Lehrer
Aber wo könnten neben all diesen Vorteilen auch Nachteile eines solchen Gesprächs liegen?

Schüler 1Ich finde, dass gerade die stereotypen Sprecherwechsel — also wenn es immer nach dem Motto Lehrerfrage, Schülerantwort, Lehrerfrage, Schülerantwort,... — ziemlich langweilig. Wer hat denn da schon Lust, noch länger zuzuhören? Zumal ja im Endeffekt sowieso fast nur der Lehrer / die Lehrerin redet und wir Schüler oft gar nicht alle so richtig sagen und erklären können, was wir zu einem bestimmten Thema denken.

Schülerin 1Dem kann ich mich nur anschließen: Es können sich immer nur wenige SchülerInnen aktiv am Unterricht beteiligen und viele kommen gar nicht erst zu Wort, besonders die Stilleren unter uns. Und irgendwie wirkt das demotivierend: da ja auch immer nur einer reden kann, melden sich nur noch wenige und andere halten sich völlig raus. Das ganze wird total langweilig, öde und schleppend!

Lehrer
Und was fällt Euch sonst noch auf? Wie wirkt sich diese Gesprächsform auf Eure Aufmerksamkeit aus? Würdet Ihr Euch wohl dabei fühlen, wenn im Unterricht nur noch das sokratische Gespräch geführt werden würde? Ich persönlich denke zum Beispiel, dass dadurch das Gesprächsideal der Ausgeglichenheit verloren geht, da ständig der Lehrer / die Lehrerin die Gesprächsorganisation dominiert.

Schüler 2Hmm,... Entsteht dadurch nicht eventuell auch die Gefahr, dass, je länger ein solches Gespräch geführt wird, SchülerInnen sich „verhört" fühlen? Mir kommt es jedenfalls manchmal so vor, besonders wenn man als Schüler unsicher ist und Schwächen zeigt... Und der Lehrer ist dann auch nie zufrieden mit den Antworten, als ob er auf etwas ganz Bestimmtes hinauswolle und keine andere Antwort akzeptieren will.

Lehrer
Ihr merkt also: Häufig tendiert diese Art der Gesprächsführung ins Negative. Woran kann das liegen?

Schülerin 2Also wahrscheinlich liegt das an dem gehäuften Auftreten bestimmter Gesprächsverhaltensweisen.

Lehrer
Wieso das?

Schülerin 2Ja, das ist doch logisch: Wenn man die ganze Zeit nur dem Vortrag eines einzelnen Redners zuhören muss, dann wird’s ziemlich schnell verdammt langweilig und man schläft ein oder fängt an zu schwätzen. Ist der Lehrer aber zu übereifrig und lässt die Schüler ständig in Gruppen arbeiten, so wird auch dies sehr schnell wieder langweilig und man beschäftigt sich nicht wirklich intensiv mit den Themen, die in der Gruppe ausgearbeitet werden sollen. Und genau so ist es wahrscheinlich auch mit den verschiedenen Mitteln der Gesprächsführung.

Lehrer
Stimmt! Sehr gut! Jetzt fehlt uns nur noch der Bereich der Themenbearbeitung, dann haben wir auch die verschiedenen Nachteile des Sokratischen Gesprächs besprochen. Also los, was fällt Euch dazu ein?

Schüler 1Der Unterricht wird einfach schnell langweilig, zumal man ja wirklich auch gezwungen ist, dem Unterrichtsgespräch ständig zu folgen, damit man den Anschluss nicht verliert. Außerdem ist mir das Ganze viel zu monoton: man kann gar nicht so richtig kreativ werden und seinen Gedanken und Überlegungen zu einem Thema freien Lauf lassen. Es gibt weniger Platz und Spielraum für gedankliche Querverbindungen und Assoziationen aus anderen Bereichen.

Lehrer
Ich denke auch, dass der Unterricht durch dieses Nacheinander der Beiträge schnell eintönig und monoton wird, zumal es ja wirklich nur diesen einen Unterrichtsstrang gibt, dem alle folgen müssen oder zumindest folgen sollten. Fällt Euch noch ein weiterer Nachteil zum Thema „Sprechdenken" ein?

Schülerin 1Höchstens, dass durch diese Art der Gesprächsführung die Möglichkeit zum Entwickeln von Ideen beim Sprechdenken ist dadurch eingeschränkt, dass nur wenige sich aktiv beteiligen können.