Protokoll zur VHS-Sitzung am 17.11.2005 von Juliane Nather
Matr.Nr. 1653058
Thema: Zertifizierung für TrainerInnen –
welche taugt was für wen?
Herr Steig vom Dachverband der Weiterbildungsorganisationen in Deutschland (DVWO) referierte am 17.11.2005 über Zertifizierungen für Trainer.
Zunächst stellte er den DVWO vor und erläuterte, dass der seit 2002 bestehende Verband
12 Mitgliedsverbände und ca. 10.000 Mitglieder in Deutschland umfasse, also ca. 80% der in Deutschland organisierten Trainer, Weiterbildner und Lerndienstleister.
Die Intention des DVWO, so Hr. Steig weiter, sei es, die Weiterbildung weiter zu entwickeln und zu fördern und eine Art Berater oder Dialogpartner für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in Fragen der Weiterbildung darzustellen.
Das Ziel des Dachverbandes sei es, den Beruf des Weiterbildenden zu strukturieren, als Grundlage für ein transparentes Weiterbildungssystem und gemeinsame Qualitätsgrundsätze für Weiterbildungsanbieter und –nachfrager vorzugeben.
Herr Steig stellte die Frage, worum es bei Zertifizierung eigentlich gehe:
um den ungeregelten Markt in der Industrie oder um den „geregelten“ Markt der Vergabe durch die Bundesagentur?
Weiter erläuterte er, dass Systemzertifizierung nicht gleich Personenzertifizierung sei, worauf er im späteren Fragenteil des Abends näher einging.
Dann stellte Herr Steig verschiedene Qualitätssicherungssysteme vor:
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BMQ = Bildung-Qualitäts-Managment:
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passgenau für berufliche Praxis entwickelt,
Gültigkeit: 3 Jahre mit jährlicher Kontrolle, ob das System funktioniert und
weiterentwickelt wird, Kosten ähnlich ISO 9001 (2500,-, Kontrolle 1500,-),
aber andere Begrifflichkeiten als in ISO 9001
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ISO 9001:2000
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universeller Ansatz, der die organisatorischen Prozesse für Industrie und Dienstleistungsunternehmen
beschreibt
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LQW = Lernorientierte Qualitätssicherung in der Weiterbildung
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stellt keine Zertifizierung, sondern Testierung, kein reines Prüfverfahren,
basiert auf keiner Norm, andere Struktur als ISO 9001, 4 Jahre gültig
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DIN PAS 1037:2004
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baut auf ISO 9001 auf, erweitert diese aber in fast jedem Punkt und stellt die
wirtschaftliche Orientierung in den Vordergrund,
bietet keine Aussage über Qualität der Inhalte der Weiterbildung,
keine jährliche Überwachung , da jedes Jahr eine Neu-Zertifizierung nötig ist
(teuer!)
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Der DVWO hat auf Grund der Unübersichtlichkeit unter anderem folgende Kriterien entwickelt:
- lehr- und lernorientierter Ansatz
- Beschreibung einheitlicher Prozesse
Herr Steig erklärte weiter, dass über 200.000 deutsche Unternehmen nach ISO 9001 zertifiziert seien und der DVWO nahtlos an die Anforderungen eines QM-Systems nach ISO 9001 anknüpfe, bzw. daran angebunden sei. Es gäbe die gleichen Begrifflichkeiten und Strukturen wie bei ISO 9001 und man sei national und international anerkannt.
Damit würden die Qualitätsanforderungen der Kunden im Weiterbildungsbereich vollständig abgedeckt und eine ständige Verbesserung der Qualitätsangebote und –inhalte sei gewährleistet.
Als DVWO-Besonderheiten bei Qualitätsmodellen nannte Herr Steig Taxonomien, als kombiniertes Modell nach Bloom, Masia, Krathwohl und Dave. Genauer:
Psychomotorische, Kognitive, Affektive und Frei gestaltbare Taxonomien
Zur Veranschaulichung der Taxonomien ging Herr Steig im späteren Fragenteil auf Wunsch der Teilnehmer genauer auf Blooms Konzept ein (6 Taxonomiestufen).
Als Fazit stellte Herr Steig heraus, dass andere Systeme als ISO 9001 nicht notwendig seien, wenn darauf geachtet werde, dass bildungsspezifische Prozesse beschrieben würden und
Messkriterien wie Güte und Qualität zum Einsatz kämen.
Im anschließenden Teil wurde, neben den bereits erwähnten, noch auf folgende Frage eingegangen:
Was sind die Vorteile einer Personenzertifizierung?
- Bestätigung bestimmter Kenntnisse / Methodenkenntnisse
Einwände der Zuhörer:
Personenzertifizierung sei eine Grauzone und es spiele keine Rolle, ob eine Zertifizierung vorliege oder nicht, denn wenn es sich um einen schlechten Trainer handele, würde er ohnehin entlassen, egal ob mit oder ohne Zertifikat.
Hr. Steig merkte an, dass der Chef eines zert. Unternehmens eher einen freien Trainer mit Zertifikat einstellen würde, um sich zu vergewissern, dass dieser auch Qualität liefere.
Zur Zertifikation von Unternehmen stellte Hr. Steig noch heraus, dass Zertifikate als Marktvorteil verstanden würden.
Abschließend kündigte der Referent an, dass der DVWO in Kürze ein Modell herausgeben werde, in dem alle Schritte aufgeführt wären, die benötigt würden, um ein Zertifikat zu erhalten.