kohärenz des Statements ist ein weiterer Aspekt, der dieses von den vorhergehenden Beispielen unterscheidet. Der Einsatz der Partikel ähm deutet hier nicht auf eine Problematik in der spontanen Gedankenentwicklung hin oder auf die bereits untersuchten Versuche, einen thematische Bruch zu überbrücken. Hier zeigt sich vielmehr die Schwierigkeit der Sprecherin, über eine längere Sprechzeit hinweg konzentriert einen Gedankengang zu verfolgen.

5. Schluß

Nach den vorhergehenden Betrachtungen des Redeverhaltens von Verona Feldbusch in den unterschiedlichen Sprechsituationen, kann das zunehmende auftreten der Partikel ähm bei steigendem Anteil der spontanen Sprache m.E. auf zwei Hauptfaktoren zurückgeführt werden. Zu einem den Mangel an Konzentration, der es ihr erschwert kontinuierlich einen Gedanken zu entwickeln und seine Entsprechung in der verbalen Äußerung findet. Symptomatisch für dieses Problem ist die Konjunktion-Partikel-Verbindung. Zum anderen ein sich beidseitig bedingende Unsicherheit auf sprachlichem und persönlichen Niveau, die zu Subjektivierungen und Verzögerungen führen. Der, durch die Häufigkeit der auftretenden Partikel, entstehende Eindruck geht über den, im normalen spontanen Sprechen, üblichen Rahmen hinaus und erzeugt somit ein irritierendes Gefühl bei Zuhörer

Bedingt werden diese Aspekte in den meisten Fällen, so scheinen die Beispiele zu belegen, durch den Mangel an einem, vor der Äußerung stehenden, gedanklichen Konzepten, das diese zu einem rechtfertigt und zum andern erst zum Ausgangspunkt für eine kontinuierliche und flüssig wirkende Sprechweise macht.

6. Anhang

6.1. Riesenrad

Tja, hier im Riesenrad, kann ich Ihnen natürlich nur eine

R I E S E N  R A T geben. Wie Sie eins von den drei

Wellnesswochenende mit dem Smart gewinnen können.ÛOder zu

Weihnachten einen eigenen.ÛAlso - aufgepaßt und nach der

Sendung¶Ûmüssen Sie natürlich die Lösung parat haben.ÛViel

Glück!

6.2. Internetanschluß

Alsoo, wenn ich mal nicht weiß wo ich bin dann schau ich

einfach im Internet nach unter:ÛW-W-W Sat Eins de

(SCHNALZEN) und schon weiß ich wo ich bin¶Ûaber leider hab

ich hier keinen Internetanschluß insofern- mhmm

Ûmußichs anders rausfinden.

6.3. Interview erster Teil

D: Verona? Du, du bist schwanger?

V: Naja, eige-eigentlich nicht richtich, also wenn ich

ehrlich bin, iccch wollt mal üben wie das ist. (LACHT)

D: Gut siehst du aus!

V: Ja? gefällt dir das?

D: Jaaa—Ja!

V: Weißt du ich hab mir eigentlich so‘n ähm

 - Bauch da untergeschnallt (D. LACHT) und

natürlich auch hier (DEUTET AUF IHREN BUSEN) ein bißchen

zugelegt und wollt mal sehen wie das ist¶ÛUnd du hast hier

so schöne Babysachen entdeckt ähm (GREIFT NACH EINER DER AUF DEM TISCH STEHENDEN FLASCHEN) ich glaub diese Produkte sindsogar von dir alle ne?

D: Ja, genau das ist Bellybutton.

V: Bellybutton das heißt jetzt zu Deutsch äh zu Deutsch

Bauchnabel.

D: Genau, das ist die Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Jede Kind hat einen Bauchnabel eigentlich jede Mutter hat

auch eins ...

V: Auch eins! Ne da ist man ja verbunden darf ich das mal so ein bißchen sprühen?

D. Jaaa – Sicher das ist Lavendel und Wasser daß (VERONA

SPRÜHT MIT EINER FLASCHE) und das ist eigentlich für die

Babys, daß das Zimmer ein bißchen gut riecht, wenn das Kind

zu Oma und Opa geht hat sie ein bißchen (Daheimnisgruch) dabei.

V: ACHsoo, damit sie sich wohlfühlt, wenn er ma woanders

übernachtet das riecht ja richtig gut süße Träume

D: Süße Träume

V: °da werd ich heut abend gut schlafen.

D: Ja Genau

V: ÛVon dir weiß ich ja das du sehr viel machst und ähm

Bellybutton das ist ja sag ich mal ein-ein Verein von

jungen Müttern, von FrauenÛ, Frauenpower¶Ûwie seid ihr

eigentlich auf die Idee gekommen und wieviel Frauen seid

ihr

D: Ok, wir sind bis jetzt-bis jetzt im Anfang waren wir

zwei, dann waren wir vier und jetzt sind wir fünf

V: Fünf Frauen?

D: Ja, und ich habe eigentlich ähm Kosmetik Chemie studiert

V: Ja

D: Ich hab auch Haut(...) ähm studiert. Und viel von den

Kinderprodukte sind full mit Parfum und sie sind von ihre

Inhaltsstoffen nicht sooo – supertoll und-ähm wir haben

gesagt, Mensch wir können was schön machen eine

Schwangerschaft-Pflegeserie und auch einee - Kinder-Serie

was gut und gesund und nicht so teuer ist

V: Da, kann also auch jeder kaufen das ist jetzt nicht ...

D: Naaa

V: ...zu teuer.

D: Genau!

V: Wie machst du das denn also du selber das glaubt man ja kaum du hast drei Kinder - Ûähm ich hab mal Photos gesehen superhübsche Kinder¶Û Til Schweiger

ist ja dein Mann¶Û aber du hast ja auch diese Firma also

das ist ja schon sehr viel also ...

D: Jaa

V: ... drei Kinder Hut ab das muß man erstma Ûsag ich ma

unter einen Hut kriegen (STIMME LÄCHELT) und- dann eben dein Mann ähm der ist sehr viel unterwegs, der dreht¶¸Wie schaffstu das alles?

D: Das ist eigentlich so, daß wenn der Til ähm arbeitet,

arbeite ich denn zu Hause und wenn er Freizeit hat darf ich

dann nach Deutschland kommen und meine Arbeit machen.

V: Ja¸, du hast so‘ne super Figur¶Û wie hastu das

hingekriegt nach drei Kindern ich glaub das wollen jetzt

alle Frauen wissen. Ist es Glück istes Sport ...

D: Ich glaub es ist ein bißchen von beides Glück und ein

bißchen Sport äh nicht so viel Sport mach ich nicht gerne

aber das ist auch, daß ich richtig gut ess.

V: Also Ernährung ist sehr wichtig

D: Ja-Ja Ernährung ist auch sehr wichtig, ja

V: Ist das so mehr Obst oder ist das ohne Kauriemen

D: Gemüse uuund jaaa

V: Alles was gesund ist!

D: Alles was gesund ist. Nicht soviel Bonbons und-ja -- wann -wolltes du denn meinen, daß du ein ein Kind kr –es wirklich probieren möchtest?

V: Mmmmh- Na ich weiß nicht also - Ûin der Theorie bin ich

auf jeden Fall schon ma gut kuckma ich weiß wie man sich

hinstellt

D: Jaaa

V: ich kann meinen Bauch schön einsprühen Hups (BEIDE

LACHEN) rutscht die Hose also Theorie klappt schon. Also

vielleicht nächstes Jahr.

D: Aber Praxis?

V: Huuuh

D: Hast du keine?

V: Nee, ich hab kein Baby zum üben.

[...]

6.4. Interview zweiter Teil

Situation: Dana und Verona stehen vor einem Tisch mit sieben Babys, auf deren Stramplern die Wochentage aufgedruckt sind. Das Interview wird vom Babygeschrei untermalt.

 

V: Soo, jetzt haben wir hier eine ganze Woche liegen. Mit

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag

also ich find Sonntag sieht schonma sehr stark aus. Und-ähm

bei den Babysachen ähm wer macht bei euch die Babymode?

D: Bis jetzt haben wir nur die Bodies, das mit-ä mit-äh

Montag bis Sonntagbodies bis jetzt ...

V: Jaa!

D: ... aber wahrscheinlich(...)ihr ins Wort fällt)

V: Ach, die Bodies von Montag bis Sonntag sind auch von Bellybutton ...

D: Ja, genau.

V: ... fing ich ja goldich ich hab ja hier so‘ne Hose von

Bellybutton an ...

D: Jaaa

V: ... und die ist superbequem, die Jeans¸...

D: Ja¸...

V: ... das heiß bei Bellybutton gibt es ähm schöne sch ähm

also Mode für Schwangere, für Babies¶Û und eben diese ganzen Produkte von Puder Babyöl und Ja Ûdu hast drei eigene Kinder glaubstu du möchst noch mal eins ham?

D: Nein, ich glaube schon aber¸ trotzdem würd‘ ich soo gerne adoptieren. Nach dreiii-nach drei Kindern find‘ ich schon, wenn man etwas ein bißchen was zurückgeben kann. So da sind so viele Kinder ne die haben gar keine gute Familie V: JA!

D: ... würd‘ ich gerne einen von den nehmen.

V: Adoptieren, das find ich hört sich wirklich superschön

an. Ähm wie ist das mit Till also ich hab ihn ja mal kennengelerntebei den Dreharbeiten und ich finde er ist sehr nett\° Hat viel Phantasie und ist ja auch so ein bißchen verrückt. Wie ist er denn mit den Kindern?

D: Ja, ja er ist auch verrückt mit den Kindern

V: Hab ich mir gedacht!

D: Ich bin die Strenge der ist mehr so der spaßige Santa-

Claus-Vater.

V: Jaaa?

D: Ja!

V: Und du mußt immer zu Hause sagen sooo(...)

D: ...ich muß immer sagen keine Bonbons bitte dein Obst

essen und ...

V:  Ögh!

D: ... die langweiligen Sachen. Aber das ist so. - Und du

als Mutter meinst du du würdes streng sein oder mehr so

lassig?

V: Nee, ich glaub so wie du ...

D: Ja

V: ... also ich würd‘ den ganzen Tag mit Obst

hinterherrennen...

D: (LACHT) und Gemüse

V: ... und Gemüse und und Franjo würde immer sagen ach lass

sie doch. (LACHT)

D: (...)

V: Genau! Nee, also ich glaub auch, daß ich mir da schon

viel Gedanken machen würde deswegen möchte ich auch mehrere

haben...

D: Ja V: ... sonst wird‘ ich verrückte Mutter die den ganzen Tag ...

D: Nur eins

V: über nur(BEHÜTENDE BEWEGUNG AUF DAS VOR IHR LIEGENDE

BABY HIN)

D: Oder bestimmt mußt du mindestens drei haben!

V: Das stimmt!

[...]

6.5. Interview dritter Teil

D: Ich hab eine ganz wichtige frage auf dich. Ich wollte

wissen ganz genau du ein Kind bekommen willst – Uund wer der Vater wird?

V: Also¸wann ich ein Kind bekomme und wer der Vater wird?

Also eines kann ich ja schon mal beantworten... (LACHT)

D: Hast du ein gute Vater ausgesucht bis jetzt?

V: Ja hab ich also mit Franjo der ist tadellos (BEIDE

LACHEN) und den-den-den behalt ich auch. ÛUnd ähm wann? ÛAlso ich denke- Jaa,  jetzt-ich find das eigentlich ganz schön so

D: Jaaa (+)

V: Vielleicht nächstes Jahr¸

D: Ist bequem , ne?!

V: Ja, wir haben jetzt November¸ Also ich könnt mir

vorstellen vielleicht nächsten Frühling?

D: Super!

V: ...  geht-das-aber das geht ja geht ja auch nicht immer

so schnell man, man, man ...

D: Nein. Dauert neun Monate

V: neun MonateD: Dann muß man muß vorher ein bißchen daran arbeiten.

V: Dadran Arbeiten (LACHT)

D: Aber das ist die Spaß.

V: (LACHT) Das stimmt.

D: Das macht Spaß!

6.6. Sos-Kinderdörfer

Was größer geworden ist, ist eigentlich die – Ûdie Aktion zu helfen. Ich-ich ähm möchte ich-ich red‘ dann manchmal mit mir selber und denk dann soo – Jaa, wenn du nach Hause

fährst ähm vergiß es nicht was du erlebt hast. Vergiß das

nicht was du gesehen hast. ÛUnd es soll keine einmalige

Sache sein. Und ich kenn ja meine Geschichte und ich bin ja

schon lange mit den SOS Kinder-Ûdo- dörfern verbunden ähm

und-ähm das waren kleine Schritte die immer größer geworden

sind. ÛAber-ähm ich weiß eh nicht man arbeitet meistens so

hart an seiner eigenen Kariere, was ja auch gut ist. ÛUuund-ähm was einem Spaß bringt, was einem Erfolg bringt,

Anerkennung bringt und das-das braucht natürlich auch‘n

Mensch um-ähm auch glücklich zu sein. Aber-äh man kann ja

auch manchma sein Ehrgeiz verlagern in eine neue Geschichte. Also ich sach mal als Beispiel warum muß man als Sängerin immer anach-noch eine goldene Platte nach hause bringen warum kann man nicht ma ähm etwas anderes in der Form nach Hause bringen und so beobachte ich mich, daß ich sag ich liebe meinen Job als Modoratorin. Ich liebe Deutschland so wie es ist soo- so mit all dem Höhen und Tiefennn, mit den Zeitungen die einen mal loben und mal wieder köpfen wollen. ÛDa-da-da gehör ich irgendwie hin. °Aber ich möchte halt auch meine Energie nutzen Ûum in Zukunft auch weiter ähm mir Mühe zu geben solche Projekte auf die Beine zu stellen und ich möchte das nicht vergessen was ich hier gesehen hab.

6.7. Patenkind

Reporterin: Ist es‘ n komisches Gefühl jetzt sie, sie so zu sagen, äh lebendig vor sich zu haben?

Verona: Jaa, also das ist ähm wie gesagt also so in

Deutschland da meint man hat‘n Patenkind, und man-man freut

sich und ÛÄhm - man weiß, daß man jeden Monat Geld

hinschickt und-ähm hofft das einfach zu glauben was man

vorher gelesen hat, daß-daß die Kinder Ähm ne-Ve ähm gute

Verpflegung, daß sie zur Schule kommen, daß sie Û ‘ne Mutter haben, zu Hause haben und so. Und jetzt freu ich mich natürlich sehr, daß das alles auch so zutrifft. Man hat den kleinen Zwerg auch extra heute eingeflogen. Sie ist schon um fünf Uhr aufgestanden ist natürlich auch ein bißchen müde jetzt inzwischen. ÛUnd-ähm aber man freut sich und-ähm dadurch, daß man weiß, daß es das Patenkind ist werd ich jetzt auch anders ähm nach Deutschland zurückgehen. Also das ist für mich mehr geworden.

6.8. Werbung

Vielleicht kann ich mich dafür ein bißchen einsetzen. (SCHLUCKEN) Mit solchen Reisen und mit solchen

Dokumentationen, solchen Filmen ähm den Leuten in

Deutschland zu zeigen Ûähm zumindest die MIR vertrauen und

glauben das Geld kommt hier AN. ÛUnd wenn man ma überlegt,

daß man für sechzig Mark im Monat¶Ûeiiin Kind hier im SOS

Kinderdorf ähm ganz groß unterstützen kann. ÛUnd-ähm das

sind-ist ein Dauerauftrag. ÛUnd wenn man ma überlegt wofür

man manchma Geld ausgibt und nicht AllEE können - ähm

sechzig Mark im Mo-onat entbehren. ÛViele haben ja selbst

Kinder und viele Probleme undÛ -Aber ich denke wenn jeder

ma in sich reinhorcht und ma überlegt, sechzig Mark im Monat Ûfür eine Patenschaft für ein Kind. Dassis schon irgendwo drinne und das möchte ich halt, wenn ich jetzt wieder nach ähm Deutschland komm auch den Leuten so ein bißchen vermitteln. Einfach diese. JA!-ähm man kann helfen und man soll es nicht vergessen.

7. Verzeichnis der Transkriptionszeichen[13]

(...)                  unverständliche Sequenzen

(war)               vermuteter Wortlaut

¸                                 steigende Intonation

                                  fallende Intonation

Û                               hörbares Einatmen

-                                  kurze Pause

[LACHT]                     Wiedergabe von nichtmorphemisierter Äußerung und Kommentare

8. Bibliographie

Iványi, Zsuzanna: Wortsuchprozesse. Eine gesprächsanalytische Untersuchung und ihre wissenschftsmethodologischen Konsequenzen. Hg. v. András KertészFrankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lange 1998 (Metalinguistica; Bd. 6)

Linke, Angelika; Nussbaumer; Markus, Portmann,Paul R. erg. Um ein Kap.: Phonetik und Phonologie. V. Urs, Willi: Studienbuch Linguistik. Hg. v. Helmut Henne, Horst Sitta, Herbert Ernst Wiegand. A. 3. Tübingen: Niemeyer 1996 (Reihe: germanistische Linguistik; 121)

Mackeldey, Roger: Alltagssprachliche Dialoge. Kommunikative Funktion und syntaktische Strukturen. Leipzig: Verlag Enzyklopädie 1987

Ossner, Jakob: Konvention und Strategie. Interpretation von Äußerungen im Rahmen einer Sprechakttheorie.. Hg. v. Helmut Henne, Horst Sitta und Herbert Ernst Wiegand. Tübingen: Niemeyer 1985 (Reihe germanistische Linguistik; 55)

 

 Kathrin Kribus

Sommersemester 2001

 



[1] Linke, Angelika; Nussbaumer; Markus, Portmann,Paul R. erg. Um ein Kap.: Phonetik und Phonologie. V. Urs, Willi: Studienbuch Linguistik. Hg. v. Helmut Henne, Horst Sitta, Herbert Ernst Wiegand. A. 3. Tübingen: Niemeyer 1996 (Reihe: germanistische Linguistik; 121) S. 271.

[2] vgl. Ossner, Jakob: Konvention und Strategie. Interpretation von Äußerungen im Rahmen einer Sprechakttheorie.. Hg. v. Helmut Henne, Horst Sitta und Herbert Ernst Wiegand. Tübingen: Niemeyer 1985 (Reihe germanistische Linguistik; 55) S. 59

[3]  Iványi, Zsuzanna: Wortsuchprozesse. Eine gesprächsanalytische Untersuchung und ihre wissenschftsmethodologischen Konsequenzen. Hg. v. András KertészFrankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lange 1998 (Metalinguistica; Bd. 6) S. 91

[4] Iványi 1998. S. 91

[5] vgl. Iványi 1998. S. 92

[6] Ein interessanter Aspekt ist, daß das von der Sprecherin zuerst in die Lücke eingesetzte Wort mit dem gleichen Laut beginnt, wie eine der Komponenten des gesuchten Ausdrucks (schön/Schwangere). Ein Zusammenhang erscheint um so wahrscheinlicher, als das die Sprecherin sich über den Zusammenhang bewußt zu sein scheint; sie versucht ihn wiederholt einzusetzen und bricht ab als sie die richtige Konstruktion nicht herstellen kann.

[7] In dieser statistischen Auszählung sind ähm’s und die Kombinationen dieser Partikel wie und-ähm und aber-ähm zusammengezogen. Dagegen haben ja und also nur Berücksichtigung gefunden, wenn sie als Modalpartikel angewendet worden sind.

[8] Mackeldey, Roger: Alltagssprachliche Dialoge. Kommunikative Funktion und syntaktische Strukturen. Leipzig: Verlag Enzyklopädie 1987 S. 68

[9] siehe auch 2.2 Zitat Nr.3

[10] Mackeldey 1987. S. 68

[11] Mackeldey 1987. S. 68

[12] Mackeldey 1987, S. 62

[13] Das Verzeichnis orientiert sich an: Mackeldey, Roger: Alltagssprachliche Dialoge. Kommunikative Funktion und syntaktische Strukturen. Leipzig: Verlag Enzyklopädie 1987, S. 197.