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Zum schriftlichen Unterrichtsentwurf

(vgl. Schramke, Wolfgang (Hg., 1995): Der schriftliche Unterrichtsentwurf. Ein Leitfaden mit Lehrproben-Beispielen DEUTSCH. Bearbeitet von Winzer, Hans-Joachim. Hannover: Hahnsche Buchhandlung)

1. Bemerkungen zur Lerngruppe

          Was weiß ich über die Schüler/innen?

          Welche Schüler/innen fallen mir auf? Warum und wie?

          Wie reagiere ich allgemein auf die Schüler/innen? Wie auf die auffälligen?

          Welche positiven/negativen Erfahrungen habe ich im vorausgegangenen Unterricht mit den Schüler/innen gemacht?

          Wie gehen die Schüler/innen aufeinander ein und miteinander um?

          Wie ist die Mitarbeit im Unterricht? Gibt es Disziplinschwierigkeiten?

          Welche Voreinstellungen/Erfahrungen/Vorkenntnisse (auch außerschulisch) haben die Schüler/innen zum Fach und Unterrichtsgegenstand?

          Über welche Arbeitstechniken verfügen die Schüler/innen?

          Kann man die Schüler/innen in Leistungsgruppen einteilen? Welche inhaltlichen und/oder methodischen Fördermaßnahmen sind erforderlich (Binnendifferenzierung)?

          Welche Bedürfnisse/Interessen bzw. Blockierungen/Hemmungen haben die Schüler/innen in Bezug auf das Thema?

          Welche konkreten unterrichtlichen Konsequenzen werden aus der Lerngruppenbeschreibung gezogen?

 [Bei Seminaren wird dies in einem Vorgespräch, ggf. mit Fragebogen oder Prework erhoben!]

2. Sachanalyse: Überlegungen zum Unterrichtsgegenstand

[Seminartrainer/innen haben über die Gegenstände ihrer Veranstaltungen oft Aufsätze oder Bücher geschrieben. Diese Publikationen sind je nach Klientel  mehr oder weniger wissenschaftlich geschrieben!]

3. Didaktische Analyse

a) Begründung der Auswahl in Bezug auf die Sache, in Bezug auf die Schüler/innen, in Bezug auf die Richtlinien und die fachdidaktische Diskussion

          Welchen größeren bzw. allgemeinen Sinn- und Sachzusammenhang vertritt oder erschließt das Thema? Welches Urphänomen oder Grundprinzip, Gesetz, Kriterium, Problem, Methode, Technik oder Haltung lässt sich in der Auseinandersetzung mit dem geplanten Thema exemplarisch, repräsentativ, typisch erfassen?

          Welche Gegenwartsbedeutung hat der Inhalt bzw. die am Thema zu gewinnende Erfahrung, Erkenntnis, Fähigkeit oder Fertigkeit im geistigen Leben der Schüler/innen bzw. sollte er vom pädagogischen Standpunkt aus haben?

          Worin liegt die vermutete Zukunftsbedeutung des Themas für die Schüler/innen?

          Wie ist die Struktur des Inhalts als Sinnzusammenhang im Vermittlungsprozess? Welche einzelnen Momente sind wichtig? In welchem Zusammenhang stehen sie? Muss man verschiedene Sinn-/Bedeutungsschichten differenzieren? Wie? Was ist das Mindestwissen/-kompetenz?

          Welche Sachverhalte, Phänomene, Situationen, Versuche, Kontroversen etc. sind geeignet, die grundlegende Fragestellung in den Schüler/innen zu erwecken? Wie bringe ich den Gegenstand in den Fragehorizont der Schüler/innen? Welche Anschauungen, Hinweise, Situationen, Beobachtungen, Erzählungen, Versuche, Modelle etc. helfen den Schüler/innen, sich möglichst selbstständig die auf das Wesentliche der Sache, des Problems gerichtete Fragestellung zu beantworten?

          Welche Situationen und Aufgaben sind geeignet, das am exemplarischen Beispiel Erarbeitete anzuwenden und damit zu wiederholen und üben?

b) Einordnung der Stunde in den Unterrichtszusammenhang

c) Formulierung der Lehrziele

         Tipps dazu:

          Ziele sollen sich aus dem vorhergehenden Text ergeben

          sollen immer einem erkennbaren Aspekt zugeordnet werden, z.B.:

- chronologisch nach dem geplanten Stundenverlauf (risikolos, aber oft langweilig!)

- nach Schwierigkeits- oder Komplexitätsgrad

- nach Struktur des Unterrichtsinhalts

- nach Lernziel-Taxonomie (z.B. kognitive, affektive und psychomotorische Lehrziele)

          sollen in ihrer Genauigkeit/Differenziertheit der Funktion im Unterrichtsprozess entsprechen

          sollen vollständig die geplante Unterrichtseinheit erfassen, aber nicht mehr Ziele enthalten als nach realistischer Einschätzung in der Unterrichtseinheit erreicht werden

          sollen ausgewogen sein: neben fachlich-kognitiven Zielen auf jeden Fall auch affektiv-soziale, kreative, kritische ... Zielsetzungen berücksichtigen!

[Bei Seminaren findet man in Angebotstexten, Ankündigungen in Veranstaltungskalendern, PR-Artikeln und Einladungsschreiben oft Kürzest-Fassungen der didaktischen Überlegungen!]

4. Methodische Überlegungen

          Wie organisiere ich eine möglichst ertragreiche Begegnung der Schüler/innen mit dem Gegenstand?

          Welche Schritte sind notwendig, um die gesteckten Lehrziele zu erreichen, die ausgehend von den Überlegungen zur Sache in den didaktischen Überlegungen unter Berücksichtigung der Lerngruppe begründet worden sind?

          Wie organisiere ich den Lernprozess in Unterrichtsschritten (Phasen, Artikulation, Progression, Gelenkstellen)?

          Mit welchen Szenarien, Impulsen, Verfahren, Techniken sind die Schritte erfolgversprechend anzuleiten?

          Wie wird sicher gestellt, dass nicht nur die Lehrperson in jeder Phase die Funktion und den Sinn der Aktivitäten versteht, sondern auch die Schüler/innen?

          Womit kann ich den Gegenstand interessant, fragwürdig, zugänglich, begreiflich, vertraut, anschaulich machen?

          Welche Motivationshilfen beim Einstieg und im weiteren Verlauf sind nötig/möglich?

          Womit werden die Schüler/innen am besten aktiviert, zur Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit geführt?

          Welche Sozialformen, verbalen Interaktionsstrategien, Medien, Differenzierungsmaßnahmen, Sitzordnungen sind in welchen Phasen besonders geeignet?

          Wie gestalte ich den Einstieg, damit die Schüler/innen möglichst direkt ins Problem eindringen, es möglichst selbst finden?

          Welche Schlüsselimpulse gebe ich?

          Welche Wiederholungen, Übungen, Transferierungen sind notwendig?

          Unter welcher (erweiterten oder neuen) Fragestellung können die Ergebnisse aus der Erarbeitungsphase in einer für die Schüler/innen interessanten Form zusammen getragen, ausgewertet, vervollständigt werden?

          Welche fachspezifischen (und überfachlichen) Arbeitstechniken sollen wie und warum eingesetzt, gelehrt und eingeübt werden?

          Entsprechen die vorgesehenen Arbeitsaufträge den Sozialformen?

          Ist der Stundenschwerpunkt, also das Hauptanliegen, deutlich erkennbar (in der Regel der Zielpunkt, also in der Schlussphase des Unterrichts)?

          Hat der methodische Gang ein stimmiges Muster (vom Einfachen zum Komplexen, vom Vertrauten zum Fremden, vom Staunen/Zweifeln zur Sicherheit/Klarheit)?

          Ist er induktiv oder deduktiv? Und warum? Beschreibt er eine Kreisbewegung?

          Wo können Schwierigkeiten auftreten? Wie kann ich mit ihnen umgehen? Welche Lernhilfen biete ich an?

          Welche Lernzielkontrollen werden eingesetzt? Wie?

          Wie (mit welcher Fragestellung, welchen Impulsen, Verfahren oder Medien) sollen die (Teil-) Ergebnisse für die Schüler/innen gesichert (zusammen gefasst, aufbewahrt, verfügbar, nachschlagbar, anwendbar gemacht) werden?

          Welche Tafelanschriebe, Folien, Arbeitsblätter sind notwendig? Entsprechen sie dem Stand der Erarbeitung? Sind sie gut strukturiert und für die Schüler/innen verständlich?

          Soll eine (schriftliche) Hausaufgabe gegeben werden? Welche (didaktische) Funktion soll sie haben?

          Sind die geplanten methodischen Schritte der verfügbaren Zeit angemessen? Nicht zu viel planen!

          Mit welchen Verzögerungen/Beschleunigungen muss man evtl. rechnen?

          Wo kann die Stunde ggf. enden, wenn zu wenig Zeit verbleibt?

          Was geschieht sinnvoll, wenn noch Zeit zur Verfügung steht?

          Wo können sich Abweichungen von der Planung ergeben? Wie reagiere ich darauf?

5. Verlaufsplanung - tabellarischer Überblick

 

Phasen mit Zeitplan

 

Impulse/Schritte

 

U-Form

 

Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abkürzungen, z.B.:

DEB                        Debatte

DISK                      Diskussion

ELG                        entwickelndes Lehrgespräch

GA                          Gruppenarbeit

LSG                        Lehrer-Schüler-Gespräch

LUG                        lockeres Unterrichtsgespräch

LV                           Lehrervortrag

MOD                      Moderationsmethode

PA                          Partnerarbeit

RS                           Rollenspiel

                          Schüleräußerungen

SA                          Stillarbeit

SSG                        Schüler-Schüler-Gespräch

SV                           Schülervortrag

UG                          Unterrichtsgespräch

VID-A                    Video-Aufnahme

VID-P                     Video-Playback

[Der Verlaufsplanung entspricht bei Seminaren das Programm. Es vermittelt den Teilnehmer/innen zu Beginn eines Seminars einen mehr oder weniger differenzierten Überblick über den Verlauf der Veranstaltung und wird  verständlich und motivierend formuliert!]

6. Anhang

Medien, Materialien, Quellen, Literatur

[Werden bei Seminaren als mehr oder weniger umfangreiche Skripten verteilt, z.T. ergänzt mit weiteren Informationen zur Sache, vgl. Sachanalyse!]