
Aber wo könnten neben all diesen Vorteilen auch Nachteile eines solchen
Gesprächs liegen?
Ich
finde, dass gerade die stereotypen Sprecherwechsel — also wenn es immer nach
dem Motto Lehrerfrage, Schülerantwort, Lehrerfrage, Schülerantwort,... —
ziemlich langweilig. Wer hat denn da schon Lust, noch länger zuzuhören? Zumal
ja im Endeffekt sowieso fast nur der Lehrer / die Lehrerin redet und wir
Schüler oft gar nicht alle so richtig sagen und erklären können, was wir zu
einem bestimmten Thema denken.
Dem
kann ich mich nur anschließen: Es können sich immer nur wenige SchülerInnen
aktiv am Unterricht beteiligen und viele kommen gar nicht erst zu Wort,
besonders die Stilleren unter uns. Und irgendwie wirkt das demotivierend: da ja
auch immer nur einer reden kann, melden sich nur noch wenige und andere halten
sich völlig raus. Das ganze wird total langweilig, öde und schleppend!

Und was fällt Euch sonst noch auf? Wie wirkt sich diese Gesprächsform
auf Eure Aufmerksamkeit aus? Würdet Ihr Euch wohl dabei fühlen, wenn im
Unterricht nur noch das sokratische Gespräch geführt werden würde? Ich
persönlich denke zum Beispiel, dass dadurch das Gesprächsideal der
Ausgeglichenheit verloren geht, da ständig der Lehrer / die Lehrerin die
Gesprächsorganisation dominiert.
Hmm,...
Entsteht dadurch nicht eventuell auch die Gefahr, dass, je länger ein solches
Gespräch geführt wird, SchülerInnen sich „verhört" fühlen? Mir kommt
es jedenfalls manchmal so vor, besonders wenn man als Schüler unsicher ist und
Schwächen zeigt... Und der Lehrer ist dann auch nie zufrieden mit den
Antworten, als ob er auf etwas ganz Bestimmtes hinauswolle und keine andere
Antwort akzeptieren will.

Ihr merkt also: Häufig tendiert diese Art der Gesprächsführung ins
Negative. Woran kann das liegen?
Also
wahrscheinlich liegt das an dem gehäuften Auftreten bestimmter
Gesprächsverhaltensweisen.

Wieso das?
Ja,
das ist doch logisch: Wenn man die ganze Zeit nur dem Vortrag eines einzelnen
Redners zuhören muss, dann wird’s ziemlich schnell verdammt langweilig und
man schläft ein oder fängt an zu schwätzen. Ist der Lehrer aber zu
übereifrig und lässt die Schüler ständig in Gruppen arbeiten, so wird auch
dies sehr schnell wieder langweilig und man beschäftigt sich nicht wirklich
intensiv mit den Themen, die in der Gruppe ausgearbeitet werden sollen. Und
genau so ist es wahrscheinlich auch mit den verschiedenen Mitteln der
Gesprächsführung.

Stimmt! Sehr gut! Jetzt fehlt uns nur noch der Bereich der
Themenbearbeitung, dann haben wir auch die verschiedenen Nachteile des
Sokratischen Gesprächs besprochen. Also los, was fällt Euch dazu ein?
Der
Unterricht wird einfach schnell langweilig, zumal man ja wirklich auch gezwungen
ist, dem Unterrichtsgespräch ständig zu folgen, damit man den Anschluss nicht
verliert. Außerdem ist mir das Ganze viel zu monoton: man kann gar nicht so
richtig kreativ werden und seinen Gedanken und Überlegungen zu einem Thema
freien Lauf lassen. Es gibt weniger Platz und Spielraum für gedankliche
Querverbindungen und Assoziationen aus anderen Bereichen.

Ich denke auch, dass der Unterricht durch dieses Nacheinander der
Beiträge schnell eintönig und monoton wird, zumal es ja wirklich nur diesen
einen Unterrichtsstrang gibt, dem alle folgen müssen oder zumindest folgen
sollten. Fällt Euch noch ein weiterer Nachteil zum Thema „Sprechdenken"
ein?
Höchstens,
dass durch diese Art der Gesprächsführung die Möglichkeit zum Entwickeln von
Ideen beim Sprechdenken ist dadurch eingeschränkt, dass nur wenige sich aktiv
beteiligen können.