„Mediation als
professionelles Konfliktmanagement“
Referent: Roland Schüler
vom Friedensbildungswerk Köln
Mediation gibt es seit ca.
12-15 Jahren. Der Begriff wurde von Juristen geprägt, sollte aber eigentlich
keine juristische Basis haben.
Herr Schüler ging zunächst
auf die unterschiedlichen Streitkulturen am Beispiel der Niederlande und
Deutschlands ein. Während in der deutschen Streitkultur aus einem Schwarz-
Weiß- Denken vorherrscht – „ich habe Recht – du hast Unrecht“ – sehr destruktiv
ist und nach bestehenden Unterschieden sucht, versuchen Niederländer in ihrer
Streitkultur Gemeinsamkeiten zu finden. Dadurch können sie Konflikte weitaus
konstruktiver lösen.
Anfang der 90er Jahre des
20.Jhd. wurde „mediation“ (engl.) als Vermittlung in Konflikten bekannt.
Hierbei geht es darum, Konflikte konstruktiv zu lösen; auch wenn
unterschiedliche Interessen bestehen, ist es das Ziel von Mediation, ein
Ergebnis zu erlangen, das von beiden Seiten als „Gewinn“ gesehen werden kann.
(WIN- WIN- POSITION).
Der Erfolg einer Mediation
ist abhängig von der vermittelnden Person: es sollte eine 3. Person sein, die
nicht direkt etwas mit dem Konflikt zu tun hat. Mediatoren findet man in allen
Bereichen, in denen Konflikte bestehen. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass z.B.
Schiedsmänner/-frauen, Richter, etc. Recht sprechen. Bei der Rechtsprechung
geht es einzig und allein um Recht und Unrecht, was als eine formale
Konfliktlösung zu sehen ist – es geht um eine Entscheidung, nicht um eine
Lösung. Hingegen ist die Aufgabe der Mediatoren, zu beraten, aber nicht zu
vermitteln.
Das Verfahren der Mediation
läuft folgendermaßen ab:
Ø Die beratende Person lädt
die Konfliktparteien ein, den bestehenden Konflikt zu bearbeiten.
Ø Die Bearbeitung des
Konfliktes sollte an einem neutralen Ort, nicht dem Konfliktort, stattfinden.
Ø Es werden zunächst einige
Gesprächsregeln aufgestellt:
° ausreden lassen (denn in
Konflikten werden Argumente oft nicht gehört). Das bringt eine Entlastung und
macht offen für die Gegenseite.
° keine Beleidigungen (man
neigt in Konflikten zu bestimmten Formen von Beleidigungen).
° finden einer achtsamen
Sprache, den Konfliktpartner achten und wahrnehmen.
DIE
VERANTWORTUNG DES KONFLIKTS BLEIBT BEI DEN KONFLIKTPARTEIEN
Hiernach beginnt das
eigentliche Konfliktgespräch, das folgendermaßen aufgebaut ist:
1. Einleitung
2.
Darstellung: Der Mediator hört aktiv
zu. Jeder hat seine Sichtweise, die nicht bewertet wird. Gemeinsam ist den
Konfliktparteien, dass sie den Konflikt unterschiedlich betrachten
3.
Klären/ Erhellen: Nun wird nach dem Warum gesucht. Mit den Antworten wird
der weitere Weg der Konfliktlösung geplant. Das Herausarbeiten des Konflikts
kann eine erste gemeinsame Basis schaffen.
4.
Lösungen: Auf dieser gemeinsamen
Basis filtert man aus den Lösungsvorschlägen die bestmögliche Lösung heraus.
5.
Übereinkunft: die Übereinkunft wird
mündlich und/ oder schriftlich festgehalten. Die Übereinkunft ist selbst
erarbeitet, verbindlich und die Erfahrung hat gezeigt, dass sie nachhaltig
haltbar ist.
ALLE
PROZESSE NACHEINANDER DURCHFÜHREN
Mediation kann bereits bei
Kindern durchgeführt werden. Ein Beispiel hierfür ist die sog.
Schulstreitschlichtung. Die Kinder lernen ein anderes Verfahren kennen, wie man
Streit konstruktiv schlichtet und nicht destruktiv, wie sie es bereits zum Teil
schon erlernt haben.
Anwendungsgebiete der Mediation sind:
Trennung, Scheidung,
Geschäftskonflikte bis hin zu großen internationalen Konflikten.
Im zweiten Teil der
Veranstaltung ging es vordergründig um die Klärung von Fragen an den
Referenten:
1. Gibt es eine Verpflichtung zur Mediation?
Mediation sollte möglichst
freiwillig erfolgen und in dieser Streitkultur eine Lösung finden, denn
freiwillig streiten heißt freiwillig lösen. Mediation wird als ein
pragmatisches Mittel eingesetzt, wenn davon ein System betroffen ist. In
Österreich werden Scheidungen nur dann vollzogen, wenn vorher eine
verpflichtende Mediation durchgeführt wurde.
2. Gibt es Untersuchungen zu unterschiedlichen Streitkulturen?
Bei den Niederländern sind
Deeskalationsstrategien schon innerlich und in der Sprachkultur angelegt, wie
es auch in verschiedenen anderen Kulturen der Fall ist. In Deutschland sind
hierarchische Strukturen Basis der Streitkultur, während es in der amerikanischen
Streitkultur ein Konsenssystem gibt.
3. Welche Konfliktpartei wählt den Mediator aus?
Wird der Mediator von einer
Seite gebeten, zu vermitteln, könnte sich die andere Seite benachteiligt fühlen
und das Gefühl haben, der Mediator sei bereits voreingenommen. Aufgabe des
Mediators ist es, das Vertrauen der Konfliktparteien auf der Ebene der
Vermittlung, nicht auf der Inhaltsebene, zu gewinnen. Aus dem Konflikt raus zu
gehen bedeutet zunächst einmal einen Verlust, die streitenden Parteien können
noch keinen Gewinn darin sehen.
4. Ist es besser, wenn sich die Streitenden während der
Mediation nicht begegnen?
Eine „getrennte“ Mediation
ist möglich, allerdings ist ein Nachteil, dass die Empathie verloren geht.
5. Sind Online- Mediationen hilfreich?
Bei einer Online Mediation
sind die Konflikte auf der Sachebene durchaus lösbar, doch sollte bei der
Mediation die menschliche Ebene im Vordergrund stehen. Deshalb empfiehlt sich
eine Online- Mediation als Vorbereitung oder Einstieg in den eigentlichen
Lösungsprozess.
6. Worin besteht der Unterschied zwischen einem
(professionellen) Mediator und einem Supervisor?
Während der Mediator
versucht, eine Vermittlung auf der Konfliktebene zu erreichen, ist die
Supervision weitaus mehr auf den Menschen bezogen.
7. Worin besteht der Unterschied zwischen Mediation und
Konfliktmanagement?
Mediation ist ein
Verfahren, um Konflikte zu bearbeiten und Lösungen zu bringen. Wesentliches
Merkmal des Konfliktmanagement ist ein Konflikterkennungssystem.
Protokoll: Christine Saygin