
Begrifflich geht die Didaktik
auf das griechische Verb didáskein (lehren, unterrichten) zurück. Didaktik
beschäftigt sich heute mit den Zielen, Inhalten und Methoden des Lehrens und Lernens. In
diesem Verständnis wird der Begriff erst seit dem 17. Jahrhundert verwendet. Zuvor wurde
er literaturwissenschaftlich für bestimmte, besonders lehrhafte Erzähldichtungen
benutzt.
Didaktik im heutigen Sinne als produktive Reflexion über Lehr-Lern-Prozesse wurde in der Rhetorik seit den Sophisten
betrieben, wenn auch nicht so terminologisch benannt. Die Sophisten haben den Grundstein
für unser heutiges Didaktik-Denken geschaffen. Wenn uns heute selbstverständlich ist,
dass Wissen und Können durch Lehren und Lernen erworben werden, so verdanken wir diese
Grundüberzeugung den Sophisten. Im 5. Jahrhundert vor Christus war sie neu und
revolutionär. Denn Wissen und Können - und damit die Befähigung zum erfolgreichen Reden
und Handeln im Staat - galten bis dahin allein dem Mann von Adel als von Geburt an eigen.
Die sophistischen Wanderlehrer haben begonnen, die grundsätzliche Bedeutung von Lehre zu
reflektieren und öffentlich zu diskutieren. Damit haben sie sie auf eine rationale
Grundlage gestellt und zum Gegenstand philosophischer Auseinandersetzung gemacht. Die
Sophisten machten also den Gedanken der Didaktik bewusst, füllten ihn mit Inhalt und
setzten ihn selbst in ihrer Lehre in die Praxis um. Sie waren Schöpfer von Grammatik,
Rhetorik und Dialektik, die als téchnai (später in der römischen Rhetorik als artes)
galten, also als lehrbare, auf Anwendung bezogene Theorien, die sich im praktischen
Können erweisen. Durch die Sophisten wurde auch Dichtung zum Gegenstand der Lehre. Das
Dichterwort steht nicht mehr für sich selbst, sondern wird im Literaturunterricht
schulmäßig erklärt und interpretiert. Neben Rhetorik, Grammatik (einschließlich
Dichtungsinterpretation) und Dialektik lehrten die Sophisten (z.B. Hippias) verschiedene
Sachaspekte aus Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musiklehre. In diesen Lehrinhalten
zeigt sich bereits die Lehrplan-Struktur der septem artes
liberales mit trivium
und quadrivium, die
den höheren Unterricht im Mittelalter bis hin zur Gelehrtenschule des 18. Jahrhunderts
ausmachten. Auch die Unterscheidung nach Lernvoraussetzungen und Bedingungen wurde von
Sophisten bereits getroffen. So hat Protagoras, der älteste und einer der bekanntesten Sophisten, schon
festgestellt, dass die Unterweisung (didaskalia) Begabung (physis) und
Übung (askesis) brauche. Anlage, Vermittlung und Übung sind auch bei Platon und Aristoteles zentrale
didaktische Aspekte. Quintilian
schließlich sieht die Redegabe im Zusammenwirken von Natur (natura), Theorie (ars)
und Übung (exercitatio) und ordnet die Nachahmung (imitatio), der schon Cicero große Bedeutung
beigemessen hatte, der ars unter.