Protokoll von Frauke Siemsen

Thema:                                 „Bandbreite der Kommunikation bei der Entwicklung des Innenhafens Duisburg“

Referent:                              Dieter Steffes, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Innenhafen Duisburg

Moderation:                        Dr. Rainer König, Dipl. Soziologe, Duisburg Kommunikationsberater und -trainer

Veranstaltungsort:             Hafenforum Innenhafen Duisburg

 

Vom Sperrgebiet zur Sehenswürdigkeit

 

v     Ausgangssituation:

Der Ausgangspunkt war eine Industriebrache am Wasser gelegen, mit Nähe zur Stadtmitte, mit Vergrößerungsmöglichkeiten (nach Norden) und einer noch gering vorhandenen Industrie.

v     Ziel:

Aus der strukturpolitischen Frage: „Was kann man zur Standortverbesserung für Duisburg tun?“ entstand die Idee (Lord Norman Foster) von einem „Dienstleistungspark am Wasser“, der in erster Linie Arbeit und Wohnen, aber auch Kultur und Freizeit beinhalten sollte.

v    Umsetzung:

Zur Umsetzung wurden neben Leitzielen (siehe S. 6), Geld, Partner (Investoren, Projektentwickler und Nutzer) auch ein gutes Standortmarketing und eine Kommunikationsstrategie benötigt.

Es galt bzw. gilt nicht nur verschiedene Bereiche des täglichen Lebens miteinander zu vereinbaren, sondern auch das Interesse der verschiedenen Gruppen (Immobilienbranche, Politik, Bürger) zu wecken und dann die verschiedenen Interessen und Ausdrucksformen zu berücksichtigen.

Der Referent berichtete z.B. von einem Konflikt mit dem Denkmalschutz, der Einwände gegen einen modernen Umbau bei einem der alten Gebäude hatte.

Eine intensive und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Denkmalschutz und den Bauherren führte zu dem Ergebnis, dass das Gebäude den Erwartungen der Bauherren und der Entwicklungsgesellschaft entsprechend umgebaut wurde, und dass der Denkmalschutz, laut Referent, ein neues Beispielobjekt für einen modernisierten Altbau in seine Referenzen aufnehmen konnte.

Zu einem fortgeschrittenerem Zeitpunkt, als die ersten Wohnungen bezogen worden waren, gründete sich eine Bürgerinitiative, die sich gegen den größer werdenden Verkehr, hervorgerufen durch die Ansiedlung neuer Firmen aber besonders durch Besucher des Geländes, zur Wehr setzte.

Die Entwicklungsgesellschaft erarbeitete daraufhin mit der Bürgerinitiative in einer gemeinsamen Diskussion Lösungen für das Problem. (Heute präsentieren einige Bewohner sich und ihr zu Hause in Form einer gemeinsamen Internetseite.)

Neben Investoren, die für das Projekt geworben werden mussten und müssen, sollte auch der Bevölkerung das bis dahin für Unbefugte nicht zugängliche Hafengelände nahe gebracht werden. Denn nur durch eine Annahme des Projekts durch die Bevölkerung werden dort ansässige Dienstleistungsunternehmen eine Chance haben zu Überleben.

Beide Punkte werden durch Zeichensetzung erreicht.

So wurde z.B. das erste von den Neuerungen betroffene Gebäude (Mr. Softy), öffentlich gesprengt, inszeniert als Spektakel und Kunstobjekt.

Für viele Duisburger war es das erste mal, dass sie den Innenhafen betreten haben, wie eine Wortmeldung berichten konnte. Mit dieser Aktion sollte den Menschen medienwirksam die bevorstehende Veränderung bewusst gemacht werden.

Im Anschluss an die Sprengungen mussten relativ zügig Fortschritte der baulichen Veränderungen zu sehen sein, damit der Innenhafen bei Investoren, Medien und Bevölkerung nicht in Vergessenheit geriet und das Projekt ein Image erhalten konnte, das für eine erfolgreiche Fortsetzung von großer Bedeutung ist. Außerdem benötigte die Entwicklungsgesellschaft für die Werbung neuer Investoren und potentieller Nutzer ein Referenzobjekt.

Zusätzlich wurden Diskussionen bewusst öffentlich geführt, wie z.B. bei dem bevorstehenden Umbau der alten Küppersmühle (Bau der Außentreppe) zu einem Museum.

Mit dem ersten Spatenstich für eine erste Gracht mit Amsterdam als Vorbild, der wieder öffentlich war, sollte der Bevölkerung das Projekt erneut ins Gedächtnis gerufen werden. Die Fertigstellung des „Garten der Erinnerung“ setzte wieder Zeichen für das Fortschreiten des Projektes.

v     Die Kommunikationsstrategie:

Eine Kommunikationsstrategie im Sinne eines Plans oder ähnlichem wurde durch den Referenten nicht formuliert, dennoch war zu erkennen, welche Wege bei der Kommunikation mit den einzelnen und verschiedenen Interessensgruppen (Immobilienbranche, Politik, Bürger, Kultur, Denkmahlschützern und Bauunternehmen) gegangen worden waren und werden.

So gehört es zur Kommunikationsstrategie der Entwicklungsgesellschaft, sich ernsthaft und vor allen Dingen gemeinsam mit den Interessen und Problemen der Beteiligten/Betroffenen auseinanderzusetzen, zu erklären warum welche Schritte wie gegangen werden müssen oder wenn möglich gemeinsam neue Wege zu finden. Außerdem wird Wert darauf gelegt, Diskussionen öffentlich zu führen und viel Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.

Das Schlagwort zu diesem Punkt war und ist „Transparenz“!

Um transparent sein zu können wird hauptsächlich mit „Zeichen“ gearbeitet, die, die Hauptrolle in der Kommunikation- und Entwicklungsstrategie spielen. Sie sorgen für das Image, für die Sichtbarkeit ständig ablaufender Veränderungen und dadurch für das nötige Interesse an dem Projekt.

Das Logo, die blaue, die rote, die grüne und die weiße/transparente Kugel (siehe S. 6) stehen für die Leitziele der Entwicklungsgesellschaft und sind gleichzeitig aber das erste und wichtigste Zeichen, an dem sich die Fortschritte des Projektes überprüfen lassen

v    Fragen, die offen geblieben sind:

Details der Kommunikationsstrategie wurden leider nicht geschildert.

Es wäre interessant gewesen zu erfahren, welche Probleme in den Diskussionen mit den einzelnen Interessengruppen aufgetreten und wie diese gelöst worden sind. Die Immobilienbranche, Politik, Bürger, Kultur, Denkmahlschützern und Bauunternehmen sind so unterschiedlich in ihren Bedürfnissen und fordern alle eine andere Ebene der Kommunikation. Es wäre daher interessant gewesen zu erfahren:

·       Wo lagen die Schwierigkeiten in den Diskussionen?

·       Wie wurde sich mit dem Denkmahlschutz diskutiert einer Gruppe, die eine uneigennützige Position vertritt?

·       Wie wurde mit den Vertretern von Politik etc. diskutiert?