Rhetorik-Akademie

Diese Ausspracheübung ist für all diejenigen unter euch, die ihre Aussprachefähigkeiten bei den S-Lauten s/ß/ch und sch üben oder auch einfach ausprobieren wollen.

Lest laut!

Und: Lachen ist erlaubt ;)

 

Susi Schmalz

Das war schon zur Schulzeit beschlossene Sache, dass Susi Schmalz, das schlitzäugige, schwarzhaarige Sprösschen und der Stolz des Seifenindustriellen Franz Schmalz, zur klassischen Konzertsängerin ausgebildet werden sollte, koste es was es wolle.

Susi hasste allerdings den Kunstgesang von der ersten Gesangsstunde an, es reizte sie keineswegs mit angestrengter Stimme sechsundsechzigmal die gleiche Zeile zu singen. Es schien Susi sinnlos, sich so sehr fürs Singen aufzugeben, dass schließlich zu Tanz und sonstigem Scherz und Spaß keine Zeit blieb. Dies verschwieg sie zu Hause allerdings und erzählte treuherzig, sie besuche mit von Semester zu Semester steigendem Interesse die klassischen Gesangskurse und hätte beim Ausscheidungssingen sogar als zweitbeste Sopranistin abgeschnitten. Selbstsicher ließ sie sich zum Schluss der Ausbildung Zuschüsse für einen kostspieligen Meisterkurs auszahlen.

Tatsächlich aber hatte Susis Beschäftigung mit Musik nichts Klassisches an sich. Sobald sie außer Haus war, summte sie die entsetzlichsten, süßesten Schlager. Längst hatte sie sich ins Schädelchen gesetzt, Schlagersängerin zu werden. Sie verzichtete aufs Musikstudium und saß stattdessen in Gasthäusern herum. In einer solchen Gaststätte sang sie eines Abends einen Schlager. Der siamesische Schlagzeuger des Orchesters stürzte sich sogleich auf das anscheinend mit Finanzen bestausgestattete Geschöpf und versprach, aus Susi einen Schlagerstar zu machen. Das Schulgeld floss ganz dem Siamesen zu, der sie die Schlitzaugen noch etwas spitzer schminken lies und sie abwechslungsweise schluchzend und süß zerschmelzend stöhnend und zum Schluss sich die Haare ausreißen lies. Als ausschließlich siamesische Spezialität ließ er Susi mit der Zunge schnalzen.

Mit pseudosiamesischen Schlagern sang sich Susi, die jetzt Susi Sari hieß, erstaunlich schnell zur Spitze des Schlagergeschäfts empor. Als erstes schüttelte sie kaltschnäuzig den siamesischen Musiker von sich und steckte astronomische Summen ein. Erst verstieß selbstverständlich der Seifenindustrielle Schmalz seinen gesunkenen Sprössling. Als jedoch eines Morgens die Seifenkurse an der Börse ins Nichts stürzten, schloss Franz Schmalz seinen Sprössling großzügig ans Herz. Der Erlös der süßen Schlager erlöste Schmalz aus Schulden und Schande, und als Susi Sari mit dem Seifensong sämtliche bisherigen Erfolgszahlen schlug, setzte dies auch das sinkende Seifengeschäft in Schwung.