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Analyse von Schülerreden

Untersuchungen zum Verhältnis von Füllwörtern und Gesten im mündlichen Sprachgebrauch

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

1.1 Material

1.2 Transkription meiner Materialien

1.3 Methoden

2. Ergebnisse

3. Thesen

4. Fazit

5. Quellen

 

1. Einleitung

„Ja, also ich spreche heute über das Thema äh es geht um das Verhältnis von Füllwörtern und Gesten im mündlichen Sprachgebrauch.“ So oder ähnlich beginnen viele Redner ihre Vorträge. Eine Sprache ohne Füllwörter und Partikel ist kaum mehr vorstellbar, sie wirkt für viele Hörer sogar unecht oder verkrampft. Dennoch sind Wissenschaftler, die sich mit dem Sprachgebrauch auseinander setzen oder  Leute, die ihre Sprache für berufliche Zwecke schulen daran interessiert unnötige Füllwörter aus der mündlichen Rede heraus zu filtern. Für viele mag der Gebrauch von Füllwörtern unprofessionell oder unsicher wirken. So sucht man nach Methoden, um Füllwörter zu vermeiden, was allerdings keine sehr einfache Aufgabe zu sein scheint.

Eine Möglichkeit, die sich auf diesem Gebiet bietet ist das Beobachten von verschiedenen Rednern und dabei darauf zu achten, ob die Redner, die viele Füllwörter verwenden etwas anders machen als die Redner, die kaum oder gar keine Füllwörter verwenden. So wurde bereits beobachtet, dass Redner bei denen viele Füllwörter auftauchen  nur wenig gestikulieren, Redner hingegen, die über eine ausgeprägte Körpersprache verfügen neigen nur selten zu Füllwörtern. Die These, dass Gesten Füllwörter ersetzen können bzw. Gesten den Sprachfluss begünstigen können, kann damit angeboten werden. Doch diese These gilt es zu beweisen oder zu widerlegen.

Somit stellt sich also die Frage nach dem Verhältnis von Füllwörtern und Gesten im mündlichen Sprachgebrauch, wie ich es zu Beginn mit Hilfe eines Beispiels bereits angedeutet habe. Ist es möglich, dass Füllwörter und Gesten sich wechselseitig aufheben können? Gibt es überhaupt einen Zusammenhang? Diese und weitere Fragen werde ich im Verlauf meiner Arbeit untersuchen und versuchen mögliche Antworten zu finden.

1.1 Material

Als Beobachtungsmaterial diente mir eine Videoaufzeichnung von 14 Schülern. Die Schüler sollten nach einer kurzen Vorbereitungszeit zweiminütige Vorträge über einen Zeitungsartikel halten. Die Aufnahmen stammen vom 13.06.2000.

1.2 Transkription meiner Materialien

gesprochener Text

Gesten und Bewegungen

V1: Schüler

Kean guten Tag mh
ich hab mich mit dem Thema auseinandergesetzt ob das Leben als Regenwurm wirklich Zukunft hat/         
 


so ich hab mir dazu drei positive Argumente gefunden/ ja mh das erste ist   dass sich das, dass sich der Regenwurm                           
als längstes Insekt repräsentieren kann/



bei der Nahrungssuche treten äh nicht große Probleme auf /

  
mh ja und bei ihrem Tod können sie sogar jungen Vögeln helfen den Hunger zu stillen
so mh als Folgerung hab ich halt dass also find ich dass sie sich explosionsartig vermehren sollten da sie nur gutes tun/ und sie sollten zusätzlich als Friedenssymbol statt der Taube agieren/ und deswegen denke ich dass die Zukunft der Regenwürmer gewährt ist/ danke/

Dauer:   1 Minute 10 Sekunden                                                   
Füllwörter:  10


V2: Schüler

Also zu der Frage mh ja
hat das mh Leben der Regenwürmer noch Zukunft/
oh man/




also die werden durch mehrere Sachen bedroht/ zu erst einmal durch den Regenschauer der ihre ökologische Nische überschwemmt und die Regenwürmer müssen nach oben ausweichen wobei sie ihrer nächsten Gefahr ausgesetzt sind und zwar kommen direkt die Vögel an und wollen übers Essen diskutieren/
fühlt sich der Regenwurm auch andersrum wiederum bedroht denn wenn die Menschen wieder vorbei kommen o je/ nein Schitte/



Dauer: Abbruch nach 42 Sekunden
Füllwörter: 5


V3: Schülerin

Mh (lacht) also ich hatte das Thema Talkshows/ und ich hab ich berichte jetzt über einen Artikel aus dem Spiegel von 1997/ da heißt’s „Tyrannei durch Schwätzen über Intimität/ eh ja zum Thema Talkshows jeder kennt Talkshows jeder hat schon Talkshows geguckt/ war vielleicht selbst schon mal in’ner Talkshow/ der ganze Talkshow-Wahnsinn beginnt schon morgens um 11 Uhr/ mit dem Herrn Kerner/
um 12 Uhr die Vera/ um 13 Uhr Sonja/ um 14 Uhr die Arabella um 15 Uhr Bärbel 16 Uhr der Hans Meiser und 17 Uhr der Jürgen Fliege/ ehm das was früher über den Gartenzaun eh ausgetauscht wurde wird heute in Talkshows erzählt/ von „Hilfe ich bin sexsüchtig“ bis / „Er gibt sich jedes Wochenende die Kante“/ wird über alle möglichen Themen in Talkshows diskutiert/ und aus meiner eigenen Erfahrung kann ich erzählen dass ich selbst schon mal zu Gast in’ner Talkshow war/ zum Thema „Hilfe ich hab mich geirrt ich lieb dich doch“/
und ehm ja das war eigentlich auch nur’ne Spaßaktion das hatte viel mehr mit Selbstdarstellung zu tun/ als dass ich irgendwie jetzt in der Talkshow Hilfe bekommen soll/
durch’s Diskutieren oder ich weiß nicht was das war das war eher nur mal so zum Spaß zum Ausprobieren/ ja ehm/ ehm was kann ich noch dazu erzählen/ eha/ jetzt hab ich eigentlich gar nichts mehr zu sagen/ ja

Dauer: 1 Minute 26 Sekunden
Füllwörter: 13

V4: Schülerin

Über die größten Energieverschwender der Welt/ die USA/
und’s so dass äh 28 Prozent der Amerikaner den Treibhauseffekt für also äh kein Problem halten/ und Meinungsforschungen sagen dass mh dass’s eben so ist weil es eben sehr abstrakt ist also man kann’s sich zum Beispiel nie richtig vorstellen /
und ja/’s ist ja bekannt dass die Amerikaner zum Beispiel durch Klimaanlagen und durch Autos selbstgefällig verschwenden und dazu trägt auch noch die schlechte Isolierung der Häuser bei äh was die Amerikaner selbst nicht stört weil äh Energie halt sehr billig ist/ zum Vergleich/ eine Kilowatt-Stunde in den USA kostet 10 Pfennig und in Deutschland 23 Pfennig/’s Benzin ist auch billiger/ also 1996 hat es zum Beispiel nur 50 Pfennig gekostet in den USA/ im Vergleich zu 1, 59 hier/ und dementsprechend war auch der Benzinverbrauch sehr weit höher/
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen dass äh die Energieverschwendung also wieder zunehmend ist/ in den USA/ ich war ja letztes Halbjahr als Austauchschülerin in’n USA und äh das Auto wird praktisch für alles benutzt/ also man geht nicht einkaufen wie man’s hier ganz normal machen würde um die Ecke/ sondern man muss wirklich immer mit’m Auto fahr’n/ und ja’s auch so dass die Wirtschaft dem sehr entgegen kommt/ also es gibt zum Beispiel Banken mit eh Drive-in-Schalter/ Kinos äh Fast food- Ketten wie’s ja hier auch ist/ also da wird noch ganz.../

Dauer: 1 Minute 30 Sekunden
Füllwörter: 21


V5: Schüler

Also mein
mein Thema war „Internet guckt da jemand“ das war aus auch wie bei der Marthe aus einem Zeitungsartikel des Spiegels/ 8 2000/ mh darüber geht es eben wie man sich selber eine eigene Homepage einrichtet/ und wie das eben alles von statten geht/
also in Deutschland ist das Internet immer mehr zur zur Medie geworden durch die man sich informiert/ und mittlerweile gibt es über 800000 Homepages in auf der ganzen Welt/ 
auf diesen Homepages ist alles möglich/ man kann sich zum Beispiel angucken wie der Herr Fritz da sein eh seinem Sport nachgeht/ mein meines von mir aus
kann er Angeln oder was weiß ich noch was er machen kann/ mh außerdem kann man da Tipps über alles mögliche eben nachgucken/ wie zum Beispiel übers
Sport-Fischen oder al alles mögliche kann man da eben sich besorgen/
mh die um sich selber eine Homepage einzurichten brauch muss man erst ma’ die allgemeine Web-Sprache erlernen/ HTML heißt die/ und bis man die eben erlernt brauch’ man eben erst ma’ am Computer ein bis zwei Tage um sich gut erst ma’ auf seine eigene Homepage schreiben zu können mh mein Name ist Marc oder ähnliches/ mh wie das wie das alles von statten geht kann man sich also die Information darüber kann man sich besorgen über einen sogenannten Provider der wiederum einen Server hat der mein Host  der der mein Host sein wird/ Host heißt dabei Gastgeber/  ja war’n das eigentlich schon zwei Minuten/ darf ich mich setzen/

Dauer: 1 Minute 45 Sekunden
Füllwörter: 11


V6: Schüler

Also ich hab den Artikel aus dem Spiegel/ von 1997 er handelt um die Entsorgungsprobleme in den Niederlanden/ weil damals die Schweinepest übereilt hat/ und dort wurden 500000 Ferkel mit Giftspritzen
äh gespritzt/ ja um beim Sondermüll dann verbrannt zu werden/ damit halt die äh Schweinepest sich nich’ verbreitet/ ja mh ja und die Bauern taten das nicht gerne aber dafür bekamen sie auch Geld von der EU äh/
ja in den Niederlanden da ist halt die höchste Schweinedichte der Welt/ deshalb (lacht) deshalb war’n auch viele in den Ställen war es sehr eng für die/ deshalb wurden auch äh die Ferkel wochenweise ungefähr 230000 getötet/ obwohl um den Virus aufzuhalten wurden 400000/ ( er wird von einer Durchsage unterbrochen) ja um ja/ was die Frage war in Niederlanden was tun mit den toten Tier’n/ da hatte man erst ma’ die Idee die in ? zu Tierfutter zu verarbeiten/ da hat auch Deutschland und Belgien geholfen/ danach wurden sie in Kühlhäuser gelagert das war aber auch nicht genug und da da hat man noch die Idee gehabt sie in Nordkorea als äh ja für die Hungernden weiterzugeben um Essenswaren obwohl weil das Virus das  die Schweine/
überfiel nicht so giftig war/ ja/

Dauer: 1 Minute 58 Sekunden
Füllwörter: 17


V7: Schüler

Ok äh ich hatte en’ Artikel aus der Rheinischen Post und da ging’s halt darum dass man sich mh alle möglichen Informationen/ ob’s  Hausaufgaben sind oder Übersetzungen, Referate oder Interpretationen/ alles mögliche was man für die Schule halt braucht äh das man sich das alles runterladen kann/ man muss



halt nur wissen welche Suchmaschine man benutzen muss und auf welche Seite
man da geht/


und der Herr Rabentin der den Artikel geschrieben hat/ der warnt davor dass man äh durch diese Möglichkeit  verlernt



in Anführungszeichen selbst zu denken/
und dass man das Wissen sich selbst nur noch sucht/
ähm das das der PC quasi zur Hoffnung wird äh das Lernen zu verhindern/ er sagt aber dass es äh falsche Hoffnung ist/ und dass man’s auf gar keinen Fall erreichen wird/
und äh/ dass es zu einer Ergebnisorientierten Arbeithaltung führt und dass man die Methodenorientierte Arbeitshaltung dadurch total verlernt/ und äh dass man äh halt durch diese ganz einfach dargestellten bildlichen Informationen/ die ja oft im Internet zu finden sind/ äh verlernt selber abstrakt denken zu können/ und äh dass das Denken halt im allgemeinen überhaupt nicht mehr trainiert wird/ ja/ und das war’s/

Dauer: 1 Minute 20 Sekunden
Füllwörter: 19


V8: Schüler

Ja auf meinem Artikel stand nicht drauf aus welcher Zeitung er war/ ich nehm an es ist die Rheinische Post/
und äh es ging halt
um die Werbung
von Benetton/
mh ja
diese Werbung wo die Todeskandidaten für Benetton werben halt/

(ihr) kennt ja sicher diese „Sentence to death“-Zeile
und da ging’s halt darum ob’s jetzt also eigentlich um die Moral oder Unmoral/
und zwar mh/ das Motto lautet „Dem Tod ins Gesicht schauen“/ das’s halt der Werbefeldzug von Benetton/und mh die Bilder sollen halt den Todeskandidaten’ menschliches Bild zurückgeben/ und deswegen zeigen sie halt das Gesicht von denen in’ner traurigen Ausstrahlung das es Mitleid erregen soll/
und äh damit man halt damit wirbt dann/
mh seit der Widereinführung der
Todesstrafe sind in den Staaten fast 600 Leute hingerichtet worden/ deswegen/

ich find’s eigentlich total beschissen dass es solche Werbung geben darf/ weil`s auch nicht das erste Mal ist dass Benetton solche Werbung bringt/ es gab da schon mal diese aus’m Bosnienkrieg, glaub ich/
da diese blutverschmierten äh Soldaten/ die haben auch für Benetton geworben/ und meiner Meinung nach ist das ganze nur dazu da um halt die äh
Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu regen/ auch durch Brutalität/ weil ihr wisst ja sicher selber es gibt Werbung die bleibt einem im Gedächtnis hängen/
und’s gibt Werbung die bleibt einem nicht im Gedächtnis hängen/

und äh/ zum Beispiel diese „Clausthaler“-Werbung ja/ immer nicht immer aber immer öfter den Spruch kennt jeder und’s weiß jeder von welcher Werbung das ist/
und das ist genau der Effekt dieser Werbung/ meiner Meinung nach/ stellt durch Brutalität das Produkt zwar in den Vordergrund aber auf total unmoralische Weise/ und das war’s/




Dauer: 1 Minute 50 Sekunden
Füllwörter: 21


V9: Schüler

Ja ich hatte (räuspert sich)
äh den Zeitungsartikel über die Jugendkriminalität in Deutschland/ und wie jeder weiß wird die Jugendkriminalität in Deutschland immer höher/ von Jahr zu Jahr/ und dabei werden die Täter auch immer jünger/ Klaus B. zum Beispiel/ 14/ steht vor Gericht weil er einen Gleichaltrigen mit einem Messer bedroht und zugestochen hat/ oder in Köln/ steht ein 13jähriger/ Schüler vor Gericht weil er mit Raubüberfällen ein ganzen Schulzentrum terrorisiert hat/
äh die Mehrheit der Jugendlichen haben keine Erklärung für die Straftaten/ ähm a aber einige von ihnen geben zu dass sie wegen Gruppenzwang Straf äh Straftaten begehen/ dass sie einen enormen Gruppenzwang an Schulen verspüren und deswegen halt ?/
Ähm ein wesentliches Problem dabei ist dass die Jugendkriminalität (räuspert sich) nicht richtig bestraft werden kann/ da diese bei Jugendlichen meist äh mit
Jugendlichen meistens nicht ähm/ (etwas längere Pause)/ wenn diese noch nicht volljährig sind und noch nicht richtig ins Gefängnis gehen können/ und’s meistens bei einer Anzeige bleibt/ aber n’ Teil davon geht nur n’ Jugendgefängnis und kommt auch nach paar Monaten wieder raus und ?/

Dauer: 1 Minute 20 Sekunden
Füllwörter: 8


V10: Schüler

Aber ich hätt jetzt gerne Lust über einen weißen Hai im Rentenalter zu erzählen/ oder alte Börsendaten und da/
da/ ja es gibt also so en’ Fernsehsender/ ZDF nennt der sich/ den kenn’ manche von euch vielleicht/
da lief letztens Portugal gegen England/ da fand ich ja ziemlich gut wie die Engländer erst ma’ so zwei Tore geschossen haben und dann/ äh
hab’n die nachgelassen und dann hab’n die Portugiesen auf ein mal 3 Tore geschossen/ und das war heftig weil ich hab eigentlich auf England gewettet/ 5 Mark/ äh nich’ so gut fand ich vom ZDF dass die halt die Werbung eingespielt haben/ beim Spiel/ glaub ich/ äh Rumänien gegen Deutschland/ da hab’n die immer so Werbung eingespielt/ find ich nich’ so gut weil werden se’ länger/
finanzieren sich ja aus den Gebühren/ ja/ Werbung zu senden das ist Schwachsinn/ Premiere macht ja so was auch nich’/ ja/ und deswegen/ Dankeschön/

Dauer: etwa 1 Minute
Füllwörter: 10


V11: Schülerin

Na ja/ soll ich jetzt erzählen/ wir haben bald Ferien/ wer von euch fliegt eigentlich mit em’ Flugzeug weg/
ja/ habt ihr euch eigentlich mal darüber Gedanken gemacht/ dass das mh ganz schöne Dreckschleudern sind/ beim Auto da hört man jetzt so von wegen Katalysator/ 3-Liter-Auto/ beim Flugzeug ist da absolut keine Begrenzung und die sind halt sehr große Schadstoffschleudern/
und wenn ihr jetzt mal raus guckt/ da hinten sind auch Kondensstreifen/ und die tragen ganz schön zur Klimaveränderung bei/ seit en’ paar Jahren werden jetzt auch beobachtet/ von den Wetterbeobachtungshäuschen hier ganz über Deutschland verteilt/ ja und die tragen zur Wolkenbildung  bei und diese Wolkenbildung/ das wisst ihr ja ist mit dem Treibhauseffekt verbunden/ denn wenn warme Luft aufsteigt/ dann ähm/ führt das zur Erdeerwärmung/ na ja/ was muss ich jetzt sagen/ ja ok/ ich weiß nicht mehr/

Dauer: 1 Minute 18 Sekunden
Füllwörter: 11


V12: Schülerin

ja ich hatte leider nicht ganz so en’ interessantes Thema wie die Claudia/ sondern in meinem Artikel geht es um Veteranen in der Musikbranche/ ich hab dazu diesen schönen Artikel hier gekriegt/ ich weiß leider nicht von welcher Zeitung der ist und von wann/
und darum geht’s äh in dem Artikel geht’s halt darum dass äh der Reporter der Meinung ist dass die heutige Musikbranche nur noch von den Veteranen lebt die schon 10 20 oder 30 Jahre im Geschäft sind/ das würde man zum Beispiel daran erkennen dass bei den Grammy Awards/ ähm Künstler wie Bob Dylan/ Elton John und andere halt die meisten Preise abgeräumt haben/
hier in Deutschland wär das noch nicht ganz so extrem wie in Amerika aber auch hier würde sich äh auch schon so en’ Trend abzeichnen/ weil viele Leute halt hier auch auch auf Elton John-Konzerte gehen oder halt ähnliches/ und auch in den Top Fifties sind halt Leute wie äh/
also Bands wie die Rolling Stones/ oder Joe Cocker/ Udo Jürgens/ die sind ja auch heute halt schon relativ alt/ und das stellt halt in so fern en’ Problem dar weil dann bald in der Musikbranche ein Loch entstehen wird/ da die ja nicht ewig singen können/ und’s kommt halt einfach kein Nachwuchs der etwas verändert und der halt die Aufmerksamkeit auf sich zieht/
dies hat sich die ähm Branche aber der Meinung des Reporters nach selber zu zu schreiben/
äh/ weil sie sich viel zu sehr anbieten/ also heutzutage äh woll’n sich die meisten Leute überhaupt keine Platten mehr kaufen/ da sie über all alles im Radio hör’n/ aus’m Internet können sie sich auch viele Lieder runter zieh’n/ und deshalb denken die meisten halt es wär überflüssig sich ne’ CD im Laden zu kaufen/ ja/ ja und meine Meinung dazu ist jetzt noch/ also ich find jetzt nich’ so unbedingt/ vor allen Dingen hier in Deutschland nich’/ dass so viele Alte hier auf’m Vormarsch sind/ weil ich mein man sieht doch schon auch schon an Boy-Bands wie weiß nich’ Backstreet Boys/ oder Britney Spears/ is ja hier auch ganz berühmt/
und deshalb find ich dass das hier nich’ ganz so en’ Problem is/ das war’s/


Dauer: 1 Minute 56 Sekunden
Füllwörter: 23


V13: Schülerin

Ja ich hatte einen Artikel aus dem Spiegel/
von 1989/ und mh das war eigentlich en’ Interview (lacht)/ mit Professor Hans Dieter Zimmermann von der tesch tesch nein technischen Universität Berlin über TV-Verbot für Vorschulkinder/ und mh er ist der Meinung dass Vorschulkinder kein Fernsehn gucken sollten/ da er das als eine seelische Vergewaltigung von Kindern sieht/ und mh ja/ Kinder durchlaufen drei Entwicklungsstadien im Vorschulalter/ das ist das erste/ das wär da lernen sie Greifen und sich bewegen/ im zweiten anschauliches Denken/ und im dritten begriffliches Denken/ mh und Fernsehn kann diese Erfahrungen halt nicht vermitteln/ mh deswegen sollten Kinder frühestens mit 6 Jahren Fernsehn gucken/ äh weil die Kinder das Geschehen noch nicht verarbeiten können/ sehn sitzen die wie/ ja in Trance praktisch vor dem Fernseher/ und daraus resultiert dass die Kinder aggressiv werden/ äh ja Sprechen lernen Kinder dadurch auch ganz schlecht (lacht)/
weil sie Sprechen lernen eigentlich nur in der Interaktion mit einem Erwachsenen lernen können/
ja/ das Fernsehn lässt die Konzentrationsfähigkeit sinken/ und ähm acht und 38 Prozent der Unterschicht-Kinder gucken regelmäßig Fernsehn und nur 12 Prozent der Oberschicht/ und/
Herr Zimmermann mh/ sagt halt dass die Klugen immer klüger werden würden und die Dummen immer dümmer/
so das war’s (lacht)/


Dauer: 1 Minute 52 Sekunden
Füllwörter: 13


V14: Schülerin

...handelte übers Fernsehn/ näher gesagt über TV-Nachrichten/ und mh mh dort wurde halt ein Medienforscher der Berliner freien Universität mh eingestellt/ und hat mh über Nachrichten recherchiert/ und herausgefunden/ dass halt nur die Hälfte aller Nachrichten beim Zuhörer ankommen/ dass heißt mh die anderen 50 Prozent werden vergessen/ und sobald man aber zum Beispiel Graphiken oder Bilder einsetzt wird mh/ wird werden/ Moment (lacht)/ mh werden die Nachrichten halt besser behalten/ und das mh kann man sich sicher auch gut vorstellen/ weil zum Beispiel/ als wir in Sozialwissenschaften so eh Sozialwissenschaft das Referat gehalten haben/ und das durch zum Beispiel/ mh Folien unterstützt wurde/ oder durch mh Fernsehapparate/ oder so konnte man das auch besser behalten/ und mh dann wurde halt bei einer Familie mh getestet wie halt Nachrichten ankommen/ und dort hat sich ein Fernsehforscher einquartiert/ und mh jeden Abend 16 Tag/ 16 Tage lang wurde halt die Landschau und mh heute gesehen/ ein mal mit Ton und ein mal ohne Ton/ und mh trotz optischer Hilfestellung/ mh hat man halt maximal 50 Prozent der Nachrichten behalten/ mh und dies liegt wahrscheinlich daran dass mh halt jede 90 Sekunden eine neue Nachricht vermittelt wird/ und die Infodichte der Nachrichten auch sehr mh sehr eng ist/ und deswegen wird die sinkt das Interesse/ und mh die Nachrichten werden nicht mehr so gut behalten/


Dauer: 2 Minuten
Füllwörter: 30

 




fasst sich ans Kinn
danach folgt eine sich selbst beruhigende Geste mit den Händen
anschließend faltet er die Hände und legt sie eine Weile vor sich auf den Tisch




hebt die Hand
löst die Hände voneinander und beendet den Satz mit taktierenden Begleitbewegungen der rechten Hand,
danach faltet er die Hände wieder,
löst die Hände voneinander, mit der rechten Hand berührt er sein Kinn,
faltet die Hände wieder

parallel taktierende Bewegungen mit den gefalteten Händen










Gesten:  8


 




greift sich an die Nase,
erneutes Greifen an die Nase

greift sich wieder an die Nase,
danach faltet er die Hände, kippelt jedoch mit dem Stuhl auf dem er sitzt











fasst sich an den Kopf, bricht ab
und winkt ab, steht auf und geht zu seinem Platz zurück


Gesten: 4















sie lässt das Blatt mit einer Hand los und macht eine ausholende Bewegung mit der nun freien Hand,
im weiteren Verlauf spielt sie sehr viel mit ihrem Blatt, das sie in den Händen hält









sie legt das Blatt vor sich auf den Tisch




nimmt das Blatt wieder vom Tisch weg, hält es fest und spielt wieder etwas nervös damit


nervöses Spiel mit dem Blatt

  
Gesten: etwa 5




sie hält den entsprechenden Artikel hoch,
legt den Zettel auf den Tisch,
schaut oft aufs Blatt, bewegt sich mit dem gesamten Körper



nimmt das Blatt wieder hoch und spricht damit erst weiter














sie legt das Blatt wieder auf den Tisch,
beim freien Vortrag bewegt sie den Oberkörper viel und wackelt mit den Armen, die recht entspannt neben dem Körper hängen












Gesten: 2




er greift mit der Hand in seinen Nacken,
rechte Hand in die Hüfte,
er legt das Blatt weg,
dann hängen die Arme eine Weile neben dem Körper


er schiebt sich die Ärmel seines Pullovers hoch, dann stützt er die Hände in die Hüften


hält die Hände noch in den Hüften, geht allerdings einige Schritte vor und zurück
holt mit der rechten Hand aus, so als wolle er etwas zeigen,
holt einmal mit der linken Hand aus,
danach wieder Hände in die Hüften,
er greift sich ins Gesicht
holt mit der rechten Hand aus, läuft immer wieder ein paar Schritte vor und zurück, auch im weiteren Verlauf seines Vortrags



















Gesten: etwa 7




  





Geste mit der Hand, wechselt oft von einem Fuß auf den anderen



er lässt das Blatt los und macht eine Geste mit der Hand






er wartet und steht still










taktierende Geste mit der Hand



Gesten: 3





er fasst mit der linken Hand den rechten Unterarm, löst diese Haltung jedoch schnell und berührt kurz seinen Bauch, zieht sich dann sein T-Shirt zurecht, danach wieder die Haltung, wie zu Beginn  (linke Hand am rechten Unterarm) > ein flüssiger Bewegungsablauf,
löst Hand kurz darauf wieder vom Arm, führt die Hand kurz an den Bauch,
dann hängen die Arme neben dem Körper,
greift mit der linken Hand an seinen Hintern und hält sich irgendwie dort fest, die rechte Hand bewegt sich ein wenig, danach ist die linke Hand wieder am rechten Unterarm,
greift zum Blatt, das vor ihm auf dem Tisch liegt,
Hand wieder an den rechten Arm,



stützt sich mit beiden Händen auf den
Tisch,
linke Hand zum Hintern, rechte Hand bleibt am Tisch,


verschränkt die Arme, löst sie aber schnell wieder und spricht weiter, eine Hand zum Hintern, die andere am Tisch,
spielt auch mit dem Blatt auf dem Tisch,
spricht in dieser Haltung den Rest des Vortrags zuende



schaut nach oben, vom Blatt weg


Gesten: etwa 7





hält den betreffenden Artikel hoch

legt das Blatt auf den Tisch,
Hand an den Mund,
Hand auf den Bauch,
zeigt an sich herunter, deutet Kleidung an, dann Hände hinter den Rücken,
Hände wieder nach vorn, einen Moment hängen sie neben dem Körper,
linke Hand an den rechten Arm,
er malt die Zeile mit einer Hand in die

Luft, danach verschränkt er die Arme vor der Brust,
Hand an den Mund,
Hände hinter den Rücken,

er legt die Arme an den Körper
linke Hand kurz an den Kopf



ausholende Geste mit der rechten Hand, holt deutlich mit der Hand aus,
rechte Hand in die Hüfte, linke an den Bauch



Hand ins Gesicht, danach hält er mit links wieder den rechten Arm fest


linke Hand ins Gesicht



beide Hände zusammen vor dem Bauch (recht starre Haltung)
zeigt viel mit den Händen

fasst sich an den Kopf

verscheucht mit einem Wink lärmende Mitschüler am Flur (kl. Ablenkung),
hebt den Arm als wolle er sich mit dem
Ärmel Schweiß von der Stirn wischen






auf die Zuhörer deutende Abschlussgeste, er setzt damit scheinbar einen Schlusspunkt oder verleiht dem gesagten noch mal Nachdruck

Gesten: etwa 17





nimmt rechte Hand aus der Hosentasche und hält damit das Blatt fest, die linke Hand ist in der Hosentasche, dann nimmt er wieder mit der linken Hand das Blatt, rechte H. in die Hosentasche,
er steht ansonsten recht still



fasst einmal kurz mit der rechten Hand ans Blatt, dann wieder in die Tasche


fasst wieder kurz ans Blatt



hält nun wieder mit der rechten Hand das Blatt fest (Wechsel), linke in die Hosentasche, wird jedoch sofort wieder herausgeholt, um das Blatt wieder zu halten, mit der rechten wendet er das Blatt und steckt sie dann in die Hosentasche zurück,
rechte Hand kurz an das Blatt
  


linke Hand in die Tasche, rechte an das Blatt



Gesten: etwa 3





wackelt und schwingt ständig mit den herunterhängenden Armen, wechselt das Standbein ständig, geht hin und her




 bei geschossen: schwungvolle Geste mit der linken Hand,
äh: antreibende Geste mit der Hand



antreibende Geste mit der Hand

antreibende Geste





er steht die gesamte Dauer seines Vortrags nicht still


Gesten: ist in ständiger Bewegung




zuckt mit den Schultern, fasst sich an den Kopf, spielt an ihrem T-Shirt,
Hände hinter den Rücken, sie redet so weiter, wackelt ein wenig mit dem Oberkörper




holt die Hände nach vorne und legt sie seitlich an den Körper an

sie deutet zum Fenster irgendwo in den Himmel, danach Arme am Körper anliegend

kleine Geste mit einer Hand










Gesten: 3

  




zeigt den Artikel



legt den Artikel auf den Tisch,
streicht sich die Haare hinter das Ohr,
wedelt mit den Armen und stützt sich dann auf den Tisch




eine Hand an die Hüfte, die andere bleibt am Tisch,
rechte Hand ins Gesicht, dann beide Hände auf den Tisch




  
bewegt die rechte Hand zwei mal





mit der linken Hand wirft sie ihre Haare über die Schulter zurück


kleine Geste mit rechts, ansonsten weiterhin mit beiden Händen aufgestützt

linke Hand an die Hüfte,
Geste mit rechts


Geste mit rechts







Geste mit rechts, streicht sich mit rechts die Haare nach hinten und gestikuliert mit der rechten Hand weiter

gestikuliert nicht mehr weiter





Gesten: etwa 11





legt ihr Blatt weg und beginnt zu reden,
streicht sich mit rechts die Haare hinters Ohr, linke Hand an die Hüfte,
krempelt sich den rechten Ärmel hoch,
danach beide Hände hinter den Rücken

lässt die Arme neben dem Körper hängen, linke Hand wieder an die Hüfte,
wackelt ein wenig mit dem Oberkörper






fährt sich mit links durch die Haare



Geste mit rechts, sie bewegt den Kopf viel


fährt sich mit links durch die Haare

die Hände werden zusammen geführt und gemeinsam begleiten sie taktierend den gesamten Satz,
danach bleiben Hände zusammen, bewegen sich jedoch nur noch wenig


Pause-Hände lösen sich wieder voneinander

lässt die Arme neben dem Körper hängen


Gesten: 8


 


legt Blätter auf den Tisch und stützt sich mit beiden Händen auf den Tisch, guckt auf die Blätter,
wackelt kaum merklich mit dem Oberkörper,
fasst sich an den Kopf




guckt auf dem Blatt nach, deutet auch mit dem Finger drauf


















im allgemeinen bewegt sie die Hände immer nur wenig am Tisch, sie schaut oft auf die Blätter, bei den „mhs“ guckt und zeigt sie oft auf die Blätter, sie fasst die Blätter oft an, verschiebt sie oder beugt sich über sie




Gesten: etwa 3

 

 

1.3 Methoden

Zu Beginn meiner Untersuchungen zählte ich die Füllwörter und Gesten der jeweiligen Sprecher. Dabei ergab sich für mich das Problem der Definition – was ist ein Füllwort und was ist eine eindeutige Geste oder sind alle Bewegungen vielleicht schon Gesten? Als eindeutige Füllwörter betrachtete ich schließlich die „mhs“ und „ähs“ oder „ehs“, weiterhin empfand ich die Wörter „halt“, „da“ und „also“ als Füllwörter, allerdings auch nur an den Stellen, an denen sie eindeutig nicht nötig waren. Es erweist sich als eine schwierige Aufgabe abzuwägen, wann ein Füllwort unnötig ist und wann es semantisch für den Redner von Bedeutung ist. Als Geste wertete ich fast alle Bewegungen mit den Händen, auch ein Greifen nach den Unterlagen ist da schon von Bedeutung oder ein Ablegen der Unterlagen auf den Tisch. Ein Herumlaufen oder ähnliche Bewegungen mit den Füßen blieben für mich reine Bewegungen. Für mich war ein Herumlaufen eher ein Zeichen dafür, dass der jeweilige Redner sich zu wenig über Gesten äußerte und so seinen Bewegungsdrang anders äußerte, denn ein öffentliches Reden ist nicht möglich ohne Bewegung des Redners.

Außerdem wurde mir schnell klar, dass man durch dieses genaue Beobachten und das Achten auf jedes Füllwort bzw. auf jede Geste, den Gesamteindruck der Redner vollkommen aus den Augen verlor. Somit teilte ich meine Beobachtungen in verschiedene Stufen ein.

Ich beobachtete im weiteren unter Berücksichtigung verschiedener Fragestellungen:

1.      In welchen Situationen neigen die jeweiligen Redner zu Gesten bzw. Füllwörtern?

2.       Gibt es  eventuell Überschneidungen von Gesten und Füllwörtern?

3.      Trifft die zu Beginn erwähnte These eventuell zu?

Abschließend betrachtete ich ausschließlich den Gesamteindruck der jeweiligen Redner.

Hier will ich erwähnen, dass alle Beobachtungsstufen einen wesentlichen Teil zu meiner Arbeit beitrugen. Im einzelnen ist jede Beobachtung eher wertlos und führt kaum zu einem zufriedenstellenden Ergebnis, jedoch gesamt gesehen ergeben die Beobachtungen ein abgerundetes Bild und ermöglichen somit weitere Thesen.

2. Ergebnisse

Bei 14 von 14 Rednern tauchen Füllwörter auf, „ähs“ oder „mhs“ sind immer darunter. Auch „halt“ und „ja“ tauchen sehr oft auf. Das „halt“ ist in diesem Zusammenhang eher als Gewohnheits-Füllwort zu deuten, sehr gut deutlich wird das bei V8, in knapp zwei Minuten tauchen acht „halts“ auf.

Ebenso verwenden alle 14 Redner mehr oder weniger Gesten. Hierbei wird deutlich, dass die Gesten nicht immer direkt das Gesagte unterstützen, es kann sich auch um Gesten handeln, die vollkommen unabhängig vom Gesagten sind oder die den Rhythmus des Sprachflusses taktieren. Sehr deutlich taktierende Bewegungen zeigen sich unter anderem bei V1 (Seite 4), wenn er davon spricht, dass tote Regenwürmer den Hunger von jungen Vögeln stillen können. Eine sehr inhaltsbezogene Geste findet man bei V8, er spricht von einem Schriftzug auf einem Werbeplakat (Seite 10, oben), mit einer Hand scheint er dieses Plakat in der Luft nachzeichnen zu wollen, damit alle seine Zuhörer es besser vor Augen haben. 

Vollkommen freie Bewegungen erkennt man besonders bei V10 (Seite 11), der während seines gesamten Vortrags mit den Armen wackelt, umherläuft, einfach nie still stehen kann.

In meiner Transkription der Materialien erwähnte ich mehrmals den Begriff der antreibenden Geste. Auch hier ist als besonders auffälliges Beispiel wieder V10 zu bemerken (Seite 11-12). Immer wenn dieser Redner ins Stocken gerät taucht diese von mir so genannte antreibende Geste auf. Es wirkt als wolle er seine Rede damit fortsetzen, ähnlich wie das Schwung holen bei einer körperlichen Tätigkeit. Und es scheint tatsächlich so zu sein, denn nach jeder dieser antreibenden Gesten spricht der Redner weiter. Auffällig ist hier außerdem, dass Füllwörter und Gesten im gleichen Moment auftauchen, was durchaus auch bei anderen Rednern zutreffend ist (Beispiel: V6, wenn er von den „500000 Ferkel“(n) und den „Giftspritzen“ spricht). Zwischen den „Giftspritzen“ und dem „Wort“ gespritzt steht ein „äh“, auch V6 macht an dieser Stelle eine antreibende Geste und fährt dann in seiner Rede fort (Seite 8).

Bei vielen Rednern wird deutlich, dass das Hinuntergucken auf die Unterlagen oder das Ablesen wollen von den Notizen dazu führt, dass in diesen Momenten Füllwörter auftauchen (Beispiel: V4/ Seite 6 oder V14/ Seite 15, bei der es besonders deutlich wird. Sie zeigt auch noch mit dem Finger auf die betreffenden Stellen in den Unterlagen, bittet um einen Moment Zeit, aber dennoch entstehen Füllwörter).

Im weiteren wird deutlich, dass ein Klammern an die Unterlagen bzw. eine Verkrampfung der Körperhaltung dazu führt, dass mehr Füllwörter auftauchen. Das erkennt man an den Beispielen V4, V6 oder V9, der zusätzlich immer eine Hand in der Hosentasche hält und dadurch noch verkrampfter bzw. bewegungsärmer wird. Schauen die Redner hingegen zu ihren Zuhörern werden sie direkt ausgeglichener und ihre Reden werden flüssiger, was sehr gut an V8, V10 und V11 deutlich wird. So werden die Redner auch in der freien Rede, wie z.B. beim Reden über die eigene Meinung deutlich gelöster. Aber das freie Sprechen ist ja auch ein Lösen von den Unterlagen.

Weiterhin aufgefallen ist mir, dass die Redner, bei denen das Verhältnis von Füllwörtern und Gesten relativ ausgeglichen ist auch sonst recht ausgeglichen und unverkrampft wirken (Beispiel: V1/ Seite 4, V5/ Seite 7 und V8/ Seite 10).

Wenn die Anzahl der Gesten hingegen abnimmt, steigt die Anzahl der Füllwörter, sehr gut deutlich wird das bei V4 (2 Gesten und 21 Füllwörter/ Seite 6/7), V6 ( 3 Gesten und 17 Füllwörter/ Seite 8), V7 ( etwa 7 Gesten und 19 Füllwörter/ Seite 9) und V14, die mit nur 3 Gesten und 30 Füllwörtern die wenigsten Gesten aller Redner macht, aber dafür die meisten Füllwörter verwendet (Seite 15). Hierbei wird auch deutlich, dass diese Redner sehr verkrampft und verunsichert wirken.

Wenn nun die Anzahl der Gesten steigt, sinkt die Anzahl der Füllwörter, allerdings kann ich das nur an V10 (Seite 11) belegen, da alle anderen Redner mehr Füllwörter als Gesten verwenden. Wie viele Gesten V10 genau macht ist nicht zählbar, da er, wie schon erwähnt, die ganze Rede über rumzappelt.

Füllwörter tauchen sowohl in Sprechpausen als auch an den Übergängen zu neuen Themenabschnitten auf.

3. Thesen

Aufgrund meiner Beobachtungen kam ich zu folgenden Thesen:

1.      Sprechen die Redner frei, wie zum Beispiel beim Äußern der eigenen Meinung, neigen sie zu mehr Gestik, Füllwörter hingegen fallen zumeist weniger. In der freien Rede wirken die Redner außerdem gelöster und sicherer, sie suchen den Blickkontakt zu den Zuhörern und gucken nur selten auf ihre Unterlagen.

2.      Eine Verkrampfung der Körperhaltung führt zu einer Behinderung des Sprachflusses. Die Gestikulation wird auf diese Weise verhindert. Kann der Sprecher seinen Bewegungsdrang in einer solchen Situation nicht anders ausüben (z.B. durch ein Herumlaufen o.ä.) kommt es häufiger zu Füllwörtern. Auch das Ablesen wollen oder das Klammern an die Unterlagen führt zu solchen Verkrampfungen.

3.      Kommt es bei den Rednern zu Lücken, d.h. wollen sie ein neues Thema ansprechen, oder wissen nicht, was sie sagen sollen, tauchen vermehrt Füllwörter auf. Diese Lücken können mit Gesten gefüllt werden, allerdings ist auffällig, dass es in solchen Lücken häufig zu Überschneidungen von Gesten und Füllwörtern kommt.

4. Fazit

Als Fazit kann man sagen, dass die zu Beginn genannte These, dass Gesten und Füllwörter sich gegenseitig aufheben, bestätigt werden kann, jedoch nicht in jedem Fall. Es gibt Redner, die wenig gestikulieren, dennoch kaum Füllwörter verwenden. Zusätzlich sind die Überschneidungen von Füllwörtern und Gesten bemerkenswert. Hier kann man auf jeden Fall die These aufstellen, dass Füllwörter und Gesten in einem sehr engen Zusammenhang zueinander stehen. Doch in wie fern sie voneinander abhängig sind oder sich sogar gegenseitig aufheben können bleibt fraglich. Viele weitere Faktoren müssen bei dieser Frage eine Rolle spielen, man sollte beachten, wie nervös ein Sprecher ist, wie intensiv er sich unter Umständen selbst kontrolliert. Außerdem spielt der Gesamteindruck eines Redners immer auch eine wichtige Rolle und wichtig ist weiterhin wie er privat in einem vertrauten Gespräch spricht, ob er vielleicht gewohnheitsmäßig zu einem bestimmten Füllwort neigt oder wirklich nur unter Nervosität mehr Füllwörter verwendet.

Im Seminarkontext betrachteten wir bereits einige dieser Aspekte. Wir trugen eine Vielzahl von Vermutungen zusammen, unter anderem auch, dass Gestikulationen die Sprachproduktion fördern oder auch, dass ein Füllwort eine reine Gewohnheit sein kann. Das ist noch recht allgemein formuliert, aber genau dieser Vielschichtigkeit möchte ich mich anschließen. Das enge Zusammenspiel von Füllwörtern und Gesten ist kaum noch zu leugnen, um es in Zukunft zu beweisen müssen die verschiedenen Aspekte betrachtet und analysiert werden, auch wenn sie im ersten Moment nicht direkt etwas mit dem mündlichen Sprachgebrauch zu tun haben.  

5. Quellen

Als theoretische Quelle dienten mir die Inhalte des didaktischen Seminars
„Äh, was ich sagen wollte...“ Didaktische Untersuchungen zu Füllwörtern und Partikeln bei Frau Dr. Marita Pabst-Weinschenk im Sommersemester 2001,
und die daraus entstandenen Thesen.

Die Materialien (Videoaufzeichnungen der Schüler/innen vom 13.06.2000) stellte mir Frau Dr. Marita Pabst-Weinschenk für meine Untersuchungen zu Verfügung.